Berlin

Alterssicherungsbericht der Bundesregierung veröffentlicht

Stefan Vetter
Lesezeit 3 Minuten
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28. Oktober 2016

Dass die deutsche Gesellschaft immer stärker altert, ist kein Geheimnis. Der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung aber birgt einige Überraschungen. ©dpa

Alle vier Jahre muss die Bundesregierung Auskunft über die Lage der Rentner geben – in Form des sogenannten Alterssicherungsberichts. In der aktuellen Fassung, die das Kabinett voraussichtlich Ende November verabschieden wird, finden sich einige Fakten, die manche These in Frage stellen.

Altersarmut wird zum großen Problem.

Das stimmt nur bedingt. »Die heutige Rentnergeneration ist überwiegend gut versorgt«, heißt es im Bericht. Lediglich drei Prozent der Generation »65plus« ist auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen. Der Anteil der Grundsicherungsempfänger ist unter den ehemals Selbständigen mit 3,7 Prozent aber wesentlich höher als unter den vormaligen Arbeitnehmern mit 2,1 Prozent. Selbständige hätten »offenbar überdurchschnittlich häufig nicht hinreichend für ihr Alter vorgesorgt«, so eine Begründung.

Wegen niedriger Renten müssen viele noch im Alter malochen.

Das ist unsachlich und falsch. Denn die Höhe der gesetzlichen Rente sagt wenig über die tatsächliche Lage der Rentner aus. Mit durchschnittlich 63 Prozent ist sie zwar die wichtigste Einkommensquelle der Senioren. Gut die Hälfte hat aber auch noch Einkommen aus der betrieblichen oder privaten Vorsorge. Zu berücksichtigen sind zudem Einkünfte aus Vermietungen (17 Prozent der Ehepaare) und Zinsen (28 Prozent). Ein Rentner-Ehepaar kommt deshalb nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben im Schnitt auf ein monatliches Gesamteinkommen von 2543 Euro. Bei Alleinstehenden sind es laut Bericht 1472 Euro. Nur fünf Prozent der alleinstehenden Rentner gehen einer Beschäftigung nach.

Rentner im Osten sind schlechter dran als im Westen.

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Zöge man nur die gezahlten gesetzlichen Renten (einschließlich Witwen- und Erwerbsminderungsrenten) in Betracht, dann wäre auch diese These falsch. So kommen die Männer im Osten auf durchschnittlich 999 Euro und die Frauen auf 783 Euro im Monat. Die Vergleichszahlen im Westen liegen bei 969 beziehungsweise 592 Euro. Ursache für die höheren Rentenbezüge im Osten sind in erster Linie längere Erwerbsbiografien. Bezogen auf die Gesamteinkommen ist die These aber richtig: Alleinstehende Männer im Westen kommen demnach monatlich auf 1661 Euro. Im Osten sind es nur 1394 Euro. Die Einkünfte bei den Frauen belaufen sich auf 1431 Euro im Westen beziehungsweise 1372 Euro im Osten.

Die Riester-Rente ist gescheitert.

Auch das ist irreführend. Zwar ist die Zahl der abgeschlossenen Verträge in den letzten Jahren kaum noch gestiegen. Aktuell sind es knapp 16,5 Millionen. Entgegen landläufiger Meinung sind darunter aber überwiegend Personen mit geringem Einkommen. Rund 60 Prozent, die von den staatlichen Zulagen profitieren, haben laut dem Bericht ein Jahreseinkommen von weniger als 30 000 Euro. Mehr als jeder fünfte Zulagenempfänger (21,6 Prozent) kommt sogar auf weniger als 10 000 Euro.

Wer kaum etwas hat, kann auch nicht vorsorgen.

Das stimmt. Tatsächlich besteht bei den Geringverdienern eine große Versorgungslücke. Laut Bericht haben von den sozialversicherungspflichtigen Geringverdienern mit einem Monatsbrutto von weniger als 1500 Euro knapp 47 Prozent weder eine betriebliche noch eine Riester-Vorsorge. Das sind rund 1,9 Millionen Menschen. Abzuwarten bleibt, welche Rolle dieser Personenkreis in dem Renten-Reformkonzept spielt, das Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) für den kommenden Monat angekündigt hat. Am heutigen Freitagabend wollen sich zunächst die Unionsspitzen über die weitere rentenpolitische Marschrichtung verständigen.

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