Fahrspaß gepaart mit Sparspaß
Im Mai erhielt der vernunft-betonte Cabrio-Klassiker VW Golf ein »Update«. Die Änderung beschränkten sich auf neue Motoren und ein neues Infotainment-System.
Das aktuelle Golf Cabrio basiert noch immer auf dem alten Golf 6. Seine Kanten sind nicht so scharf und fein gezeichnet wie beim aktuellen Golf 7. Ein Mainstream-Design, das keinen verprellt, aber auch keinen vom Hocker reißt. 25 100 Euro als Einstieg klingen fair gepreist. Doch es ist locker möglich, deutlich mehr für Sonderausstattungen auszugeben. So bringt es unser Testwagen mit dem verbrauchsgünstigen 2.0 Liter Diesel auf beachtliche 43 981 Euro. Geschmackvoll und edel mit tiefschwarzes Blechkleid, üppig braunen Ledersitzen und 18-Zoll-Felgen.
Der verbaute 2-Liter-Diesel mit seinen 150 PS maximaler Leistung verlangt allein schon 5200 Euro Aufpreis gegenüber der Einstiegs-Motorisierung. Das sind locker mal um die 20 Prozent mehr. Doch selten war ich von einem Motor so begeistert. Nach einer Strecke von 800 Kilometern lag die Restreichweite noch bei über 130 Kilometern.
Realer Verbrauch bei 5,2 Liter: Der Durchschnittsverbrauch lag bei nur 5,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Dabei war der Autobahnanteil groß und das Durchschnittstempo bei hohen 130 Stundenkilometern. Selbst bei hohem Durchschnittstempo steigt sein Durchschnittsverbrauch nur minimal an.
Doch sparen allein, wäre ja einfach. Dieser Golf schafft aber den Spagat aus Sparspaß und Fahrspaß. Schon bei 1750 Umdrehungen liegt ein Drehmoment von 340 Newtonmeter. Das Golf Cabrio benötigt 9,4 Sekunden, um aus dem Stand Tempo 100 zu erreichen.
Sportfahrwerk alternativ: Mit der adaptiven Fahrwerksregelung kann die Dämpfung je nach Wunsch in drei Stufen von sportlich bis komfortabel eingestellt werden. Ob das die zusätzlichen 1035 Euro wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Alternativ steht übrigens auch ein Sportfahrwerk für 250 Euro zur Wahl.
In dem ansonsten »fett« ausgestatteten Cabrio fehlte leider etwas, was ich wirklich schätze: ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Obwohl das knackige Schaltgetriebe wohl zu den Besten gehört, würde für mich nur ein Golf mit DSG (Aufpreis: 1975 Euro) in Frage kommen. Es nimmt dem Fahrer das lästige Schalten – bei kürzeren Schaltzeiten – ab, ohne dabei mehr Kraftstoff zu verbrauchen.
Der Innenraum des Golf Cabrios gefällt durch seine Schlichtheit. Die Bedienung funktioniert weitgehend selbsterklärend. Lediglich der Mechanismus zum Öffnen des Verdecks verwirrt. Der Taster muss dazu nämlich nach vorn gedrückt werden. Umgekehrt wäre es logisch. Leider lässt sich das Verdeck auch nicht über den Schlüssel öffnen oder schließen.
Übers Touchgreen: Das Kommunikationssystem im offenen Golf unterstützt die neuen Standards wie CarPlay und Android Auto. So lässt sich das Smartphone bequem über den Touchscreen des Infotainment-Systems steuern. Leider wurden die Assistenzsysteme mit dem letzten Update nicht auf den Stand der Technik gebracht. So vermisse ich unter anderem den aus anderen VW-Modellen bekannten Abstandsregeltempomaten.
Das Stoffdach schützt zwar zuverlässig vor den Einflüssen der Außenwelt, aber bei höheren Geschwindigkeiten dringen die Fahrgeräusche lauter als beim normalen Golf in den Innenraum. Die Sitzplätze in der zweiten Reihe eignen sich auch für Erwachsene, wobei die Kopffreiheit bei geschlossenem Dach eingeschränkt ist.
Der 250 Liter fassende Kofferraum bietet zwar ausreichend Platz für Einkäufe und kurze Reisen, aber seine senkrecht stehende, schmale Ladeluke ist ergonomisch nicht günstig. So muss eine Kiste Mineralwasser zunächst in die Waagerechte gebracht werden, um sie dann in den Gepäckraum balancieren zu können.
Fazit: Das Golf Cabrio ist für mich trotz kleiner Schwächen ein Cabrio mit hohem Nutzwert. Es bleibt auch als Cabrio ein ganzer Golf, der allerdings nicht mehr taufrisch ist. Durch das kleine »Update« möchten die VW-Strategen den offenen Klassiker für weitere ein bis zwei Jahre attraktiv halten, bis dann wohl auf Basis des kommenden Golf 8 ein neues Cabrio auf entstehen wird. Überraschend gab Volkswagen nun bekannt, auch die Optik für das Modelljahr 2016 leicht zu überarbeiten.
Datenblatt
- Motor: 2.0 TDI BlueMotion Technology
- Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
- Leistung: 150 PS/110 kW
- Maximales Drehmoment: 340 Nm
- Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
- Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 9,2 sec
- Norm-Verbrauch (kombiniert): 4,3 l/100 km
- Länge/Breite/Höhe: 4246/1782/1423 mm
- Radstand: 2578 mm
- Ladevolumen: 250 l
- Leergewicht: 1505 kg
- Basispreis: 25 100 Euro
- Testwagenpreis: 43 981 Euro