CDU gewinnt in NRW, Rot-Grün abgewählt – Kraft tritt zurück
Katastrophe für die SPD und Kanzlerkandidat Martin Schulz: Die CDU hat die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gewonnen und der SPD damit eine beispiellose Niederlage beigebracht. Gut vier Monate vor der Bundestagswahl fuhren die Sozialdemokraten am Sonntag im bevölkerungsreichsten Bundesland ihr schlechtestes Ergebnis der Landesgeschichte ein, Rot-Grün unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wurde abgewählt.
Kraft trat unmittelbar nach den ersten Hochrechnungen als SPD-Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei zurück. Sie übernehme damit die Verantwortung für die schwere Niederlage, «damit die NRW-SPD eine Chance auf einen Neuanfang hat», sagte die 55-Jährige in Düsseldorf. SPD-Kanzlerkandidat Schulz sprach von einer «krachenden Niederlage».
AfD ist drin, Linke schafft es gerade noch
Nach den ersten Hochrechnungen von ARD und ZDF lag die CDU mit 34,3 bis 34,4 Prozent deutlich vor der SPD mit 30,6 Prozent. Dahinter folgte die FDP mit 11,9 bis 12,2 Prozent. Mit 7,6 bis 7,7 Prozent zieht nach den Angaben erstmals die AfD in den Düsseldorfer Landtag ein. Die bislang an der Regierung beteiligten Grünen stürzten demnach auf 6,0 Prozent ab. Die Linkspartei kam danach auf 5,0 Prozent und musste somit zittern, ob ihr dieses Mal der Sprung in den Landtag gelingt.
Vieles deutete am Abend darauf hin, dass es im Stammland der Sozialdemokratie nun zum ersten Mal eine große Koalition geben dürfte - unter Führung der CDU von Herausforderer Armin Laschet. Noch vor wenigen Wochen hatte die SPD in Umfragen deutlich vorn gelegen.
Tiefschlag für Schulz
Für Schulz ist das Ergebnis in seiner politischen Heimat der bislang schwerste Tiefschlag. Die SPD muss damit nach den Wahlschlappen im Saarland und in Schleswig-Holstein die dritte Niederlage in Folge einstecken. Für Kanzlerin Angela Merkel bedeutet der Wahlsieg der CDU hingegen starken Rückenwind.
Die NRW-Wahl gilt als wichtigster Stimmungstest vor der Bundestagswahl im September, da jeder fünfte Wähler bundesweit in dem Land zu Hause ist. Vor fünf Jahren war die SPD hier noch auf 39,1 Prozent gekommen, während die CDU mit 26,3 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in der NRW-Geschichte einfuhr.
Drei Bündnismöglichkeiten denkbar
Sollte es in NRW erstmals ein Sechs-Parteien-Parlament geben, zeichnet sich nach den ersten Hochrechnungen folgende Sitzverteilung ab: Die CDU holt demnach im neuen Landtag 65 Sitze, die SPD 58. Die Liberalen erringen 23 Mandate, die Grünen 11, die AfD 14 bis 15 und die Linke 9 bis 10. Die Wahlbeteiligung stieg laut ZDF auf 66 Prozent (2012: 59,6 Prozent).
Damit ist in Nordrhein-Westfalen rechnerisch in jedem Fall eine große Koalition, ein Ampel-Bündnis oder eine sogenannte Jamaika-Koalition möglich. Dreierbündnisse sind aber höchst unwahrscheinlich: Die Liberalen haben eine Ampel mit SPD und Grünen ausgeschlossen, die Grünen ein Jamaika-Bündnis mit CDU und FDP. Ob es sogar für eine eigene schwarz-gelbe Mehrheit von CDU und FDP reichen könnte, war am frühen Sonntagabend noch offen.
Die Liberalen erzielten in NRW unter Führung ihres Bundes- und Landesvorsitzenden Christian Lindner das beste Ergebnis seit über 50 Jahren. Die Grünen mussten im Superwahl 2017 zum dritten Mal in Folge Verluste hinnehmen. Die AfD ist nun in 13 von 16 Landtagen vertreten.