So bereitet das Christliche Jugenddorf den Nachwuchs auf den Job vor
»Leser helfen« bittet um Spenden für den Umbau des Internatshauses Gengenbach auf dem Gelände des Christlichen Jugenddorfs. Gleichzeitig bietet die Mittelbadische Presse Einblicke in die Arbeit des CJD. Heute: die Berufsvorbereitung.
Marcel Schmid aus Schutterwald ist einer von rund 500 Jugendlichen, die im Christlichen Jugenddorf (CJD) ausgebildet beziehungsweise auf eine Berufsausbildung vorbereitet werden. »Ich hatte nach der Mittleren Reife an den kaufmännischen Schulen in Offenburg noch keine Richtung, in die ich gehen wollte«, sagte er beim Besuch der Mittelbadischen Presse.
Deshalb hat er sich für das CJD entschieden. »Hier kann ich mir mehrere Berufe anschauen. Im Augenblick mache ich ein Praktikum zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei der Bäckerei Armbruster in Schutterwald. Ich habe aber auch schon in der Abteilung Holz gearbeitet«, erzählt er. Im CJD hat er in einer ganz normalen Werkstatt gearbeitet, konnte seine ersten Werkstücke selbst herstellen. Die Berufsorientierung entspreche den Ausbildungsinhalten im ersten Lehrjahr.
Die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BVB) im Christlichen Jugenddorf gliedern sich in zwei Bereiche. Die allgemeine BVB richtet sich an junge Menschen, die es danach in den regulären Ausbildungsmarkt schaffen. »Hier können die Auszubildenden Hemmnisse auf dem Weg in den Wunschberuf abbauen oder Alternativen zu Wünschen finden, die nicht mit den Schulnoten übereinstimmen« erläuterte Abteilungsleiterin Eva Götz.
Dafür werden die Jugendlichen zunächst in den CJD-eigenen Werkstätten unterrichtet. Doch werde großer Wert darauf gelegt, dass die Jugendlichen das Gelernte in externen Betrieben in Praktika schnell anwenden und vertiefen und gegebenenfalls dort einen Ausbildungsplatz erhalten.
Der zweite BVB-Bereich ist im Berufsbildungswerk (BBW) angesiedelt, in dem Lisa Leible als Sozialbegleiterin arbeitet: »Bei uns sind viele Jugendliche lernbeeinträchtigt und haben multiple Einschränkungen«, erläuterte sie. Die meisten Teilnehmer kämen von Förderschulen. Auch für diese Menschen bestehe größtes Interesse, sie in externe Praktika zu vermitteln, denn auch für sie bestünden durchaus Chancen, sie in den ersten Ausbildungsmarkt zu bringen. Ansonsten haben sie die Möglichkeit, im CJD-Jugenddorf Offenburg eine Ausbildung mit besonderen Unterstützungsangeboten zu besuchen.
David Gebhard aus Teningen erprobt die Berufsfelder Holz und Farbe. »Ich habe eine Lernbehinderung und würde in größeren Schulklassen untergehen, weil ich mich nicht so gut konzentrieren kann«, sagte er. Die Ausbildung strenge ihn an, danach brauche er seine Ruhe.
Der 18-Jährige lebt momentan im Haus Kehl, muss aber ins Haus Gengenbach wegen Problemen mit einem Zimmerkollegen umziehen. Eigentlich benötigt er ein Einzelzimmer. »Das wäre gut, weil ich eine Rückzugsmöglichkeit für mich brauche, um zur Ruhe zu finden.« Doch die gibt es noch nicht, und hier setzt auch die »Leser helfen«-Aktion an.
»Psychisch labil«
Lena François hat bereits ein Einzelzimmer, und zwar im Haus Oberkirch. »Ich bin psychisch labil, in einer normalen Schule und großen Teilnehmergruppen würde ich die Gruppensituation manchmal nicht aushalten können«, berichtete die 15-Jährige. Auch habe sie familiäre Probleme, weshalb das Mädchen sogar aus Trier in die Ortenau kommen musste. Lena genießt es im CJD zu leben.
Es sei gerade diese Möglichkeit, schnell und unkompliziert die richtige Balance zwischen Kontakt zu anderen Menschen und Zeit für sich selbst zu schaffen, die den Lernort Wohnen im Berufsbildungswerk für die Teilnehmenden so wichtig macht.