Wirtschaft in der Ortenau

WRO-Chef Hammes: Streik kostet halbe Million täglich

Marc Mudrak
Lesezeit 3 Minuten
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20. Mai 2015

(Bild 1/2) Die Industrie in der Ortenau ist auf Güterzüge wie hier im Bahnhof Offenburg angewiesen. ©Ulrich Marx

Seit Dienstag streikt die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) im Güterverkehr, seit gestern im Personenverkehr. Manfred Hammes, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau (WRO), berichtet, wie sich die hiesigen Unternehmen auf den Ausstand vorbereiten und was er von der Politik erwartet.

Herr Hammes, welche Folgen hat der Streik für die lokalen Unternehmen?
Manfred Hammes: Das lässt sich nach einem Tag noch nicht absehen. Die konkreten Folgen hängen natürlich von der Streikdauer ab. Ich bin aber zuversichtlich, was den Beginn einer Schlichtung und damit einer entsprechenden Friedenspflicht angeht. Wenn es dazu kommt, werden die Folgen in unserer Region nicht besonders spürbar sein. In dem Zusammenhang ist es gut, dass das Tarifeinheitsgesetz auf den Weg gebracht wird.

Welche Branchen sind besonders betroffen? Wie reagieren diese logistisch?
Hammes: Am stärksten betroffen ist die Rohstoffversorgung in der chemischen Industrie. In dieser Sparte werden rund 15 Prozent aller Güter mit der Bahn transportiert. Für bestimmte gefährliche Güter ist der Schienentransport ja auch gesetzlich vorgeschrieben. Dieser Bereich ist jedoch in der Ortenau nicht besonders stark vertreten. Der Maschinenbau, unsere stärkste Branche, ist glücklicherweise vom Streik nur wenig berührt, da hier meist die Lkw-Logistik  im Vordergrund steht. Betroffen sind außerdem die Arbeitnehmer, die mit der Bahn zur Arbeit kommen.

Braucht es mehr Alternativen zur Bahn?
Hammes: Die Alternative, leider allerdings noch nicht für dieses Mal, ist die Lok ohne Lokführer. Technisch stellt diese sicher weniger ein Problem dar, allerdings gibt es noch Akzeptanzprobleme. Dass es technisch funktioniert, zeigen die U-Bahnen ohne Lokführer, die ja seit Jahren schon in Betrieb sind.

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Wie hoch werden die finanziellen Einbußen sein?
Hammes: Da können wir uns nur über eine Hochrechnung annähern. Der gesamtwirtschaftliche Schaden pro Streiktag wird von Wirtschaftsverbänden auf 100 Millionen Euro geschätzt. Runtergebrochen auf die Ortenau wäre das gerade mal eine halbe Million Euro oder etwas mehr als ein Euro pro Einwohner. Klingt wenig, aber dennoch würde jeder von uns diesen Euro sicher lieber sinnvoll einsetzen, statt gezwungen zu werden, ihn wegzuwerfen.

Die Streikabstände werden immer kürzer: Können Unternehmen noch planen und auf neue Streikankündigungen reagieren?
Hammes: Die kürzeren Streikabstände lassen die Unternehmen routinierter mit der Situation umgehen. Die Gesamtauswirkungen in der Ortenau werden mit jedem Streik geringer. Die Unternehmen haben vorgeplant und sind von »Just-in-time«-Lieferungen zu verstärkter Lagerhaltung zurückgekehrt. Dazu gehört auch, dass sich viele im Vorfeld ausreichend Lkw-Logistik-Kontingente gesichert haben.

Welche Forderungen richten Sie an die Tarifparteien und an die Politik?
Hammes: Keine. Jedermann wäre froh, wenn es nur um mehr Geld, mehr Urlaub oder kürzere Arbeitszeit ginge. Aber die Machtverteilung von Spartengewerkschaften innerhalb der Bahn auf dem Rücken von Pendlern, Reisenden und Unternehmen auszutragen, ist asozial. An die GDL richte ich deshalb nur die Frage, wann mal wieder der Verstand eingeschaltet wird. Der befindet sich offensichtlich auch im Streik.

Hintergrund

Streik bei der Bahn

Seit Dienstag, 19. Mai, streiken die Lokführer – zum neunten Mal im aktuellen Tarifkonflikt. Den Auftakt machten am 1. und 6. September 2014 zwei Warnstreiks – sie dauerten jeweils drei Stunden. Nach der Urabstimmung folgte am 7. und 8. Oktober ein neunstündiger Ausstand. Danach wurden die Arbeitskämpfe immer länger: Sie dauerten vom 15. bis 16. und vom 17. bis 20. Oktober sowie vom 5. bis 8. November. Im Jahr 2015 setzte die GDL den Arbeitskampf vom 21. bis 23. April sowie zuletzt vom 4. bis 10. Mai fort. Damals stand der Güterverkehr während 138 Stunden still. muk

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