"Vergessene Wörter": sich entblöden
»Sich entblöden« ist ein ganz spezieller Ausdruck: Nicht nur, dass er kaum gebräuchlich ist – wenn er verwendet wird, dann ist das nur in der Verneinung möglich. »Sich nicht entblöden (etwas zu tun)« heißt so viel wie »sich nicht scheuen, sich erdreisten, sich trauen, sich anmaßen, sich nicht schämen«. Beispiele sind etwa »Er entblödet sich nicht, diesen Unsinn zu behaupten« oder »... der sich nicht entblödet, den Vorteil seiner Geburt auszunutzen« (dies schrieb Klaus Mann über sich). Beim Ausdruck »sich (nicht) entblöden« ging in der Sprachgeschichte einiges durcheinander, nachdem die einst bekannte Bedeutung von »sich entblöden« den Nutzern der deutschen Sprache irgendwann nicht mehr geläufig war. »Sich entblöden« bedeutete ursprünglich »seine Blödheit (im Sinne von »Schüchternheit« oder »Furcht«) ablegen« und somit »sich trauen« oder »sich nicht schämen« – was seit Längerem nur noch durch die negative Formulierung mit »nicht« ausgedrückt wird. Das »Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache« schreibt dazu: »Da die Wendung schon bald nicht mehr verstanden wurde, kamen negative und positive Formulierung durcheinander.«
Auf den heutigen Begriff machte uns Leser Hartmut Ahrens aus Kehl aufmerksam. Falls auch Ihnen »Vergessene Wörter« einfallen, können Sie sich unter der Mail-Adresse nachrichten@reiff.de oder per Telefon 0781/504 3711 an die Redaktion wenden.