Genf

Hungerkatastrophe in Afrika und im Jemen - Aber kaum Spenden

dpa
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24. März 2017
20 Millionen Menschen in vier Ländern sind vom Hungertod bedroht.

20 Millionen Menschen in vier Ländern sind vom Hungertod bedroht. ©dpa - Mohamed Sheikh Nor

Spätestens seit Februar ist klar: in mehreren Regionen Afrikas und im Jemen ist die Hungersnot ausgebrochen. Auf Fernsehbildern sieht man Kinder wimmern. Ausgemergelte Menschen schleppen sich mit letzter Kraft in Nothilfestationen.

20 Millionen Menschen in vier Ländern sind vom Hungertod bedroht - neben Südsudan, Nigeria und Somalia auch im Jemen. UN-Generalsekretär António Guterres schickte im Februar einen dringend Appell in die Welt: Die Vereinten Nationen brauchten bis Ende März vier Milliarden Euro, um die schlimmste Not zu lindern. Aber es hat wenig gefruchtet. Ganze zehn Prozent waren bis zum 20. März zusammengekommen.

Wie funktioniert das mit den Spendenaufrufen eigentlich? Wie kommen die Zahlen zustande? Der Bedürftigen, der nötigen Summe?
Die UN-Organisationen sind seit Jahren in den betroffenen Regionen aktiv. Sie kennen die lokale Bevölkerung, wissen, wo gekämpft wird, wo Felder nicht bestellt werden können. Sie sehen als erste die Flüchtlingsströme, und in welchem Zustand die Menschen ankommen. Mit den seit Jahren vor Ort tätigen Organisationen schätzen sie ab, wie viel Nahrung und Wasser nötig ist, wo es besorgt werden kann, wie es in die Regionen kommt, welche Medikamente und Behandlung die Menschen brauchen, und was das alles kostet.

An wen genau richtet sich so ein Spendenaufruf?
Sowohl an Regierungen als auch Wohltätigkeitsorganisationen und Privatleute. Gerade die UN-Organisationen verlassen sich aber überwiegend auf die UN-Mitglieder. «2016 kamen 2,38 Prozent der Spenden nicht von Regierungen», sagt der Sprecher des UN-Nothilfebüros (Ocha), Jens Laerke, in Genf. Die UN kontaktieren vor allem die Ministerien für Entwicklungszusammenarbeit. Eine Ausnahme ist das Kinderhilfswerk Unicef. Es hat in Deutschland und 33 anderen überwiegend wohlhabenden Ländern Büros, die Spenden sammeln. Sieben Prozent der Hilfsgelder kamen so im vergangenen Jahr aus privaten Quellen, insgesamt 119 Millionen Dollar.

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Was, wenn Regierungen nicht reagieren oder nicht genug überweisen?
Das kann Menschenleben kosten und macht Hilfe langfristig aber auf jeden Fall kostspieliger. «Manchmal können wir uns nur auf lebensrettende Maßnahmen konzentrieren», sagt Paul Stromberg, der beim UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) die Beziehungen zu Gebern pflegt. «Dann müssen wir Lösungen, die langfristig Geld sparen würden, aufschieben. Dann fahren wir etwa Wasser in Tankwagen ran statt Brunnen zu bauen, transportieren Menschen lange Wege in Krankenwagen statt eine Klinik zu bauen, geben Zelte aus statt Häuser zu bauen oder verteilen Essen statt den Menschen zu zeigen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen können.» Kredite können die UN nicht aufnehmen.

Wie gut werden Spendenaufrufe in der Regel gedeckt?
Im Durchschnitt kommen weniger als zwei Drittel der Summe rein, die nötig ist, so die von Regierungen finanzierte Initiative GHA, die Statistiken zum Spendenaufkommen weltweit führt. 2015 riefen die UN zu Spenden im Umfang von 9,8 Milliarden Dollar auf und bekamen nur 55 Prozent davon - der Anteil war so gering wie nie zuvor. Insgesamt ist das Spendenaufkommen aber stark gestiegen: von 2012 auf 2013 um 16 Prozent, auf 2014 weitere 20 Prozent und noch einmal 12 Prozent 2015, auf 28 Milliarden Dollar in dem Jahr. Vieles geht in bilaterale Hilfe und nicht durch UN-Kanäle.

Gibt es einen Unterschied in der Spendenbereitschaft bei Naturkatastrophen und Krisen durch bewaffnete Konflikte?
«Private Spender sind immer besonders motiviert, wenn die Medien über eine Krise berichten», sagt Soraya Bermejo, bei Unicef zuständig für Mittelbeschaffung im Privatsektor. «Das passiert meist nach Naturkatastrophen.» Bei Konflikten und Kämpfen, also Krisen, die Menschen verschulden, sei es schwieriger. Auch, wenn es um Regierungsgelder geht. «Spendenaufrufe nach Naturkatastrophen sind einfacher, weil keine Menschen verantwortlich sind und es weniger politische Überlegungen gibt», sagt Stromberg vom UNHCR. Die Syrien-Aufrufe hätten meist relativ gute Resonanz gehabt, weil die Katastrophe nach Europa schwappte, die Bereitschaft zu Spenden sei bei Somalia sei nach Jahrzehnten des Konflikts deutlich geringer.

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