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Bonde kandidiert nicht in Freiburg für Landtagsmandat

Andreas Richter
Lesezeit 4 Minuten
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05. März 2015

(Bild 1/2) Baden-Württembergs Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) zieht seine Bewerbung zurück. ©Ulrich Marx

Agarminister Bonde will sich nicht mehr in Freiburg um ein Landtagsmandat bewerben, der innerparteiliche Gegner Pix nimmt’s gelassen. Der Streit zwischen Realos und linkem Parteiflügel scheint jedoch nicht beigelegt zu sein.

Man stellt sich vor, dass Reinhold Pix, der grüne Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Freiburg I, erleichtert sein müsste. Erleichtert darüber, dass sein Parteifreund Alexander Bonde, der Agrarminister, nicht gegen ihn antritt. Aber nein, sagt Pix gestern. Gleichwohl habe er am Mittwochabend, als er nach Hause kam, ein Viertele extra genossen. »Da war noch eine Flasche ›Kamikaze‹ übrig«, erzählt er, nachmittags habe seine Frau doch eine Weinprobe gehabt.

Die Pix, muss man wissen, sind Ökowinzer am Kaiserstuhl. Und der Pix’sche Cuvée aus Cabernet-Carol und Lemberger habe eine »unglaublich feurige Art«, schwärmt der Abgeordnete. Und berichtet sogleich, dass Kamikaze zwar negativ besetzt sei, die Übersetzung jedoch »göttlicher Wind« heiße. Die Mongolen oder Hunnen, da ist sich Pix nicht ganz sicher, hätten früher die Japaner angegriffen, und deren effektive Gegenwehr – eben jene Kamikaze-Attacke – habe die Feinde wie ein göttlicher Wind hinweggefegt.

Das gefällt Pix, den manche für »rustikal-streitbar« halten. Hinweggefegt hat der 59-Jährige jetzt den Mitbewerber Bonde im Kampf um die Nominierung als Wahlkreiskandidat – so wie er bei der Landtagswahl 2011 den CDU-Platzhirsch Klaus Schüle aus dem Mandat herauskickt hatte.

Dabei hatte sich Pix nach eigenem Bekunden schon auf die Nominierungsveranstaltung am 26. März vorbereitet gehabt. So sei er am Mittwoch »nicht in Triumphgeheul ausgebrochen«. Bonde, der sich gestern laut seinem Ministerium mit einem eng getakteten Terminplan auf der Reisemesse ITB in Berlin aufhielt, sagte gestern auf Anfrage nur, dass er nichts sage. Er bitte um Verständnis, ansonsten erkläre seine Mitteilung vom Mittwoch alles, so Bonde gestern gegenüber der Mittelbadischen Presse.

Bonde (40) hatte am späten Mittwochnachmittag seinen Rückzug per Mail an die Partei erklärt (wir berichteten). Die »innerparteilichen Gräben« seien doch zu groß geworden, schrieb der Minister. »Schweren Herzens« ziehe er seine Kandidatur zurück und nehme gleichsam »von diesem Traum Abstand«.

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Dass sich Gräben aufgetan hatten, formuliert auch Pix so. Seit Bonde am 26. Januar den Hut in den Ring geworfen hatte, mobilisierten laut Pix beide Seiten ihre Lager. Er selbst habe eine »große Solidaritätswoge« erlebt. Der Minister dankte seinen »Unterstützerinnen und Unterstützern«. Gemunkelt wird, dass Pix’ Anhänger nicht immer mit fairen Mitteln gegen den ungeliebten Konkurrenten vorgingen. Der Krieg der Parteiflügel – der Realo Bonde gegen den Linken Pix – fällt nun also erst mal aus.

Das Feuer jedoch ist nicht erloschen. Der Freiburger Grünen-Kreisverband fachte gestern die Glut neu an. »Der Minister wäre ein sehr guter Kandidat (...) gewesen«, teilte der Kreisvorsitzende Jochen Hefer in einer Erklärung mit. Man bedauere Bondes Rückzug. Auch im eigenen Wahlkreis gibt es Gegenwind für den Mandatsinhaber.

Äußerungen aus Bondes Umkreis lassen darauf schließen, dass der Minister, der von 2002 bis 2011 den Wahlkreis Emmendingen/Lahr im Bundestag vertrat, in seine Rückzugsentscheidung kaum jemanden vorab eingeweiht hatte. So zeigte sich gestern auch der Offenburger Landtagsabgeordnete Thomas Marwein »echt überrascht«.

Was tut Bonde nun?

Kandidiert er in einem anderen Wahlkreis? Sollte es nach der Landtagswahl 2016 keine Chance für die Grünen mehr geben, mitzuregieren, wäre der mandatslose Bonde arbeitslos.

Bärbel Mielich, Grünen-Abgeordnete im Wahlkreis Breisgau, hatte in der Phase des Pix-Bonde-Duells leicht angesäuert angeregt, dass Bonde sich doch lieber in Kehl bewerben solle. Dort war 2011 dem Grünen Ludwig Kornmeier der Einzug ins Parlament trotz 22,8 Prozent Stimmenanteil nicht gelungen. Bondes Umfeld dementiert derlei Überlegungen gestern: Die Frage nach einem anderen Wahlkreis treibe den Minister derzeit am wenigsten um.

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