Nachrichten
Dossier: 

Nach Erdhebungen: Bohrloch-Schließung in Sicht

Jürgen Lorey
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
23. Juli 2015
Das Staufen-Phänomen: Risse im elsässischen Lochwiller. Eine Geothermiebohrung soll Schuld daran sein.

Das Staufen-Phänomen: Risse im elsässischen Lochwiller. Eine Geothermiebohrung soll Schuld daran sein. ©Jürgen Lorey

Im elsässischen Lochwiller, in dem sich wie in Staufen nach einer missglückten Bohrung für eine Erdwärmeheizung die Erde wie ein Hefeteig hebt und Schäden an Häusern und Straßen verursacht, soll ab Herbst der Bohrschacht geschlossen werden. Der französische Staat will dadurch versuchen, die Erdhebungen einzudämmen.

»Ziel ist, schnell voranzugehen, um den Schacht wieder zu schließen und parallel dazu den Boden zu untersuchen.« Auf einer Informationsveranstaltung in Lochwiller bekräftigte vor kurzem der scheidende elsässische Präfekt Stéphane Bouillon die Entschlossenheit des französischen Staates, die Erdhebungen in der 453 Einwohner zählenden Ortschaft unweit von Saverne und nordwestlich von Straßburg eindämmen oder gar aufhalten zu wollen. Lochwiller hat vor einigen Jahren traurige Berühmtheit erlangt, weil sich nach einer missglückten Bohrung 2008 für eine Erdwärmeheizung in dem Neubaugebiet auf dem Hügel am Ortskern der Untergrund wie in Staufen im Markgräflerland hebt und ausdehnt.

Bei Bohrungen für eine private Erdwärmeheizung hatte die beauftrage Firma in 140 Metern Tiefe die undurchlässige Tonschicht durchstoßen und war auf Grundwasser gestoßen. Seitdem schießt das Wasser nach oben und reagiert mit dem Gestein zu Gips. Dieser quillt wie ein Hefeteig auf, drückt den Untergrund nach oben und lässt Straßen und Gebäude aufreißen. 45 Häuser in Lochwiller sind inzwischen durch die Hebungen beschädigt – einige davon sehr stark.

Ab September oder Oktober soll nun nach Angaben des Präfekten das 138 Meter tiefe Bohrloch komplett abgedichtet werden. Im Juni hatte bereits das Staatliche Amt für Geologie- und Bergbauforschung (BRGM) den oberiridischen Schachteingang und die vier Rohre für den Heizungszulauf und -ablauf freigelegt.

- Anzeige -

Gleichzeitig führt derzeit eine Spezialfirma Bohrungen in drei bis vier Metern Abstand zu dem Bohrloch durch, um die Beschaffenheit des Untergrundes genauer zu untersuchen. »Es soll festgestellt werden, wie weit die Hebungen fortgeschritten sind, ob mit weiteren Erdbewegungen zu rechnen ist und ob das gesamte Dorf bedroht ist«, betonte Präfekt Bouillon. Von der Antwort hängt auch ab, ob die Gemeindeverwaltung neue Bauanträge genehmigt – was ihr bislang von übergeordneter Stelle verwehrt wird. Wenn die Ergebnisse der Untersuchung der Bohrkerne vorliegen, will die Präfektur die Arbeiten für das Abdichten des Bohrloches ausschreiben. Starten könnten sie im September oder Oktober.

Klappt die Abdichtung des Bohrloches, hat dies auch Auswirkungen auf die Entschädigung der betroffenen Hausbesitzer in Lochwiller: Bislang erhalten diese Geld aus dem staatlichen Hilfsfonds für Industrieunglücke (FGAO). Dort liegt die maximale Entschädigungssumme bei 300 000 Euro. Vier Hausbesitzer, deren Häuser nicht mehr sanierbar sind, erhielten bislang Entschädigungszahlungen, sagt Michel Merlet, zuständig beim FGAO für Bergbauschäden. Drei weitere würden in diesem Jahr dazukommen. »Alle anderen Geschädigten dürften bis Ende 2016 entschädigt sein«, schätzt Merlet.

Viele Geschädigte halten das für zu wenig, weil ihre Häuser samt Grundstücke mehr als die 300 000 Euro wert seien. Präfekt Bouillon wies darauf hin, dass die FGAO- Entschädigungen nur ein »Vorschuss« seien, die aufgestockt werden könnten, wenn die Justiz sich mit den Fällen beschäftigt habe. Außerdem sehe das neue Energiewendegesetz vor, dass die Deckelung auf 400 000 Euro angehoben werde.

Die Schäden, die nach dem Abdichten des Bohrloches auftreten, fallen unter die Kategorie Naturkatastrophen. Der Vorteil: Es gibt keine Deckelung bei den Entschädigungszahlungen.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Nachrichten

22.03.2024
Nachrichten
Es ist eines der großen gesellschaftspolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition - und jetzt am Ziel: Kiffen wird für Erwachsene in Grenzen erlaubt. Bei der Umsetzung gibt es aber noch offene Fragen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.