Bundestagspräsident Lammert verzichtet auf erneute Kandidatur

Präsidentendebatte befeuert

Hagen Strauß
Lesezeit 3 Minuten
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19. Oktober 2016

Norbert Lammert. ©dpa

Ich denke, es ist nun Zeit für einen Wechsel, zumal auch ich nicht immer jünger werde.« Das ist für viele in Berlin der entscheidende Satz in Norbert Lammerts Abschiedsbrief an seinen Kreisverband gewesen. »Wer das schreibt, kann sich nicht jung genug fühlen, Bundespräsident zu werden«, war gestern im Reichstag zu hören.

Bundestagspräsident Norbert Lammert hört auf, er kandidiert 2017 nicht mehr für den Bundestag. Die Überraschung und das Bedauern im Parlament waren groß – über die Fraktionsgrenzen hinweg genießt der Bochumer hohes Ansehen für seine Amtsführung und seine Reden. Seit 2005 ist er protokollarisch zweiter Mann im Staate. Sollte der 67-Jährige überhaupt jemals Chancen auf die Nachfolge von Bundespräsident Joachim Gauck gehabt haben, sie scheinen nun endgültig dahin zu sein. So jedenfalls die Auffassung der meisten Abgeordneten unter der Reichstagskuppel.

 Fest steht: Lammert gehört zu den anerkanntesten Politikern im Land, seine Sitzungsleitung mit pointierten und treffsicheren Anmerkungen ist legendär. Und mit seiner Rede bei der Einheitsfeier in Dresden untermauerte er noch einmal die eigene herausragende Stellung. Schon zweimal wurde er als Bundespräsident gehandelt – als Horst Köhler 2010 hinschmiss, und als Christian Wulff 2012 gehen musste. Beide Male kam er nicht zum Zuge. Sein Name fiel jetzt wieder für die Gauck-Nachfolge. Chance drei.

»Er hätte es gemacht«

»Wenn man ihn gefragt hätte, er hätte es gemacht«, sagen Wegbegleiter. Doch der durchaus eitle Lammert ist CDU-Mann, die Zeichen stehen auf einen überparteilichen Konsenskandidaten der Großen Koalition. Das ist das Schicksal, das Lammert mit Frank-Walter Steinmeier teilt. Der Außenminister gehört der SPD an. Bei der Union hingegen ist Steinmeier nicht durchsetzbar. Lammert wiederum bei der SPD nicht. Beide Seiten fürchten um die Signalwirkung und die Geschlossenheit der eigenen Reihen. Außerdem geht es ums Prinzip.

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Manch einer glaubt, dass Lammert dies zermürbt haben könnte, auch wenn das viele in der Bundestagfraktion anders sehen. »Ich habe keine Zeichen von Frustration wahrgenommen«, sagt einer, der eng mit ihm zusammenarbeitet. Sein Alter, Lammerts kulturelle Interessen und auch familiäre Gründe werden stattdessen als Beweggründe ins Feld geführt.

Einfacher macht das alles aber die Kandidatenfindung für Schloss Bellevue jetzt nicht. Der- oder diejenige, der oder die bei der Bundesversammlung im Februar von der Großen Koalition ins Rennen geschickt wird, muss mindestens genauso anerkannt und fähig sein wie Lammert und Steinmeier. Vergleiche nach der Nominierung werden zwangsläufig angestellt werden. Die Gemengelage stellt sich derzeit so da: »Es wird über den Bundespräsidentenkandidaten gesprochen, mit allen«, so SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. Sollten die Gespräche nicht zu einem »gemeinsamen Kandidaten führen, wird jede Partei einen eigenen ins Rennen schicken. Das ist kein Schaden für die Demokratie.«

Fünkchen Hoffnung?

 Also doch noch ein Fünkchen Hoffnung für Lammert? Seine Erklärung spricht dagegen. Als ob nichts passiert wäre, sah man Lammert gestern Nachmittag ganz entspannt vor dem Reichstag stehen, um Panamas Präsidenten Juan Carlos Varela zu einem kurzen Meinungsaustausch zu empfangen. Anschließend eilte er schnellen Schrittes in die Unions-Bundestagsfraktion – und zwar wortlos.

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