Noch immer keine heiße Spur im Fall Maria
Seit fast einem Jahr fahndet man nach der mittlerweile 14-jährigen Maria-Brigitte Henselmann aus Freiburg. Noch immer haben die Ermittler keine Spur.
Die Bürger in Freiburg rätseln immer noch: Wo ist Maria? Vor fast einem Jahr verschwand die junge Maria-Brigitte Henselmann über Nacht mit dem 40 Jahre älteren Bernhard Haase. »Wir alle, Deine Schwestern, Deine Brüder, Dein Vater, Deine Oma, Dein Opa und ich«, schrieb ihre Mutter Monika Beisler in einem aktuellen »Brief an Maria« im Internet, »wir wissen nicht, wie wir diese Zeit überstanden haben.«
Die Polizei sucht Maria und den jetzt 54-jährigen Mann aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen, der dort seine Zelt im Frühjahr 2013 abgebrochen und sich mit Maria auf eine Tour ins Ungewisse begeben hatte. Dem Mann werden in einem europäischen Haftbefehl Kindesentzug und schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen. Bisher blieben alle Fahndungsmaßnahmen ohne greifbaren Erfolg. »Wir haben keine neuen Erkenntnisse«, teilte gestern Dirk Klose vom Polizeipräsidium Freiburg mit, seit November 2013 habe sich kein neuer Sachverhalt ergeben.
Die Fahndung der Polizei läuft seit einem Jahr weltweit, auch mit Hilfe von Interpol. Gesucht wurde nach dem ungleichen Paar bisher vor allem in Osteuropa, darunter in Polen und Tschechien. Dort seien der ältere Mann seine junge Freundin gesehen worden, hieß es im Internet. Ob das stimmte, ist weiter unklar. Ihre Tochter sei bestimmt nicht in Osteuropa oder in einem Zelt im Wald, vermutete Marias Mutter. Wenn es ein Land gebe, zu dem sie sich hingezogen fühle, dann Spanien. Von dort liegen jedoch keine verwertbaren Spuren vor. Auch ein erster konkreter Hinweise auf den Besuch in einem Café in Bern erwies sich als falsch.
Am 4. Mai 2013 hatte sich Maria vermutlich freiwillig dem 40 Jahre älteren Mann angeschlossen. Den hatte sie beim Chatten im Internet kennengelernt, wo er sich zunächst als 14-Jähriger ausgab. Später trafen sich beide mehrmals heimlich in Freiburg. Er soll sie wiederholt von der Schule abgeholt und mit ihr auch in einem Hotel übernachtet haben.
Das letzte Lebenszeichen von Maria stammt vom 4. Mai. Sie verabschiedete sich von ihrer Mutter mit dem Hinweis, sie gehe zu einer Freundin und übernachte dort. Einmal noch telefoniert sie mit ihrer Mutter. Seither ist ihr Handy stumm.
Es wurden eine Internetplattform (»Bitte findet Maria«) gebildet, Aufrufe über Facebook und Twitter versendet. »Maria ist immer noch weg. Das ist Tatsache«, heißt es auf der Internetseite, auf der auch jetzt noch in 26 Sprachen zur Hilfe aufgerufen wird. Im März schrieb Marias Mutter einen Internetbrief an ihre Tochter: »Unser Leben ist leer ohne dich. Deine Worte, dein Lachen fehlen uns jeden Tag.«
Kritisch setzte sich Marias Mutter mit der Arbeit der Ermittler auseinander. »Wenn mein Kind einen prominenten Namen hätte, dann wäre es wieder da«, sagte sie einem Journalisten. Ihr Vertrauen in die Qualität der Polizeiarbeit ist nicht sehr ausgeprägt. Es habe immer wieder Informations- und Ermittlungspannen gegeben, klagte die Mutter, die den Verdacht formulierte, der Begleiter ihres Kindes werde von irgendjemand gedeckt oder gehöre einer Sekte an.