Kolumne "Auf den Punkt gebracht"

"Ein Gebot der Nachhaltigkeit"

Andreas Fath
Lesezeit 3 Minuten
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14. Dezember 2014

Andreas Fath will über die Belastung des Rheins mit Abwässern aufklären. ©dpa

Im Sommer 2014 ist Andreas Fath, Professor an der Fakultät "Medical and Life Sciences" der Hochschule Furtwangen, innerhalb von nur 28 Tagen für das Forschungsprojekt »Rheines Wasser« durch den gesamten Rhein geschwommen – von der Quelle am Tomasee bis zur Mündung in Hoek van Holland. Sein Ziel: Wasserproben zu nehmen und über die Belastung des Rheins mit Abwässern aufzuklären. In der Mittelbadischen Presse zieht der Hochschulprofessor Bilanz.

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Wie sauber ist der Rhein wirklich? Und wie kann das Bewusstsein für die Ressource Wasser bei den Menschen, die entlang des Flusses leben, gesteigert werden? Das waren zwei der Ausgangsfragen für das Projekt »Rheines Wasser«. Die dabei täglich gesammelten Wasserproben haben wir in der Zwischenzeit auf rund 600 unterschiedliche Inhaltstoffe untersucht. Hierbei wurde die Hochschule Furtwangen, an der ich lehre und forsche, von verschiedenen Firmen und Forschungseinrichtungen unterstützt. Zwar wurden nirgends im Rhein kritische Grenzwerte überschritten, doch findet sich im Fluss ein umfangreicher »Chemiecocktail« von 128 Substanzen. Diese verteilen sich auf Pestizide, Arzneimittel, Biozide, Industriechemikalien, Süßstoffe, Betäubungsmittel und Inhaltstoffe von Personal-Care-Produkten, wie zum Beispiel aus dem Bereich Kosmetik das Climbazol, welches in Antischuppen-Shampoos eingesetzt die Vermehrung von Pilzen hemmt.
Die spannende Frage war: Ab welchem Rheinkilometer lässt sich welche Substanz finden? Blutdrucksenkende Arzneimittel sind ab Ilanz im Schweizer Alpenrhein nachweisbar, die Konzentration erhöht sich kontinuierlich bis zur Mündung in die Nordsee. Das Antibiotikum Sulfamethoxazol, das bei der Bekämpfung von Harnwegsinfekten und Lungenentzündungen verwendet wird, ließ sich ab der nächsten Tages-Schwimmetappe in Chur nachweisen.
Der Betablocker Metoprolol, der insbesondere bei der Behandlung von Bluthochdruck zum Einsatz kommt, konnte ab Konstanz im Bodensee aufgespürt werden. Das Schmerzmittel Diclofenac schließlich war ab Laufenburg am Hochrhein zu finden. Die Konzentrationen dieser Substanzen sind zwar gering, doch zeigen sie an, dass die Kläranlagen nicht alles eliminieren, was wir in der Toilette abspülen.
Viel höher sind die Konzentrationen der Stoffe, die jeder von uns verwendet: von Süßstoffen wie Acesulfam in Light-Getränken bis zu den Korrosionsschutzmitteln wie Benzotriazol in den Spülmaschinen-Tabs. Bei diesen Stoffen liegen die Konzentrationen im dreistelligen Nanogrammbereich. Hier gibt es keine Grenzwerte, die überschritten werden könnten, da bisher keine direkte schädigende Wirkung auf den Menschen bekannt ist.
Berechnet man allerdings über die ermittelten Konzentrationen den jährlichen Eintrag dieser Substanzen in die Nordsee, kommen mehrere Tonnen zusammen. Welchen Einfluss die Versüßung der Nordsee auf unser Ökosystem hat, ist noch nicht bekannt. Sicher ist: Sobald wir den Einfluss feststellen, kann das Rad nicht mehr zurückgedreht werden. Daher ist es ein Gebot der Nachhaltigkeit, das Wasser in seiner Beschaffenheit nicht zu verändern.
Unser langfristiges Ziel ist es daher, Systeme zu entwickeln, die in der Lage sind, diese Substanzen nah an ihrem Ursprungsort zu mineralisieren, um unsere Gewässer gar nicht erst zu belasten. Ein von mir entwickeltes elektrochemisches Verfahren hat bei perfluorierten Tensiden bereits Erfolge gebracht und könnte auch andere toxische Substanzen unschädlich machen. Dies wird der Schwerpunkt meiner künftigen Forschungen sein.

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