Thema des Tages: Der Wolf im Elsass
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Wildforscher: »Kein Grund zur Hysterie«

Steve Przybilla
Lesezeit 3 Minuten
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01. August 2015
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Ulrich Wotschikowsky ist ein anerkannter Wolfsexperte. Er rät zur Gelassenheit im Umgang mit dem Wolf. ©Archiv

Der bayerische Wildbiologe, Forstwirt und Jäger Ulrich Wotschikowsky (75) beschäftigt sich seit Jahren mit dem Wolf. Als Experte berät er Behörden zu dem Thema. Auch die Uni Freiburg lud ihn schon als Gastredner ein. Wotschikowsky betreibt das Internetportal »Wölfe in Deutschland«.

 Herr Wotschikowsky, der einst ausgerottete Wolf kehrt langsam zurück. Sollten wir uns freuen oder fürchten?
Ulrich Wotschikowsky:
Wir sollten uns freuen. Momentan wird vor allem Panik geschoben, besonders von Jägern. Dass ein Wolf ein Jäger ist und hin und wieder auch ein Schaf frisst, ist ganz normal, aber kein Grund zur Hysterie. Die Nutztierhalter müssen sich allerdings darauf einstellen.

Die Landwirte kritisieren aber, dass solche Maßnahmen extrem teuer sind.
Wotschikowsky:
Genau hier geht die Panik los. Denn schließlich ist es in Deutschland so, dass die Schutzmaßnahmen in erheblichem Umfang vom Staat bezahlt werden. Gerade Baden-Württemberg ist in diesem Punkt Vorreiter.

Wie viele Wölfe leben zurzeit in Deutschland?
Wotschikowsky:
Über 400 in etwa 30 Rudeln. Es werden allmählich mehr, obwohl viele Junge sterben. Die meisten leben zurzeit in Sachsen und Brandenburg. Sie wandern aus Osteuropa zu uns ein. Baden-Württemberg ist geografisch davon weit entfernt, weshalb wir auch noch keinen Wolf von dort im Süden Deutschlands nachweisen konnten. Allerdings liegen die norditalienische und die französische Population gar nicht weit weg.

Kann es passieren, dass Wölfe über die Vogesen nach Baden-Württemberg einwandern?
Wotschikowsky:
Eher nicht, denn dazwischen liegt der Rhein. Natürlich können Wölfe schwimmen, aber aus Sicht der Tiere ist dieser Weg einfach nicht attraktiv. Zwischen dem Elsass und Deutschland laufen Autobahnen und Schnellstraßen und der Rheinkanal, dazwischen gibt es vor allem landwirtschaftliche Nutzfläche. Da fühlt sich der Wolf in den Wäldern der Vogesen deutlich wohler.

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Und wenn es ihm dort zu eng wird?
Wotschikowsky:
So weit sind wir noch lange nicht. Wir gehen davon aus, dass nur ein Rudel dort zurzeit lebt. Wenn er aber doch weiterziehen würde, dann wohl eher Richtung Pfälzer Wald.

Weiß man inzwischen, woher der bei Lahr überfahrene Wolf stammt?
Wotschikowsky:
Die DNA-Analyse läuft noch. Meines Wissens kam der Wolf aus dem Süden, aber es ist noch nicht klar, ob aus der Schweiz oder aus Frankreich.

Gibt es beim Thema Wolf einen Mentalitätsunterschied zwischen Frankreich und Deutschland?
Wotschikowsky:
Da sehe ich keinen. Auf beiden Seiten des Rheins begrüßen viele Menschen die Rückkehr des Wolfes. Von den Nutztierhaltern kann man natürlich keine große Freude erwarten, von den Jägern aber auch nicht – und das, obwohl sie sich als Naturschützer definieren. Dabei sollten auch sie sich freuen, weil der Wolf ihr Kumpan ist. Er nimmt ihnen viel Arbeit ab, indem er krankes und überschüssiges Wild frisst.

 Was sollten Wanderer tun, wenn sie in den Vogesen doch mal einem Wolf begegnen?
Wotschikowsky:
Einfach weitergehen. Wobei die Wahrscheinlichkeit wirklich extrem gering ist. Wir haben 12 000 Wölfe in Europa – ohne dass etwas passiert. Auch die Zeiten, in denen die Tollwut grassierte, sind vorbei. Der Wolf ist überhaupt keine Gefahr.

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