Honda Jazz ist ein wahrer Meister an Variabilität
Musikalisch angehaucht ist der Name des japanischen Kleinwagens, der im englischen Swindon gebaut wird. Der neue Honda Jazz 1.3 i-VTEC Elegance ist das Topmodell der Baureihe.
Futuristische Züge trägt das Design. Sehr markant und dynamisch verlaufen die Seitenlinien. Selbstbewusst gestaltet ist die Frontpartie mit dem zwischen die Scheinwerfer eingefügten Kühlergrill. Scharfkantige Leuchten und eine fast senkrechte Scheibe dominieren das Heck. Auffällig sind die Luftauslässe im unteren Bereich des hinteren Stoßfängers.
Etwas gestreckt: Der Längenzuwachs der dritten Generation um 9,5 Zentimeter, von denen alleine vier Zentimeter auf das Konto der neugestalteten vorderen Stoßfänger gehen, rückt den Jazz fast exakt an die Vier-Meter-Marke heran. Um drei Zentimeter legte der Radstand zu, dennoch sind die Platzverhältnisse vorne etwas beengt. Gerade Langbeinige würden es begrüßen, ließen sich die höhenverstellbaren und beheizbaren Vordersitze ein paar Zentimeter weiter nach hinten schieben.
Abgesehen von der etwas umständlichen Bedienung des Bordcomputers ist das Cockpit modern und übersichtlich gestaltet. Zwar sind die vorderen Türfächer recht schmal ausgefallen, dafür gibt es aber genügend Ablagemöglichkeiten in der Mittelkonsole. Praktisch ist ein verstellbarer Getränkehalter links vom Lenkrad, der auch für Schlüsselbund oder Klapphandy genutzt werden kann. Die Hartplastikabdeckung auf dem Armaturenbrett ist leicht genarbt, ebenso die weicheren Materialien auf der Beifahrerseite, bei denen sogar feine Nähte für einen hochwertigen Eindruck sorgen.
Etwas schmal: Ein Meister an Raumausnutzung, Variabilität und Flexibilität ist der kleine Honda im hinteren Bereich. Dank üppigem Fußraum und großzügiger Kniefreiheit reisen die Fondspassagiere komfortabel wie in einer ausgewachsenen Limousine. Das betrifft zumindest die Inhaber der leicht ausgeformten äußeren Sitzplätze. Die Mittelposition dagegen ist sehr schmal und reichlich unbequem.
Problemlos ließe sich die Ausrüstung einer Combo im Jazz transportieren. Die variable, im Verhältnis 60:40 geteilte Rücksitzbank kann nämlich flach- und hochgeklappt werden. Im ersten Fall vergrößert sich der mit einer nur 58 Zentimeter hohen Ladekante gut zugängliche und dank sich absenkender Sitzflächen pottebene Kofferraum von 354 auf 1314 Liter.
Im zweiten Fall ergeben wie Kinostühle positionierte Sitzgestelle einen dachhohen Laderaum von rund 1,27 Metern hinter den Vordersitzen. Möglich wurde dieses geniale Konzept, weil der Tank unter das vordere Gestühl rückte.
Etwas müde: Kein Freund der flotten Töne ist der neuentwickelte Motor. Der 1,3 Liter große Benziner erwirtschaftet auch ohne Turbounterstützung zumindest auf dem Datenblatt 102 PS, die allerdings sehr gut »getarnt« sind. Die Leistungsentfaltung erfolgt nämlich in einem beschaulichen Adagio. Ein heiteres Allegro ist dem Jazz absolut fremd.
Dazu kommt, dass so etwas wie Zugkraft erst jenseits von 4000 Umdrehungen in einem herzzerreißenden Crescendo spürbar wird. Da ist nicht nur keine Scheu vor hohen Drehzahlen gefordert, sondern auch der fleißige Griff ins Schaltgetriebe mit dem ziemlich lang ausgelegten sechsten Gang. Immerhin tönt der Vierzylinder im normalen Fahrbetrieb in angenehmem Piano. Und auch beim Spritkonsum fällt der Motor nicht mit einem Paukenschlag aus der Rolle.
Etwas Luft nach oben: Die neue technische Plattform nutzt der Honda Jazz gemeinsam mit dem Mehrzweckfahrzeug HR-V. Damit fühlt er sich auch im Kurvengeschlängel wohl. Die Lenkung arbeitet direkt und zielgenau. Nur beim Federungskomfort besteht noch Luft nach oben, wenn der kleine Anglo-Japaner ziemlich ungehobelt und polternd über Querfugen und geflickte Asphaltpisten rumpelt.
Bei der Top-Ausstattungslinie Elegance hat Honda nicht gekleckert, sondern geklotzt. Ein bis 32 km/h wirksamer Notbremsassistent ist ebenso an Bord wie Kollisionswarner, Spurhalter, Verkehrszeichenerkennung und Rückfahrkamera. Auch Tempomat, Klimaautomatik, Regensensor, Radioanlage sowie ein schlüsselloser Zugang und Start gehören in dieser Fahrzeugklasse nicht unbedingt zur Selbstverständlichkeit. Das ist dann schon richtig großes Konzert des kleinen Jazz.
Datenblatt
- Motor: 4-Zylinder-Benziner mit 16 Ventilen
- Hubraum: 1318 ccm
- Leistung: 102 PS bei 6000 U/min
- Maximales Drehmoment: 123 Nm bei 5000 U/min
- Übersetzung: 6-Gang-Schaltgetriebe
- Antrieb: Vorderradantrieb
- Radstand: 2530 mm
- Länge/Breite/Höhe: 3995/1694/1525 mm
- Leergewicht: 1138 kg
- Zulässiges Gesamtgewicht: 1605 kg
- Anhängelast gebremst/ungebremst: 1000/
- 450 kg
- Wendekreis: 10,8 m
- Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 11,4 sec
- Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
- Normverbrauch: innerstädtisch: 6,2 l/100 km; außerstädtisch: 4,5 l/100 km; insgesamt: 5,1 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 120 g/km
- Tankinhalt: 40 Liter
- Testverbrauch: 5,70 l Super/100 km
- Preis: 18 990 Euro