AfD-Showdown verschoben
Nach einem Kompromiss im Streit um Antisemitismus-Vorwürfe in der baden-württemberischen AfD bleibt Fraktionschef Jörg Meuthen weiter im Amt. Unser Kommentator Christoph Rigling ist der Meinung, dass die AfD ihr Verhältnis zu Antisemiten und Rassisten klären muss.
Die AfD wird sich nicht davor drücken können, ihr Verhältnis zu Rassisten und Antisemiten eindeutig zu klären. Nach dem freiwilligen Rückzug des AfD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon aus der Fraktion, ist das Thema nur bis in den Herbst vertagt worden. Dann soll abschließend über die strittigen Schriften Gedeons geurteilt werden.
Gedeon tatsächlich Antisemit
Doch so lange sollte man nicht benötigen, um festzustellen, dass Gedeon tatsächlich ein Antisemit ist, der sein Weltbild in Verschwörungstheorien packt, die man für längst ausgestorben hielt. AfD-Chefvordenker und Philosoph Marc Jongen hat die Pamphlete übrigens dieser Tage unter die Lupe genommen. Auch er kommt zu dem Urteil, dass Gedeons Schriften weit über das Tolerierbare hinaus gehen.
Der Fall Gedeon ist jedoch mehr als eine Debatte über Antisemitismus in der AfD. Im Hintergrund balgt sich die Führungsspitze um die Macht. Bundessprecherin Frauke Petry ist ihrem Co-Sprecher Jörg Meuthen am Wochenende in der Causa Gedeon derart in die Parade gefahren, dass wohl davon auszugehen ist, dass das Tischtuch zwischen den beiden zerschnitten ist. Darauf zu hoffen, dass die AfD bereits dabei ist, sich selbst zu zerfleischen, ist verfrüht. Zwar ist das der Weg, den bisher alle rechtspopulistischen Parteien in der Geschichte der Bundesrepublik eingeschlagen haben, aber soweit ist es noch nicht. Eher findet gerade eine personelle Häutung statt.