Obergföll wirft gegen sich selbst
Mit dem alten Speer hat Petra Felke einst genau 80 Meter erzielt. Wie weit würde eine Spitzenwerferin wie Christina Obergföll (LG Offenburg) am Sonntag mit diesem Gerät werfen? Eine interessante Frage. Am Sonntag gibt es dazu ein Experiment bei einem »Wettkampf« im ETSV-Stadion in Offenburg. Das Fernsehen ist dabei, und Zuschauer sind ausdrücklich willkommen.
Die Sportlerin Christina Obergföll kennen die Menschen der Region im Grunde nur aus den Medien. In ihrer Heimat tritt die Speerwurf-Weltmeisterin mangels geeigneter Wettkämpfe so gut wie gar nicht an.
Am Sonntag ab 11 Uhr gibt es nun eine Premiere: Die 33-Jährige wird erstmals im Offenburger ETSV-Stadion an der Freiburger Straße einen Wettkampf bestreiten – gegen sich selbst. Wie das geht?
Für eine vom Fernsehen begleitete wissenschaftliche Studie wirft Christina Obergföll sechs Mal mit dem alten Speer, den Petra Felke (Jena) einst auf fabelhafte 80,00 Meter geworfen hat. Danach folgen sechs Würfe mit dem neuen Speer, mit dem die Offenburgerin den heute gültigen deutschen Rekord von 70,20 Metern hält. Aus Sicherheitsgründen waren bekanntlich 1986 bei den Männern und 1999 bei den Frauen die Normen für die Beschaffenheit der Speere verändert worden, sodass diese seither kürzer fliegen.
»Ich habe an den alten Speer eigentlich gar keine Erinnerungen mehr, deshalb bin ich selbst sehr gespannt«, sagt Obergföll vor dem Wettkampf am Sonntag, geht aber davon aus, »dass ich mit dem alten Speer eine Ecke weiter werfen werde als mit dem neuen.« Damit im ETSV-Stadion alles korrekt zugeht, gibt es einen Wurfkorridor und Kampfrichter.
Der Wettkampf wird von einem Fernsehteam gefilmt, das im Zuge der Vorberichterstattung auf die Olympischen Spiele in Rio die Vergleichbarkeit verschiedener sportlicher Leistungen untersucht. Im Zuge dessen wird dann auch Weltrekordler Paul Biedermann mal im Schwimmanzug und mal in der Badehose antreten.
Doch zurück zum Speerwurf: Grundlage für den Vergleich am Sonntag wird allerdings nicht der »Weltrekord für die Ewigkeit« von Petra Felke sein, sondern vielmehr die 76,64 Meter der Britin Fatima Whitbread bei deren WM-Titel 1987 in Rom.
Um gute Weiten erzielen zu können, wünscht sich Christina Obergföll für Sonntag im ETSV-Stadion ausdrücklich Zuschauer, da sie den »Wettkampf« als wichtiges Training für die WM nimmt. »Es wäre toll, wenn der ein oder andere vorbeikommen würde. Das würde mich zusätzlich motivieren«, sagt die Weltmeisterin, die genau drei Wochen später in Peking starten wird.