Land droht 2016 neues Borkenkäferproblem
In Paris streiten die Staatschefs über den Klimawandel, im Wald ist er längst angekommen: Trockenheit und Hitze stressen die Bäume - und der Borkenkäfer ist zum Angriff bereit.
Nach einem übermäßig trockenen und warmen Sommer geht der deutsche Wald geschwächt in den Winter. Und er ist anfällig für Krankheiten, warnt der Naturschutzbund Nabu in Stuttgart. Weitere Stressfaktoren für den Wald seien die nach wie vor hohen Stickstoffbelastungen aus Landwirtschaft und Verkehr. »Während Stamm und Krone zulegen, stagniert das Wachstum der Wurzel, weil andere Nährstoffe fehlen und der Boden versauert. Die Bäume werden krank«, sagte Nabu-Landeschef Andre Baumann.
Forstminister Alexander Bonde (Grüne) legte am Donnerstagvormittag den neuen Waldzustandsbericht vor. Nach einem im Frühjahr und Sommer sehr trockenen Jahr wird mit eher schlechten Werten gerechnet. Vor einem Jahr war die deutlich geschädigte Waldfläche um sieben Prozentpunkte auf 42 Prozent angestiegen. »Während die Staatschefs der Welt gerade über ein neues Klimaabkommen verhandeln, ist der Klimawandel in unseren Wäldern längst angekommen«, mahnte Baumann.
Wichtig sei, so Baumann, den Waldumbau weg von der Fichte hin zu naturnahen Mischwäldern voranzutreiben. Alle müssten helfen - auch die Jäger, etwa indem sie Eichen und Tannen als »Hoffnungsträger im Klimawandel« vor Verbiss durch Rehe schützen.
Laut Land droht überdies im neuen Jahr ein Borkenkäferproblem. »Die hohen Ausgangs-Populationen aus diesem Sommer ergeben ein erhöhtes Gefahrenpotenzial für das kommende Jahr«, heißt es in einer Antwort des Forstministeriums auf eine Anfrage der FDP im Landtag. 2015 habe es etwa beim Buchdrucker ein »intensives Schwarmgeschehen« gegeben. An den Pheromon-Fallen des Borkenkäfer-Managements seien »hohe Käferzahlen« registriert worden. Auch der Kupferstecher habe wohl von der trocken-heißen Witterung profitiert.
Im warmen Oktober mit viel Sonne sei die Entwicklung der Larven und Puppen unter der Rinde hin zu fertig entwickelten Käfern weiter vorangeschritten. Diese hätten eine »vergleichsweise hohe Toleranz gegenüber tiefen Temperaturen«. Heißt: Der Winter kann ihnen nichts.