Wenn die Quellen in der Ortenau versiegen
Der geringe Niederschlag der vergangenen Monate wirkt sich auf die Trinkwasserversorgung aus. Vor allem kleine Wasserwerke und Landwirte mit eigenen Quellen stehen vor Problemen.
Der Hof von Angela Aberle und ihrem Mann Helmut auf dem Gebiet des Hornberger Ortsteils Reichenbach ist ein Beispiel für knapper werdendes Wasser. Sie halten 30 Milchkühe und betreiben Ackerbau. Drei Quellen sollen die Versorgung sicherstellen. Lange genügten zwei. Die dritte hatte die Familie nach dem extrem trockenen Sommer im Jahr 2003 graben lassen. Sie wird nur angezapft, wenn die beiden anderen Quellen zu wenig Wasser geben. An Heiligabend war es soweit und die Pumpen mussten angeworfen werfen. »Im Dezember hatten wir noch nie Wasserknappheit«, sagt sie.
Kühe sind durstig
Weshalb gerade die Milchviehhalter auf eine gute Wasserversorgung angewiesen sind, macht Aberle mit einer Zahl deutlich. 80 bis 100 Liter Wasser benötigen ihre Kühe pro Tag und Tier.
Nicht weit von ihr hat Wilfried Schondelmaier seinen Hof. Sein Bedarf an Wasser liegt bei 3500 Liter am Tag. Nicht immer liefert seine Quelle diese Menge. Deshalb verfügt der Hof seit vergangenem Jahr über ein 5000 Liter fassendes Wasserfass. Zum letzten Mal sei das im Herbst im Einsatz gewesen, so Schondelmaier, um Wasser von einem befreundeten Hof zu holen. »Bei privaten Quellwasserversorgungen kam es bereits in Einzelfällen zu Engpässen«, bestätigt Katinka Mangei, Sachgebietsleiterin Wasserversorgung, Trinkwasserüberwachung und Grundwasserschutz im Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz. Wenn es nicht bald stark regnet, rechnet Mangei sogar mit einer Verschärfung der Probleme.
Wassermangel sorgt für Umdenken
Der Wassermangel lässt die Landwirte umdenken. Der Reichenbacher Ortsvorsteher Gottfried Bühler berichtet von Landwirten, die bei ihm wegen eines Anschlusses ans öffentliche Wassernetz nachgefragt hätten.
Den Grund für die versiegenden Quellen kennt Franz Schmalz, der Wetterexperte der Mittelbadischen Presse aus Wolfach. Seit dem verregneten Juni 2016 sei nur noch im Oktober, die für die jeweiligen Monate normale Regenmenge erreicht worden, fasst Franz Schmalz die Messungen an seiner Wetterstation Wolfach zusammen. Extrem trocken sei der Dezember gewesen. Sechs Liter Niederschlag pro Quadratmeter entsprächen etwa fünf Prozent der für diesen Monat üblichen Menge, sagt der Wetterexperte der Mittelbadischen Presse. Auch der Januar sei deutlich zu trocken gewesen, erläuterte Schmalz.
Nur der Anfang
Sind die versiegenden Quellen der Landwirte nur der Anfang und die Ortenauer müssen sich auch auf Einschränkungen bei der Wasserversorgung einstellen? Mangei legt sich fest: »Es gibt derzeit keine Bedenken, was die Versorgung der Bürger im Ortenaukreis mit Trinkwasser angeht.«
Der Grund dafür sei die Redundanz in der Trinkwaserversorgung. Gemeint ist damit, dass die Wasserversorger in der Regel ein zweites Standbein haben. »Sie fördern entweder aus mehreren Tiefbrunnen gleichzeitig Grundwasser, haben eine Kombination aus Tiefbrunnen und Quellen oder betreiben Grundwasserbrunnen und beziehen zusätzlich Trinkwasser aus der Fernwasserversorgung Kleine Kinzig«, erläutert Mangei.
Kleine Kinzig
Wenn der Oppenauer Wassermeister Ulrich Ronecker die Schüttmengen der Quellen, aus denen das Trinkwasser sprudelt, abliest, macht sich der ausbleibende Regen mittlerweile bemerkbar. Die Mengen seien deutlich zurückgegangen, sagt er. So besorgniserregend, dass die Gemeinde ihre Bürger etwa zum Wassersparen aufrufen müsste, sei die Lage allerdings noch nicht.
Auch Markus Käshammer, Roneckers Kollege aus Sasbachwalden, klingt besorgt: »Der Wasserspeicher ist stark zurückgegangen.« Er macht das daran fest, dass auch Niederschläge sich fast gar nicht auf den Ausstoß der Quellen ausgewirkt hätten. Im gesamten Spätjahr sei die Schüttmenge deshalb zurückgegangen. Auf dem Trockenen sitzen werden Sasbachwalder aber nicht. Wenn die Schüttung der Quellen vor Ort nicht ausreicht, versorgt das Wasserwerk in Achern die Menschen im Nachbarort mit Wasser.
Entspannt sieht die Lage dagegen Petra Hauser, die bei den Technischen Betrieben Kehl kommissarisch für die Trinkwasserversorgung zuständig ist. In Kehl wird das Trinkwasser aus 60 Metern Tiefe gefördert. Damit sei das Wasserwerk unabhängig vom Grundwasserstand, sagte Hauser.
Gemeinden suchen Anschluss
Immer mehr Gemeinden in der Ortenau greifen auf das Wasser der »Fernwasserversorgung Kleine Kinzig« zurück; etwas Offenburg im Jahr 2015. Der Trinkwasserspeicher des Zweckverbandes in der Nähe von Alpirsbach-Reinerzau im Schwarzwald ist zwar nicht wirklich gut gefüllt. Das sei aber normal zu dieser Jahreszeit, beruhigt Geschäftsführer Maik Zinser. Mit 5,2 Millionen Kubikmeter (5,2 Milliarden Liter) Trinkwasser versorgt der Zweckverband die Menschen in den angeschlossenen Gemeinden. Die Kapazität liege aber bei 12 Millionen Kubikmeter, genug also.