Pro & Kontra Rheintalbahn
Dossier: 

Welche Trasse ist die beste für den Ausbau der Rheintalbahn?

Andres Richter
Lesezeit 4 Minuten
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02. März 2015
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Autobahnparallele: Östlich der A 5 (auf dem Foto rechts) könnte die neue Gütertrasse der Rheintalbahn gebaut werden. Unser Foto zeigt die Autobahn bei Kürzell. ©Ulrich Marx

Ja zur Autobahnparallele

Von Dr. Wolfang Müller, Oberbürgermeister von Lahr.

 

Ziel- und Quellverkehr gehört in Städte und Gemeinden, weil er dort herkommt oder hinführt. Transitverkehr dagegen beansprucht Strecken nur, um sie zurückzulegen; deshalb sollte  der Transit siedlungsfern geführt werden. Das 3. und 4. Bahngleis dient hauptsächlich dem Gütertransit – ein wesentlicher Grund, sie siedlungsfern mit der Autobahn zu bündeln!

◼   An der Autobahn können mehr Menschen besser geschützt werden als bei der Antragstrasse mitten durch unsere Städte und Gemeinden. Es geht um Schutz vor Lärm, vor Gefahrgütern, vor Erschütterungen und vor Feinstaub!

◼   Die Autobahn führt an der Strecke durch keine einzige Wohn- oder Gewerbesiedlung. Der Autobahn nahe gelegene Gebiete sollen geschützt werden; dies ist besser möglich, als bei Gebieten, die von der Antragtrasse direkt quer durchschnitten werden.

◼   Wir wollen Natur und  landwirtschaftliche Flächen schonen soweit irgendwie möglich – aber nicht noch mehr als der Mensch zu schonen ist. Die Obere Naturschutzbehörde hat mehrfach erklärt, dass der Naturschutz kein K.o.-Kriterium gegen die Autobahnparallele ist. Im Raum Freiburg wird die Güterzugtrasse übrigens durch noch weit größere Schutzgebiete geplant.

◼   Die Herrenknecht-Variante zeigt auf, dass die Autobahnparallele noch zusätzlich optimiert werden kann. Das würde den Lärm- und Naturschutz noch weiter verbessern und den Flächenverbrauch weiter reduzieren.

◼   Infrastruktur muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt! Dies gilt erst recht, wenn sie für mindestens 100 Jahre gebaut wird. Deshalb sind Kosten nicht ausschließlich betriebswirtschaftlich und auf den Investitionszeitpunkt begrenzt zu sehen – sondern langfristig und volkswirtschaftlich. Ich bin sicher, die Autobahnparallele ist auch finanziell gesehen, die richtige Entscheidung für das  Land!

◼   Verkehrspolitik ist Wirtschaftspolitik! Deshalb fordert Lahr zusätzlich den sechsspurigen Autobahnausbau. Lahr bietet der Region auch die Chance, am Flughafen Lahr ein Güterverkehrsterminal zu bauen. Dieses Terminal für kombinierten Verkehr verbessert die Transporteffizienz in der Ortenau, schafft damit zusätzliche Wirtschaftskraft und wird ein Standortplus für die Region in der Zukunft! Damit schützt es die Natur, denn Gutachter rechnen mit jährlichen CO2-Einsparungen bis zu 185 000 Tonnen!

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Nach einem klaren Votum für die Autobahnparallele sollte die ganze Region  gemeinsam für weitere Optimierungen zugunsten aller Städte und Gemeinden kämpfen.

 

Ja zur Antragstrasse

Von Jochen Paleit, Bürgermeister von Kappel-Grafenhausen

Von der nördlichen Kreisgrenze bis Offenburg wurde die Rheintalbahn bereits auf vier Gleise erweitert. Der so vollzogene Ausbau ist allgemein akzeptiert, wurden im Zuge dessen doch erstmals Lärmschutzwände gebaut. Wie im Norden soll nun auch die Rheintalbahn von Hohberg bis zur südlichen Kreisgrenze – ebenfalls erstmals mit Schallschutzwänden – ausgebaut werden.
Der Ausbau direkt neben den bestehenden Gleisen ist vorteilhaft, bedeutet dieser doch kurze Fahrtzeiten, hohe Flexibilität bei Störungen, 100 Hektar weniger Flächenverbrauch und einen überschaubaren Kostenrahmen. Auch der genehmigte und für das Jahr 2017 vorgesehene Ausbau des Mosolf-Güterterminals in Kippenheim gliedert sich gut in diese Planung ein. Wir bauen so kurzfristig, verbindlich und rechtssicher ein Verkehrsnetz aus einem Guss!

Die politische Forderung nach einer Neubautrasse an der Autobahn bedeutet nicht vier, sondern sechs Gleise im Rheintal! So wird im Falle eines Neubaus die bestehende Strecke mit zwei neuen Gleisen ertüchtigt, da für den ICE-Verkehr ein größerer Abstand zwischen den Gleisen erforderlich ist. Zusätzlich werden an der bestehenden Strecke Überholgleise von Friesenheim bis Lahr, in Orschweier und von Ringsheim bis Kenzingen notwendig und überdies werden an der Autobahn zwei weitere Gleise, die eigentliche Neubautrasse, gebaut. Zusammengefasst: Zwei jeweils mehr als 30 Kilometer lange Baustellen in Sichtweite werden über Jahre hinweg das Rheintal dominieren und zwei getrennte Schienenwege stellen die Infrastrukturentwicklung der Vergangenheit in Frage! Die Planung für eine Neubautrasse wird viele Jahre in Anspruch nehmen. Die Gerichtsfestigkeit dieser ist überdies fraglich.

Und so spricht sich die kommunale Mehrheit der betroffenen Städte und Gemeinden nach wie vor für den Ausbau der bestehenden Rheintalbahn mit einem verbesserten Lärmschutz aus, denn eine Neubautrasse an der Autobahn hätte schwerwiegende Nachteile für die Ortenau:

◼   Für immer zerstörtes Land: Zwei separate Strecken mit bis zu sechs Gleisen verbrauchen mehr Fläche. 239 Hektar Acker, Wald und Wiesen gehen unwiederbringlich verloren.

◼   Wirtschaft im Dauerstau: Zwei jeweils über 30 Kilometer lange Baustellen unterbrechen bestehende Verkehrswege und beeinträchtigen Unternehmen über Jahre hinweg.

◼   Güterzüge überall: Sowohl auf der Neubautrasse als auch auf der ertüchtigten Rheintalbahn werden Güterzüge fahren. So werden mehr Menschen vom Lärm betroffen sein.
Bitte informieren Sie sich auch unter www.heimat-staerken.de.

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