Washington

Trump sieht eine Kampagne gegen sich

Friedemann Diederichs
Lesezeit 3 Minuten
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14. Oktober 2016
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Donald Trump will eine bewusste Wahlbeeinflussung von US-Medien erkennen. ©dpa

US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump wird von vielen wegen seines Verhaltens gegenüber Frauen kritisiert. Dieser wirft seinerseits Medien eine bewusste Wahlbeeinflussung vor.

Seine Hände seien »wie ein Oktopus« gewesen, der sie überall berührt habe. Er habe ihr an die Brüste gegriffen und auch unter den Rock, schilderte jetzt die heute 74-jährige Jessica Leeds eine unerwünschte Fummel-Attacke von Donald Trump, als beide vor Jahrzehnten bei einem Flug nach New York nebeneinandergesessen hätten. Eine ehemalige Rezeptionistin des Trump-Konzerns enthüllte, dass der Milliardär sie 2005 während einer Fahrstuhlfahrt auf den Mund geküsst habe.

Berichtet hat über diese beiden angeblichen Vorfälle, die ein Trump-Sprecher bestreitet und als »Erfindung« zurückgewiesen hat, am Mittwoch die »New York Times« – jene Zeitung mit Millionenauflage, die sich in einem Leitartikel explizit für Hillary Clinton ausgesprochen hat. Ein weiteres Blatt, die »Palm Beach Post«, schilderte einen dritten mutmaßlichen Übergriff Trumps: Vor 13 Jahren habe er einer Frau ans Hinterteil gegriffen. Und das Onlinemagazin »Buzzfeed« spricht davon, der Republikaner sei gerne bei Schönheitswettbewerben in die Umkleideräume  gekommen, als die Miss-Kandidatinnen nackt oder halbnackt gewesen seien.

Diese jüngsten Vorwürfe belasten Trump schwer, zumal er sich ja in einem kürzlich enthüllten Mikrofon-Mitschnitt im Jahr 2005 mit Übergriffen gegenüber Frauen gebrüstet hatte. Seine Kampagne wirft nun vor allem der »New York Times« eine bewusste Wahl-Beeinflussung zugunsten von Hillary Clinton vor, weil das Blatt vermeintliche jahrzehntealte Vorfälle so kurz vor der Abstimmung bekannt mache. Trump spricht damit ein längst bekanntes Phänomen in den USA an: Anders als in Deutschland üblich geben amerikanische Tageszeitungen bewusst den Lesern eine Empfehlung für den Wahltag. Fast alle Blätter haben sich für Hillary Clinton und gegen Trump ausgesprochen – auch die »Washington Post«, die gestern trotz des E-Mail-Skandals und anderer Fragezeichen Clinton gute Noten gab: Die Demokratin sei eine »Wahl, auf die Amerikaner stolz sein können«.

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Wie sich solche Anpreisungen mit dem Neutralitätsanspruch in der Berichterstattung vertragen, ist eine zwangsläufige Frage. Trump sagt angesichts der jüngsten »New York Times«-Vorwürfe, dies sei ein »Charakterattentat«, das ein neues Tief bei dem Versuch darstelle, die Wahl zu beeinflussen. Ein Anwalt Trumps stellte dem Blatt eine Widerrufs-Forderung zu. Gleichzeitig beklagt Trump, dass sich die Zeitung so gut wie gar nicht den »Wikileaks«-Enthüllungen widme, bei der bisher unbekannte E-Mails der Kandidatin und ihrer Mitarbeiterin publik gemacht wurden. E-Mails, die auch ein fragwürdiges Vorgehen gegenüber dem parteiinternen Konkurrenten Bernie Sanders zeigen. So erhielt das Clinton-Camp vorab durch eine CNN-Analystin mit Demokraten-Parteibuch eine Frage zum Thema Todesstrafe zugespielt, die dann bei einer Vorwahldebatte gestellt wurde. Doch derartige Mauscheleien verblassen angesichts des Interesses an den Sex-Eskapaden Trumps.

Medien meist für Clinton

Das gilt auch für den Nachrichtensender CNN. Wer dort Experten-Diskussionen verfolgt, sieht schnell, dass die CNN-Moderatoren Trump-Befürwortern fast immer ins Wort fallen, während die Redezeit für Clinton-Anhänger unbegrenzt scheint. Als Gegengewicht galt lange der konservative Sender Fox News. Doch dort wurden, seit sich Trump mit Teilen der eigenen Partei anlegte, die Karten neu gemischt. Immer häufiger wird thematisiert, welche negativen Langzeit-Folgen die Nominierung Trumps für die Republikaner haben werde.

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