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Brexit-Antrag bringt weitere Risiken für das britische Pfund

dpa
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29. März 2017
Werbetafel einer Wechselstube zum Tausch von Pfund und Euro an der Grenze zwischen der Republik Irland und der britischen Region Nordirland.

Werbetafel einer Wechselstube zum Tausch von Pfund und Euro an der Grenze zwischen der Republik Irland und der britischen Region Nordirland. ©dpa -  Brian Lawless

Das britische Pfund war an den Finanzmärkten der größte Verlierer der Brexit-Abstimmung. Nach dem Votum der Briten im Juni des vergangenen Jahres für einen Austritt aus der Europäischen Union wurde die Währung auf eine rasante Talfahrt geschickt.

An diesem Mittwoch überreichte der britische Botschafter offiziell den Austrittsantrag - und läutete damit eine neue Phase der Unsicherheit für Großbritannien und seine Währung ein. Warum aber reagiert vor allem der Devisenmarkt auf den anstehenden Brexit? Schließlich notierte das Pfund am Mittwoch zum Dollar rund 18 Prozent niedriger als vor der Abstimmung - auch wenn sich das Pfund zuletzt stabilisiert hat.

Die Aktienmärkte zeigten sich hingegen mit Blick auf den Brexit gelassen. Verantwortlich für die Schwäche der Währung ist vor allem das große Leistungsbilanzdefizit des Vereinigten Königreichs. Die britische Wirtschaft importiert deutlich mehr als sie exportiert.

Weil das finanziert werden muss, ist Großbritannien also auf Kapitalimporte aus dem Ausland angewiesen - und diese könnten durch den Brexit erschwert werden. Zudem dürfte der Handel mit der EU belastet und das Vertrauen in die britische Wirtschaft geschwächt werden. Schließlich ist die EU der mit Abstand wichtigste Handelspartner.

Wie nervös der Devisenmarkt ist, zeigte sich am Mittwoch. Selbst die absehbare Austrittserklärung belastete das Pfund. Die Kursverluste der britischen Währung belegten, wie anfällig das Pfund gegen jede Art von Brexit-Thema sei, kommentierte Craig Erlam vom Online-Broker Oanda. Das dürfte vorerst auch so bleiben.

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«Zumindest den Marktteilnehmern scheint so langsam zu dämmern, was für eine Mammutaufgabe der Brexit wird», sagte Thu Lan Nguyen, Devisenexpertin bei der Commerzbank. Tatsächlich ist der Zeitdruck enorm. Es sind nur zwei Jahre für die Austrittsverhandlungen vorgesehen. Die eigentliche Verhandlungszeit ist noch kürzer, da alle nationalen Parlamente innerhalb dieses Zeitraums zustimmen müssen.

Wie ein Abkommen für die künftige Zusammenarbeit aussehen könnte, zeichnet sich noch nicht ab. Ein sogenannter «harter Brexit» ohne eine Einigung wird auch von britischen Regierungspolitikern nicht mehr ausgeschlossen. Schließlich lehnt die Regierung mit der Personenfreizügigkeit eine der vier Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarktes ab. Bei einem «harten Brexit» drohen Zölle und andere Handelshemmnisse.

Als ein zusätzlicher Belastungsfaktor für das Pfund könnte sich die Schottland-Frage erweisen. So hat sich das schottische Parlament am Dienstag erneut für ein Unabhängigkeitsreferendum ausgesprochen. Ob es nur wenige Jahre nach dem 2014 gescheiterten Referendum zu einer neuen Abstimmung kommt und wie diese ausgehen würde, ist vollkommen offen.

Die Diskussionen darüber werden jedoch auch die Brexit-Verhandlungen erschweren und die Unsicherheit erhöhen. Ein tatsächlicher Austritt Schottlands aus dem Königreich würde das britische Leistungsbilanzdefizit nochmals erhöhen, da die Öleinnahmen dann auf das Konto der Schotten gehen würden.

Eine mögliche weitere Abschwächung des britischen Pfundes könnte die britische Notenbank (BoE) zunehmend in eine Zwickmühle bringen. Die BoE hatte nach der Brexit-Entscheidung ihren Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt und damit zu dem noch robusten Wirtschaftswachstum beigetragen. Jedoch haben die Schwäche des Pfundes und die Erholung der Ölpreise die britische Inflation im Februar auf den höchsten Stand seit September 2013 getrieben. Eigentlich müsste die Notenbank über eine Erhöhung der Zinsen nachdenken. Dies könnte aber andererseits die britische Wirtschaft belasten, was den Handlungsspielraum der Notenbank einschränkt.

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