Ortenau

Werben für einen Schlachthof in der Ortenau

Thomas Reizel
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09. März 2016
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Die Tage des Offenburger Schlachthofs sind im Jahr 2019 gezählt. Ob es danach noch einen großen Schlachthof in der Ortenau geben wird, steht bislang noch nicht fest. ©Iris Rothe

Gerd Baumer, ehemals Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, setzt sich zum wiederholten Male stark für einen Schlachthof in der Ortenau ein, wenn der Offenburger 2019 schließen wird. Doch dem Landratsamt fehlt ein schlüssiges Konzept.
 

Gerd Baumer ist quasi in Doppelfunktion unterwegs. Einerseits ist er seit 2013 als Pate im Unterausschuss Ländlicher Raum des Kreistags  für das Projekt Schlachthof in der Ortenau zuständig,  andererseits ist er nach Angaben von Michael Bauernschmid, Geschäftsführer Haas-Bauernschmidt GmbH, Betreibergesellschaft des Offenburger Schlachthofs, auch Ansprechpartner bei Anfragen an das Unternehmen. »Das stimmt, aber ich stehe in keinem Geschäftsverhältnis. Mir geht es nur um die Sache«, sagte Baumer auf Anfrage der Mittelbadischen Presse.

Als Pate für das Schlachthofprojekt hat er einen Brief an Landrat Frank Scherer und die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag geschickt, wonach er sein Engagement für einen Schlachthof in der Ortenau begründet und auch einfordert: »Mir erscheint es nicht eingängig, dass wir uns im Zusammenhang mit der Offenhaltung der Landschaft für verstärkte Tierhaltung aussprechen, aber dann auf Schlachteinrichtungen außerhalb des Orte­naukreises verweisen oder auf kleine private Schlachtanlagen.« Wie berichtet, muss der Offenburger Schlachthof wegen Grundstücksbedarfs der Stadt 2019 schließen. Dort werden pro Jahr 50 000 Schweine sowie 4000 Kälber und Rinder geschlachtet.

Förderung vom Kreis?

Für Baumer erscheint im Doppelhaushalt 2019/2020 eine Mitfinanzierung des Neubaus aus dem Infrastrukturprogramm des Ortenaukreises in Millionenhöhe möglich, ähnlich wie beim in Bau befindlichen Kinzigtalbad in Hausach. Außerdem verweist Baumer auf Fördermöglichkeiten des Regierungspräsisiums (RP), die ebenfalls in Millionenhöhe ausfallen können.

Von Geschäftsführer Bauernschmid wisse Baumer, dass er für eine Fortführung der GmbH und als Betreiber zur Verfügung steht. Baumer habe Fragen für eine Umfrage der Metzgerinnung zur Notwendigkeit einer Schlachtanlage formuliert, die in diesen Tagen durchgeführt werde. Hierfür ist allerdings viel Zeit vergegangen, denn die Fleischerinnung Ortenau hatte diese Umfrage bereits im Mai 2015 angekündigt.

Auch seien Gespräche mit Volker Schmitt, Geschäftsführer der Fleischer- und Gastronomieservice Baden mit Sitz am Offenburger Schlachthof, sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden Kurt König geführt worden, um ein gemeinsames Fleischzentrum an einem von der A 5 gut erreichbaren Standort zu verwirklichen. Doch die FGS ist Konkurrent zur Emmendinger Firma Färber, die an der Haas-Bauernschmid GmbH beteiligt ist.

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"Keine Signale"

Offenburgs Oberbürgermeisterin Edith Schreiner sagte auf Anfrage der Mittelbadischen Presse, dass die Schlachthofgesellschaft Flächen im Gewerbegebiet Hoch 3 in der Nähe von Aluminium-Richter bekommen könnte. »Doch wir haben bisher kein Signal.« Baumer erklärte, dass seit einer Woche Kontakt zur Wirtschaftsförderung bestehe.

"Tragfähiges Konzept fehlt"

Auch Martin Schreiner, Landwirtschaftsdezernent des Ortenaukreises, beklagte im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse mangelnde Informationen: »Es fehlt ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept, zumal es um die Ortenau Schlachthöfe gibt, etwa in Bahlingen (Kaiserstuhl), Bühl, Donaueschingen, Freiburg, Lörrach, Mannheim, Birkenfeld bei Pforzheim und Straßburg: »Außerdem schlachten 22 von 64 Metzgern im Ortenaukreis selbst, ebenso 49 Direktvermarkter.«

Gerade bei Schweinen herrsche »unglaublicher Druck«, die Preise seien für die Erzeuger kaum auskömmlich. Sie gingen dahin, wo es die besten Preise gibt. Zudem stamme nur rund ein Drittel der in Offenburg geschlachteten Schweine aus der Ortenau, der Rest aus anderen Bundesländern. Andererseits würden etwa 20 000 Ortenauer Schweine außerhalb geschlachtet.

»Habe gutes Gefühl«

Baumer kündigte an, dass dem Regierungspräsidium noch im April das Konzept für den Schachthof vorgelegt werde, zu dem auch eine Abnahmeverpflichtung von heimischen Tieren gehöre, der biozertifiziert und gläsern sein sowie Verständnis für die Vermarktung von Tieren aus der Region in der Region fördern soll: »Ich habe ein gutes Gefühl«, sagte Baumer.

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