Riskante Strategie
Mit der selektiven Aussperrung von Vertretern führender regierungskritischer Sender und Zeitungen und seinem angekündigten Fernbleibem vom traditionellen Korrespondenten-Dinner im April hat der Kampf von Donald Trump gegen die US-Medien eine neue Qualität erreicht. Stur verfolgt Trump seine völlig unbegründete These, Journalisten seien »der Feind der Bürger«. Diese Phrase stammt aus der Geschichte. Adolf Hitler und Lenin benutzten unter anderem schon die Formulierung, um all jene zu diskreditieren, die ihre Autorität in Frage stellten. Was der US-Präsident damit verfolgt, ist klar: Er spricht den Medien das Recht ab, unbequeme Fragen zu stellen oder Berichte zu veröffentlichen, die er als unfair oder negativ ansieht. Das Ziel heißt mundtot.
Doch damit dürfte er langfristig nur das Gegenteil erreichen. Die undichten Stellen im Regierungsapparat versorgen die Medien derzeit in immer größerem Umfang mit Interna auch aus dem Weißen Haus – eine Art Beamten-Rebellion gegen den Präsidenten und auch gegen dessen Knebelungsversuche für die Presse. Gleichzeitig verstärken führende Printmedien wie die »Washington Post« und »New York Times« ihre aggressive Berichterstattung. Dass sie vorwiegend auf anonyme Quellen setzen, die nicht verifiziert werden können, ist gleichzeitig für Trump eine Steilvorlage. Beide Seiten schaukeln sich derzeit hoch – wobei die Gefahren für den Präsidenten größer scheinen als für die Berichterstatter, die starken Schutz von der Verfassung erfahren. Die letzten Salven in diesem erbitterten Duell sind also lange noch nicht geschossen.