Innovativ: Kleidung aus Milch
Die Zehntklässler am Einstein-Gymnasium erhielten mit Coaching4Future interessante Einblicke, welche Möglichkeiten gerade die MINT-Fächer für das Studium oder den späteren Beruf bieten.
»Textilien haben nicht immer zwingend etwas mit Kleidung zu tun«, sagt Marion Dürr und reicht an die in der Cafeteria am Einstein-Gymnasium versammelten Schüler ein Gewebe weiter, das sich an einem Ende verzweigt.
Mit gewöhnlicher Kleidung hat der Gegenstand tatsächlich wenig zu tun, dafür viel mit Technik. Es handelt sich dabei nämlich um eine Aorta-Prothese aus Polyester, die, eingesetzt in der Hauptschlagader, Leben retten kann. Mit solchen Exponaten und kleinen Experimenten präsentieren die Coaching4Future-Wissenschaftlerinnen den Zehntklässlern an diesem Vormittag sehr anschaulich, in wie vielen Bereichen technische Innovationen zur Erleichterung unseres Alltags führen.
Interesse wecken
Dabei setzt sich Coaching4Future grundsätzlich dafür ein, bei Schülern Interesse für die Welt von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu wecken und Berührungsängste mit diesen MINT-Fächern zu verringern. Dies geschieht innerhalb eines Multimedia-Vortrags mit einer Mischung aus Information und Unterhaltung. Kleidung aus Milch? Das ist zunächst schwer vorstellbar, aber die Bluse, die Expertin Susanne Fries an die Einstein-Schüler weiterreicht, fühlt sich extrem flauschig an. Weshalb man aus einem Lebensmittel wie Milch überhaupt etwas zum Anziehen produzieren sollte, fragt Fries die »Einsteiner«. Zum einen ist Milch oftmals aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel weil die Kühlkette unterbrochen wurde, nicht mehr für den Lebensmittelhandel geeignet. Zum anderen lässt sich Kleidung aus Milch wesentlich besser kompostieren als synthetische Kunstfasern, die aus Erdöl hergestellt werden.
Verknüpft werden derartige Hightech-Innovationen im Vortrag mit den Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten, die es in diesem Bereich gibt, wie zum Beispiel den Studiengängen Verfahrenstechnik und Textil- und Bekleidungstechnik. Bei der parallel vorgestellten Ausbildung zum Mediengestalter Digital und Print warnen die Coaching4Future-Coaches vor falschen Vorstellungen, denn mit Papier und Stift habe dieser Berufsweg wenig zu tun: Es gehe dabei vor allem um das Arbeiten am Computer. Dafür kann diese Ausbildung auch im technischen Bereich bei der Verpackung von Getränken und Nahrungsmitteln von Interesse sein. Anders als in der Schule, in der die Naturwissenschaften in getrennten Fächern, Biologie, Physik und Chemie unterrichtet werden, weisen viele Arbeitsbereiche im MINT-Bereich auch einen interdisziplinären Charakter auf.
Vielseitige Kenntnisse
So muss ein Lebensmitteltechniker Kenntnisse in Physik, Chemie und Biologie vorweisen, um einen Schokoriegel in Masse zu produzieren. Ob künstliche Haut zum Testen von Sonnenschutzcrème, Superabsorber, die Flüssigkeit in der vielfachen Menge ihres Eigenvolumens aufnehmen und dann unter anderem in Windeln Verwendung finden oder künstliche Hüften aus spezieller Keramik – die beiden Wissenschaftlerinnen zeigten den »Einsteinern«, dass man sich im MINT-Bereich mit spannenden Aufgaben beschäftigt und der Arbeitsalltag alles andere als langweilig und monoton ist: Analytisch-logisches Denken ist ebenso gefragt wie Kreativität.
Zudem gibt es zahlreiche Fachbereiche, die aufgrund des hohen Innovationspotenzials gute Zukunftsaussichten bieten. Nach dem Vortrag nahmen die Schüler daher gerne das Angebot an, mit den Anschauungsobjekten aus dem Hightech-Bereich zu experimentieren.
◼ Getragen wird das Coaching4Future-Programm von der Baden-Württemberg Stiftung gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall und in Kooperation mit der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit.