Das Wandern ist des Touristen Lust
Das Wandern im Schwarzwald ist für die Bundesbürger nach wie vor der wichtigste Grund für einen Urlaub zwischen Pforzheim und Waldshut. Drei von vier Urlaubern gaben nach einer Erhebung der Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft (STG) an, das Wandern gehöre zu ihren wichtigsten Urlaubsaktivitäten. »Wir werden auch künftig alles daransetzen, Wanderdestination Nummer eins zu bleiben«, versicherte STG-Geschäftsführer Christopher Krull (Freiburg).
Im Schwarzwald steht insgesamt ein 23 000 Kilometer langes Wanderwegenetz mit 14 000 Kreuzungspunkten und 200 000 Rauten zur Verfügung, das im Wesentlichen von den 70 000 Mitgliedern der 230 Ortsclubs im Schwarzwaldverein gepflegt und schwarzwaldweit einheitlich beschildert wird.
Die meisten Urlauber laufen auf den acht klassischen und traditionellen Fernwanderwegen durch den Schwarzwald. Dazu zählen natürlich der Westweg (Pforzheim – Basel, 285 km), der 233 km lange Mittelweg von Pforzheim nach Waldshut und der Ostweg (Pforzheim-Villingen-Schaffhausen, 246 km) sowie der Querweg über 180 km von Freiburg nach Konstanz und der Kandelhöhenweg von Oberkirch nach Freiburg (110 km). Von denen sind der Westweg (2007) und der Schluchtensteig (2010) nach den Kriterien des Gütesiegels »Wanderbares Deutschland« durch den Deutschen Wanderverband zertifiziert.
In der Gunst der Rucksacktouristen gewinnen die 21 »Schwarzwälder Genießerpfade« (6 bis 18 km lang) an großer Bedeutung. Sie sprechen hauptsächlich Tages- und Wochenendtouristen an. Beliebt sind beispielsweise der Hochschwarzwälder Hirtenpfad (8 km) und der Schluchseer Jägersteig (11) oder auch der sehr anspruchsvolle und sportliche Hausacher Bergsteig (14) in der Ortenau. Als der »Renner« unter den neuen Wanderwegen im Schwarzwald gilt allerdings der 118 km lange Schluchtensteig. Der führt von Stühlingen über Blumberg, Lenzkirch, Schluchsee, St. Blasien, Dachsberg und Todtmoos nach Wehr und lockt vor allem junge, sportliche und abenteuerlustige Besucher an. »Jede Teilstrecke ist Erlebnis pur«, berichtete der steigerfahrene Freiburger Jurist Jakob.
Wandern ist umweltfreundlich und auch wirtschaftlich einträglich. Die Schwarzwaldurlauber und damit auch die Wanderer sorgen für eine lukrative Wertschöpfung aus dem Tourismus. Der gesamte Fremdenverkehr erwirtschaftete einen Bruttoumsatz von 5,82 Milliarden Euro (Nettowertschöpfung von 2.77 Mrd. Euro). Daraus resultieren 696,25 Mio. Euro an Umsatzsteuer und 128,04 Mio. an Steueraufkommen für die Gemeinden. Den Anteil des Tourismus am Volkseinkommen im Schwarzwald gab Pressesprecher Wolfgang Weiler mit 4,4 Prozent an. Er bezifferte die Zahl der Arbeitsplätze, die direkt beziehungsweise indirekt vom Fremdenverkehr abhängig sind, auf insgesamt über 510 000, darunter 127 863 direkte Vollzeitarbeitsplätze im Tourismus und 383 588 indirekte Vollzeitarbeitsplätze in den Zulieferbetrieben.
Diese Angaben der Schwarzwald-Tourismus-Gemeinschaft liegen Berechnungen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) der Uni München zugrunde. In diese Daten fließen nicht nur die Übernachtungsgäste, sondern auch die Tagesreisen und die Bevölkerungszahl ein. Der Schwarzwald beherbergt 2,9 Millionen Einwohner und zählte zuletzt 36,5 Millionen Übernachtungen und 102 Millionen Tagesreisen.
Seit elf Jahren schon kümmert sich der Schwarzwald systematisch um eine überregionale Anerkennung und Aufwertung seiner Wanderwege. Schon 2003 wurde der »Arbeitskreis Wandern« mit 25 Orten gegründet; mittlerweile zählt er 61 Orte und Gemeindeverbünde als Mitglied. Die »Schwarzwälder Wanderorte« pflegen zusammen mit dem Schwarzwaldverein naturbelassene und besonders abwechslungsreiche Wanderwege und offerieren spezielle Wanderangebote qualifizierter Wandergastgeber. An speziellen »Wander-Infostellen« können Wandertipps, aber auch Regencapes und Schwarzwald-Rucksäcke sowie Wanderstöcke geordert werden.
»Wir können mit Fug und Recht sagen, dass der Schwarzwald seine gesetzten Ziele in Sachen Wandern längst erfüllt und übererfüllt hat«, betonte der Geschäftsführer der Schwarzwald-Tourismus-Gemeinschaft (STG), Christopher Krull, »es gibt keine Region in Deutschland, die in den deutschlandweit repräsentativen Analysen für kompetenter in Sachen Wandern gehalten wird als der Schwarzwald.« 75 Prozent aller Urlauber im Schwarzwald gaben an, Wandern sei eine ihrer wichtigen Urlaubsaktivitäten. Krull will trotz moderner Attraktionen wie Badeparadies, Steinwasenpark und Baumwipfelpfade weiterhin aufs Wandern setzen. Er sei zuversichtlich, dieses Ziel zusammen mit den Partnern aus Schwarzwaldverein, Naturparks und Nationalpark auch zu schaffen.