Geld und Politik
Reiches Deutschland! Wie die Zahlen der Deutschen Bundesbank belegen, haben die Privathaushalte hierzulande ein ordentliches Finanzpolster angespart. Das muss auch nicht verwundern. Die Republik weist Boom-Zahlen vor: Exportweltmeister, Beschäftigungshoch, Haushaltsüberschüsse, gesättigter Wohlstand – den Menschen geht es gut, sehr gut sogar. Da schießen logischerweise auch die Geldvermögen in die Höhe. Und obendrauf kommt selbstredend noch das, was der Durchschnitts-Deutsche an Immobilienbesitz und Sachwerten angehäuft hat.
Doch Vorsicht ist angebracht. Die jetzt vorgelegten Zahlen differenzieren nicht. Die Werte in ihrer Gesamtheit lassen nur Rückschlüsse auf Durchschnittsvermögen zu, sie besagen nichts darüber, wie es dem Einzelnen wirtschaftlich geht. Die enormen Zuwächse wurden im Wesentlichen durch Bewertungsgewinne in den Aktiendepots erzielt; über Wertpapiere verfügen aber nur rund 14 Prozent der Haushalte. An den meisten Menschen im Land geht ein solches Plus schlicht vorbei.
Die Bundesbank-Zahlen sind eine Botschaft an die Politik. Deutschland geht es zwar gut, das ist nicht zu leugnen, doch wird nicht nur der Reichtum größer, sondern auch die Unzufriedenheit vieler – siehe die Wahlerfolge der AfD. Die soziale Ungleichheit nimmt zu, auch das legen die Daten nahe. Viele sind oder fühlen sich abgehängt und zurückgelassen.
Die Politik im reichen Deutschland muss das aufgreifen – und könnte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: um die soziale Schieflage zu korrigieren und um die Polterer und Vereinfacher vom rechten Rand des politischen Spektrums zurückzudrängen. Wann, wenn nicht in Wahlkampfzeiten, wäre die Gelegenheit dafür günstiger?