Ortenau

Wilder Westen auf der Messe

Bettina Kühne
Lesezeit 4 Minuten
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20. August 2009

Lederhosen, Tabakbeutel, Adlerflaum als Kopfputz – bei ihren Trachten würden sich die Bayern und die Indianer kaum unterscheiden, spaßt Heinz Bründl. Aber der tatsächliche Grund, weshalb der 61-jährige Bayer seit 40 Jahren Kleidung und Alltagsgegenstände der Plain- und Prärieindianer sammelt, ist ganz einfach der »Mythos Wild West«. Den bringt er Ende September auch auf die Oberrheinmesse Offenburg.

Die Zeit der Indianer ist vorbei. »Da braucht man keinen mehr auf ein Pferd zu setzen und zu glauben, dass er einen Büffel jagt«, sagt Heinz Bründl salopp. Und doch kann man bei dem gestandenen Mannsbild aus Bayern eintauchen in die Welt der Rothäute, Cowboys und Desperados.
Wenn die Tür aufschwingt, stehen die Besucher im Saloon. »Dog Beer« und »Bohnen-Chilli« gibt es dort – und zumindest zum Anschauen auch al das, was Trading Post, der Indianer-Laden, Mitte des 19. Jahrhunderts alles vorrätig hielt.
Seit er 20 Jahre alt ist, fasziniert Bründl der Wilde Westen mit all seinen Facetten. Schuld hat Prinz Maximilian zu Wied, der von 1832 an den Westen zusammen mit einem Maler zwei Jahre bereiste – und wunderschöne Aquarelle und Stiche hinterließ. Bründl sah die Bilder und trat in den Ersten Cowboy-Club 1913 in München ein. Nach seiner ersten USA-Reise 1974 avancierte er zum Lieferanten für alle Wild-West-Fans, und so wurde sein Hobby sein Beruf: Er baute originalgetreue Kulissen für Indianerlager und Saloons und stattete sie liebevoll aus.
Von 1987 bis 1995 war »No Name City« in Poing bei München das Aushängeschild seines Unternehmens »Winna«, zudem stattet er zahlreiche Hotels, Freizeitparks oder Messen mit Western-Flair aus.
Post aus San Francisco
Ein Paar Moccasin für damals 120 Mark war neben einem Pfeil das Erste, was Bründel erstanden hat. Stolz zeigte er seiner Oma die Sendung aus San Francisco. »Dafür hättest du dir vier Paar neue kaufen können«, meinte die Großmutter erschüttert. Seine Frau zeigte zum Glück mehr Verständnis: Immer wenn Bründel ein bisschen Geld gespart hatte, kaufte er ein neues Exponat. Wohneigentum war ihm nicht wichtig, wohl aber mit seinen Kostbarkeiten zu wohnen. Was zuhause keinen Platz hat, findet in der 350 Quadratmeter großen Lagerhalle Unterschlupf.
Perlenbesticktes wie Lederhemden guten unter Sammlern als besondere Kostbarkeit, weil »jeder Stamm nur zwei, drei solcher Hemden besaß«. Natürlich wird Bründl auch in Offenburg eines in die Vitrine stellen. Genauso wichtig sind ihm aber Alltagsgegenstände. Er ist einer der wenigen, die beispielsweise auch Spielzeug sammeln. Mini-Tipis, Puppen und vieles mehr begeisterte früher die Indianerkinder und heute Bründl und sein Publikum: »Das sind meine liebsten Stücke aus den wohl 1000.«
Aber auch Kult- und Alltagsgegenstände wie Pfeifen – hierzulande fälschlicherweise als Friedenpfeife bezeichnet, obwohl sie zu vielen Gelegenheiten entzündet wurden - runden das Bild ab: Bründel, der wohl 40 Mal in seinem Leben in den USA war, stellt als Spezialist das Leben der Plain- und Prärieindianer fast schon wissenschaftlich nach.
»Es wurde viel verschenkt und getauscht«, berichtet er. Vor allem zwischen den Indianer und dem Militär. So kam es dann auch, dass ein Tabakbeutel des berühmten Sitting Bull erhalten ist und heute in seiner Vitrine liegt. Genauso wie einer von Spotting Tail, auf dem der Schenkanlass notiert ist. Und obwohl er sich von den »Blut- und Boden«-Sammlern abheben möchte, findet sich auch in seinem Fundus ein Skalp, Tomahawks und Pfeile.
Wo Indianer sind, fehlen selten rauchende Colts. Deshalb ergänzt der Ausstellungsmacher seine Exponate auch um Waffen, Kleidung aus dem 19. Jahrhundert, Sätteln und anderen Gegenstände, die die Siedler nutzten. 20 Vitrinen, schätzt er, werden all die Dinge füllen. Und dennoch wird es ist den Schaustücken aus der Zeit von 1780 bis 1880 nicht langweilig: Hinter der Saloontür ist nämlich jede Menge Leben.
Die Sonderschau ist von Samstag, 26. September, bis Sonntag, 4. Oktober, täglich von 9.30 bis 18 Uhr zu sehen. Eintritt sechs Euro, ermäßigt fünf Euro, Kinder und Jugendliche zwei Euro, Familienkarte 13 Euro.

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Hintergrund
Malwettbewerb
Kinder malen, was Ihnen zu dem Thema Mythos Wild West einfällt und ihre Bilder werden auf der Oberrheinmesse Offenburg vom 26. September bis 4. Oktober ausgestellt. Die kreativsten Einsendungen werden prämiert und mit Preisen belohnt, teilt die Messe Offenburg mit. Einsendeschluss ist Donnerstag, 3. September. Einsendungen bitte an: Messe Offenburg-Ortenau, Schutterwälder Str. 3, 77656 Offenburg. Weitere Informationen unter www.messeoffenburg.de im Internet.

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