Michael Lühmann

Islamophobie bringt Evangelikale und Rechte zusammen

Marc Mudrak
Lesezeit 2 Minuten
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27. September 2016
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Michael Lühmann, Politikwissenschaftler am Göttinger Institut für Demokratieforschung.

Michael Lühmann, Politikwissenschaftler am Göttinger Institut für Demokratieforschung. ©Privat

In der AfD verbinden sich streng Konservative mit radikalen Christen. Michael Lühmann, Politikwissenschaftler am Göttinger Institut für Demokratieforschung, erklärt im Interview mit der Mittelbadischen Presse die Gründe und Folgen dieser Allianz.

Herr Lühmann, Viele Anhänger der AfD sind nicht gläubig. Trotzdem wählen sie eine Partei, die das »christliche Abendland« verteidigen will. Wie passt das zusammen?
Michael Lühmann: Das Feindbild ist für alle klar. Atheisten in der AfD halten Religion für irrational, haben damit nichts zu tun. Für sie ist Glaube eher eine Bedrohung, insbesondere der Islam. Sie kommen mit denen zusammen, die sich aus einer christlichen Abwehrhaltung heraus bedroht sehen.

Dennoch müsste es zwischen Konfessionsfreien und Evangelikalen in der AfD zu Spannungen kommen.
Lühmann: Die Chiffre vom »christlichen Abendland« kann jeder aufladen, wie er will: religiös, kulturell oder völkisch. Das überdeckt diesen Konflikt. Was beide Seiten eint, ist die Abwehr des Islam und Rassismus. Zudem gibt es auch unter den Atheisten in der AfD die Vorstellung von einer Art Kulturchristentum, das die Nation wie ein Band vereint.

Warum stehen ausgerechnet Evangelikale den Rechtspopulisten oft nahe?
Lühmann: Sie haben durch den Zwang zur Evangelisierung eine natürliche Feindschaft zum Islam, dem sie auch Missionierung vorwerfen. Sie legen die Bibel dogmatisch aus, deshalb haben sie etwa ein sehr konservatives Familienbild, lehnen die gleichgeschlechtliche Ehe ab. Dadurch haben sie eine Nähe zu harten konservativen Kreisen, die nicht religiös fundiert sind, aber auch Liberalität abwehren wollen.

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Wo waren diese Milieus politisch vor dem Aufkommen der AfD beheimatet?
Lühmann: Viele waren davor in der CDU. In der sind immer noch eine Menge evangelikal Geprägte tätig. In Baden-Württemberg gibt es um Stuttgart stark evangelikale Milieus, ähnlich wie im Süden Sachsens. Seit zehn bis 15 Jahren werden diese Gruppen wieder stärker politisch aktiv.

Aber Katholiken sind auch nicht immun gegen Rechtspopulismus.
Lühmann: Die sind auch anfällig, wenn das Katholische und die Bibel ins Absolute gesetzt werden. Nehmen Sie als Beispiel das »Forum Deutscher Katholiken«, eine Speerspitze des Erzkatholischen. Dort sind der Autor Jürgen Liminsky und Eva Herrmann organisiert.

Wie einflussreich sind die radikalen Christen in der AfD?
Lühmann: Der »Pforzheimer Kreis« hatte programmatisch und personell zwischenzeitlich einigen Einfluss. Die »Christen in der AfD« versuchen, fundamentalistische Positionen in die Partei zu bringen. Beatrix und Sven von Storch stehen im Zentrum all dieser Aktivitäten – und sie haben sehr viel Einfluss.

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