Freiburger Universität

Leseratten hinter verspiegelter Fassade

Karl-Heinz Zurbonsen
Lesezeit 4 Minuten
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21. März 2014

Hingucker: In der Glasfassade der neuen Universitätsbibliothek spiegelt sich die sandsteinrote Universität von Freiburg. ©Karl-Heinz Zurbonsen

Die neue Universitäts-Bibliothek in Freiburg soll im kommenden Wintersemester eröffnet werden und dann die Heimat von Millionen von Büchern sein.

 Momentan baut die Universität Freiburg im Auftrag des Landes für knapp 50 Millionen Euro eine moderne Universitätsbibliothek. Das bisher Auffälligste an der neuen UB, die derzeit auf dem Betonfundament der alten Bibliothek (Eröffnung 1977) entsteht, ist seine verglaste Außenfassade, in der sich die sandsteinroten Gebäude der altehrwürdigen Universität widerspiegeln. »Man kann jetzt sehen, was die neue UB für die neue City-Meile bedeutet«, sagte Unirektor Hans-Jochen Schiewer. Das neue Haus der Bücher mit insgesamt 1700 Arbeitsplätzen und fast 3,8 Millionen Bänden wird im kommenden Wintersemester eröffnet.

Die spektakuläre Fassade wird bis Ende März vollkommen geschlossen sein. Sie besteht aus Glasfenstern und polierten Edelstahlpaneelen. Sie hat unterschiedliche Neigungsgrade: Auf der Sonnenseite überwiegen die Stahlblenden, im Norden die mehrschichtigen Scheiben. Von 7300 Quadratmetern Gesamtfläche sind 4000 verglast, die Segmente wiegen zwischen 250 und 300 Kilogramm, insgesamt hängen 700 Tonnen am Gebäude, wenn die letzte Lücke geschlossen ist. Das letzte Spiegelelement will Rektor Hans-Jochen Schiewer höchstpersönlich einsetzen, hat er versprochen.

Architektur und Fassade hat der Basler Architekt Heinrich Degelo entworfen. Er polarisiert damit die Fachwelt über Freiburg hinaus. Kernvorwurf: zu futuristisch, zu schräg, zu modern. Land, Uni und auch seit vier Jahren die studentischen Leseratten sehen in der neuen UB hingegen einen echten Hingucker, der Freiburg schmückt. Besonders interessant: Das Haus hat faktisch keine eigene Farbe, in der Fassade spiegelt sich die Umgebung wider – nicht nur die Universität, sondern auch das benachbarte Stadttheater, der Platz der ehemaligen Synagoge und der zum Umbau zu einer mit Stadtbahn dekorierten Flaniermeile freigegebene Rotteckring. Die Ringstraße ist bereits für den Autoverkehr gesperrt.

Ende 2014 soll das »Herz der Uni« wieder im Stadtkern schlagen, nachdem während der Bauarbeiten die alte Stadthalle auf dem ehemaligen Freiburger Messplatz als Ersatz-UB herhalten musste. Nach Ansicht von UB-Chefin Antje Kellersohn entsteht eine der modernsten Fachbibliotheken Europas, die auch die ökologischen Anforderungen von »Green City« erfüllt. Der genaue Eröffnungstermin für die neue UB steht noch nicht fest. Der Leiter des Universitätsbauamts, Leitender Baudirektor Karl-Heinz Bühler, legte den Termin nebulös ins kommende Wintersemester. Wahrscheinlich nicht gleich am Anfang im Herbst, schließlich müssten noch die komplette Inneneinrichtung der vier Obergeschosse eingebaut und die unterirdischen Geschosse umgebaut werden. Die UB wird an sieben Tagen in der Woche für 24 Stunden geöffnet sein. Die »Selbstbedienungsfunktionen« werden ausgebaut; nachts geht die Ausleihe ohne Personal.

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Das Bauwerk (Rauminhalt ca. 160 000 m3) verfügt über eine Nutzfläche von 30 000 Quadratmetern und damit über weniger Grundfläche als die alte UB. Sie wird allerdings mehr Arbeitsplätze bieten. »Alles offen und transparent«, versprach die Bauverwaltung. In Lesesaal und Parlatorium wird es insgesamt 1700 Arbeitsplätze für die UB-Benutzer geben – 700 mehr als früher. Die Buchbestände werden auf rund 4,5 Millionen steigen: 700 000 im ersten Tiefgeschoss, in zwei weiteren Tiefgeschossen 3,5 Millionen und im oberirdischen Lesesaal 230 000 Bücher. »Damit werden wir bundesweit eine der größten und leistungsstärksten Bibliotheken sein«, sagte die Bibliotheksleiterin.

 

Hintergrund: Das Ende der alten Bibliothek

Der alte Betonklotz am Platz der Universität hatte schon 33 Jahre nach seiner Fertigstellung (1977) ausgedient. Er war baulich marode, asbestverseucht und energetisch eine Katastrophe, außerdem zu dunkel, zu groß und überhaupt nicht für zeitgemäße Lernmethoden geeignet. Von der alten UB blieben deshalb nur drei Untergeschosse und drei Treppenhäuser erhalten.

Durch energieeffizientes Bauen wird die neue UB deutlich preiswerter zu betreiben sein als ihr Vorgängermodell. Der Neubau soll 60 bis 70 Prozent der Energiekosten und damit rund 700 000 Euro jährlich einsparen. Zum wirtschaftlichen Betrieb der neuen UB tragen die Nutzung erneuerbarer Ener-gien, die Kühlung aus Brunnenwasser und die Verwendung von Heizwärme aus dem Kraftwerk der Uniklinik bei. Auf dem Dach soll ein Solarkraftwerk installiert werden. Auf eine Tiefgarage für Autos wurde verzichtet. Dafür entsteht ein Parkhaus für Fahrräder.            

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