Vorsicht vor Bambi und Co.!
Im Schnitt kommt es im Revier des Polizeipräsidiums Offenburg täglich zu einem Wildunfall, davon gehen Schätzungen der Behörde aus. Besonders groß ist die Gefahr im Frühjahr und Herbst – und in den kommenden Tagen. Der Grund: die Uhrenumstellung.
Eine Stunde Schlaf kostet die Deutschen die Uhrenumstellung in der Nacht von heute auf den morgigen Sonntag. Doch nicht nur der Mensch muss sich an die Zeitumstellung gewöhnen; auch Tiere leben zunächst noch im alten Rhythmus – und werden so vom »verspäteten« Berufsverkehr überrascht. Frederik Daniels, Sprecher der Jägervereinigung Offenburg warnt die Verkehrsteilnehmer: »Die Wildunfall-Gefahr steigt.«
Herr Daniels, wie kommt die Zeitumstellung den Tieren in die Quere?
Frederik Daniels: Der Hauptverkehr verschiebt sich von heute auf morgen um eine Stunde und fällt näher an die Dämmerung. Gerade in dieser Zeit wechselt das Wild zwischen ›Ess- und Schlafzimmer‹.«
Und muss dabei Straßen überqueren?
Daniels: Ja. Am häufigsten betroffen ist Rehwild. Bundesweit kommen etwa 200 000 Tiere unter die Räder. Jedes fünfte Reh wird nicht vom Jäger erlegt, sondern stirbt bei Verkehrsunfällen.
Was kann man tun, um das Risiko zu minimieren?
Daniels: Besondere Aufmerksamkeit ist in den Dämmerungsstunden geboten. Im Wald und an unübersichtlichen Wald- und Feldrändern gilt zudem: Fuß vom Gas.
Und wenn das Wild bereits auf der Straße steht?
Daniels: Abblenden, kontrolliert abbremsen und hupen. Wild ist im grellen Scheinwerferlicht schnell orientierungslos und reagiert panisch. Ist eine Kollision unvermeidbar, heißt es das Lenkrad festhalten, geradeaus fahren und bremsen. Keinesfalls sollte man unkontrolliert ausweichen: Baumunfälle oder Zusammenstöße mit dem Gegenverkehr enden schnell tödlich. Bei 60 Stundenkilometern hat aber auch ein Wildschwein das Aufprallgewicht eines Nashorns.
Was tun die Jäger, um das Wild von den Straßen fernzuhalten?
Daniels: In vielen Revieren werden mit großem finanziellem Aufwand an den Leitpfosten blaue Reflektoren montiert. Große Kfz-Versicherungen unterstützen diese Arbeit. Die ersten Erfahrungen hiermit sind sehr gut. Eine genaue Studie läuft noch bis 2015. Viele Jäger bieten den Tieren in ihren Revieren außerdem Wildäcker an, damit die Tiere gar nicht erst über die Straße ins ›Esszimmer‹ laufen. Kurz gehaltene Böschungen am Straßenrand sollen den Tieren zudem den Aufenthalt madig machen.
DIE POLIZEI INFORMIERT
Zahlen, Fakten, Hinweise: Was ist zu tun, wenn es kracht?
20 schwere Unfälle mit Wild hat es 2013 im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Offenburg geben. »Diese Unfälle werden langfristig bei uns erfasst«, sagt Eugen Wiegert vom Führungs- und Einsatzstab des Präsidiums. Schwerer Unfall bedeutet: Ein Mensch wurde verletzt und/oder das am Unfall beteiligte Fahrzeug war nach dem Unglück nicht mehr fahrbereit. »Gleichwohl«, so Wiegert, »gab es natürlich mehr als 20 Wildunfälle«. Im Durchschnitt dürfte es täglich einer sein, schätzt er. Nicht alle werden gemeldet. Bei 14 Unfällen kamen 2013 Menschen zu Schaden, acht mussten stationär behandelt werden, zehn erlitten »lediglich leichte Verletzungen.
Der Handlungsleitfaden für den Unglücksfall:
1. Unfallstelle sichern: Warn-Blinklicht einschalten, Warndreieck aufstellen, wenn möglich Warnweste anziehen. Fahrbahn räumen, wenn nötig auch das Tier entfernen (nicht mit bloßen Händen anfassen!).
2. Polizei verständigen: Das ist in jedem Fall Pflicht. Die Polizei verständigt dann den zuständigen Jäger oder Jagdpächter. Daran denken, sich eine Wildunfallbescheinigung ausstellen zu lassen (für die Versicherung).
3. Verletztem Tier nicht folgen: Fluchtstelle merken und dem Jäger melden. Achtung: Wer tote Tiere mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig!