Ortenau

Widerstand gegen Einführung der Biotonne

Thomas Reizel
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19. November 2014
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Protest aus der Ortenau gegen die vom Land geplante Einführung der Biotonne: Grünabfälle im Hausmüll gehören zum Betriebskonzept der Abfallbehandlungsanlage auf dem Kahlenberg. ©Ulrich Marx

Die Müllgebühren werden in den kommenden zwei Jahren im Ortenaukreis nicht steigen. Das empfahl gestern der Umwelt- und Technikausschuss dem Kreistag. Gleichzeitig formulierte er massiven Widerstand gegen die vom Land geplante Biotonne.

Ortenau. Die Abfuhr von Hausmüll wird in den Jahren 2015/16 nicht teurer. Zwar muss der Kreistag noch darüber entscheiden, doch die einstimmigen Empfehlung des Umwelt- und Technikausschusses des Ortenaukreises lässt keinen Zweifel daran. Mit 94 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt liegt der Kreis an drittletzter Stelle der Gebührenstaffel in Baden-Württemberg. Günstiger ist die Müllabfuhr nur noch in den Kreisen Esslingen (88 Euro) und Waldshut-Tiengen (86 Euro). Spitzenreiter ist Mannheim-Stadt mit 212 Euro.
Martin Roll, Geschäftsführer des kreiseigenen Betriebs Abfallwirtschaft, sagte angesichts des guten Ergebnisses, »dass wir alle darauf stolz sein können«, denn die Gebühren sind seit 2009 konstant.

Einstimmigkeit, aber keinesfalls helle Freude wie bei den Gebühren, herrschte beim Reizthema »Bio-Tonne«. Die will das Land Baden-Württemberg flächendeckend einführen. Doch das wollen die Ortenauer Akteure nicht: »Wir brauchen die Biotonne nicht, unser Verfahren hat sich bewährt«, sagte Marco Steffens (CDU).

Ähnlich formulierte es Heinz Winkler für die Freien Wähler: »Unsere Abfallwirtschaft funktioniert sehr gut, wenn man uns nicht von außen reinredet.« Der Kreis müsse entschlossen gegen die Biotonne eintreten. »Die wäre Schilda hoch 3«, attestierte Karl-Heinz Debacher (SPD). Ablehnung kam auch von Carsten Erhardt (FDP) und Lukas Oßwald (Linke). Auch bei Carsten Gabbert (Grüne) stießen die Pläne der grün-roten Landesregierung auf kein Verständnis: »Bei der Biotonne haben wir Konsens.«

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Der Protest ist begründet. Denn der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) hatte in Ringsheim auf eigenes Risiko für 48 Millionen Euro von 2004 bis 2006 die Abfallbehandlungsanlage als Modellprojekt gebaut. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist es, aus Bioabfällen, die in der grauen, also ganz normalen Mülltonne, landen, Gas zur Wärme- und Stromerzeugung zu gewinnen. Davon profitiert die Anlage, aber auch für die Bevölkerung. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist, rund 120 Haushalte erhalten Fernwärme. Martin Roll sagte: »Wir haben Interessenten aus der ganzen Welt, in Nordfrankreich ist eine Anlage kurz vor der Fertigstellung.« Der ZAK hatte die Lizenz des europaweit patentierten Verfahrens vergeben.

Gäbe es aber im Restmüll keine Bioabfälle mehr, wäre das gesamte Konzept der Anlage in Frage gestellt. Das Land indes hat dem Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg, zu dem die Landkreise Ortenau und Emmendingen zählen, angeboten, auf die Einführung der Biotonne zu verzichten, sollte es gelingen, Phosphor oder andere biogene Stoffe zu gewinnen.

Das will der Betrieb zwar versuchen, doch machte Landrat Frank Scherer gestern unmissverständlich klar, dass der Kreis auch dann auf die Biotonne verzichten wird, wenn das Ergebnis negativ ist. Er bereitet sich bereits auf einen Streit mit dem Land vor. »Wir lassen eine Ökobilanz erstellen, und ich habe das Gefühl, dass die zugunsten der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung geht.« Denn die Tonnen müssten separat abgefahren werden.

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