Handball

Bob Hanning: »Das Viertelfinale ist unser Anspruch«

Thomas Kastler
Lesezeit 6 Minuten
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11. Januar 2017
DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning. ©www.handball-server.de

Unmittelbar vor der Handball-WM glühen bei Bob Hanning (48) die Drähte. Der allgegenwärtige Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) beklagt im Poker um die TV-Rechte mangelnde Unterstützung durch die Politik, verdammt aber den Weltverband IHF  nicht wegen etwaiger Geschäftemacherei und hält den Ball flach, was die Chancen von Europameister Deutschland auf den WM-Titel angeht.

Zehn Jahre nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft gehört eine deutsche Handball-Nationalmannschaft wieder zu den Favoriten bei einer WM – stimmen Sie dieser Behauptung zu?
Bob Hanning: Die Weltspitze ist durch uns noch ein Stück breiter geworden. Ich glaube, dass wir noch nicht so konstant sind, jedes Turnier auf höchstem Niveau zu spielen. Aber ich glaube auch, dass wir an einem einzelnen Tag jede Mannschaft schlagen können.

Ursprünglich hatten Sie den WM-Titel erst für 2019 im Visier und dann vielleicht Olympia-Gold 2020. Ist das Team als Europameister diesem Plan enteilt?
Hanning: Wir haben jetzt zumindest den Vorteil zu wissen, wie Erfolg schmeckt. Die Mannschaft hat Vertrauen zu sich selbst. Das macht weitere Erfolge einfacher.

Handball ist populär wie lange nicht mehr. Erklären Sie uns den unsäglichen Poker um die TV-Rechte und die Ungewissheit bis zum letzten Moment, ob es überhaupt bewegte Bilder in Deutschland gibt.
Hanning: Eins vorweg:  Ich bin der Deutschen Kredit-Bank unendlich dankbar, dass sie den Fans überhaupt eine Übertragung ermöglicht, obwohl sie genau wie wir erwartet hätte, dass die WM frei empfangbar im Fernsehen sein würde. Im Fußball hätte es so was nie gegeben. Und dass sich ARD und ZDF jetzt beschweren, dass die DKB das übernimmt, ist der blanke Hohn und mit nichts zu entschuldigen.

Hätten Sie ein Eingreifen der Politik erwartet – in der Form, dass Handball wie Fußball und Olympia auf die sogenannte Schutzliste kommt und deshalb ins Free-TV muss?
Hanning: Handball ist Volkssport und gehört genau so geschützt wie der Fußball. Leider fehlt es an der Lobby bei der Politik. Wir alle hätten uns das anders gewünscht. Das jetzt eine Bank die Übertragungen übernehmen muss, ist weder von dieser Bank gewollt noch anständig, aber trotzdem für uns natürlich die Rettung. Der DHB hat zusätzlich die Public-Viewing-Rechte gekauft, so dass jetzt Veranstaltungen in den Vereinen möglich sind.

Aber hat nicht der Handball-Weltverband IHF den Schwarzen Peter, weil er die Übertragungsrechte für eine horrende Summe an die katarische Firma beIN Sports verkauft hat?
Hanning: Das sehe ich sehr differenziert. Die IHF hat 100 Millionen Franken bekommen. Wenn ich auf Seiten der IHF wäre, könnte ich nachvollziehen, dass man diesen Deal eingeht. Schließlich kann man das Geld in die Sportart Handball reinvestieren. Und außer Deutschland hat ja kein Land ein Problem mit den Übertragungsrechten. Die Frage muss erlaubt sein, warum wir das nicht hinkriegen. Nur auf die IHF zu schimpfen, entspricht nicht immer der Wahrheit. Man muss auch sehen: Ohne die Wildcard, die uns die IHF für die WM 2015 gab, wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.

Den Kunden interessiert jetzt in erster Linie, ob und wie die Übertragung im Internet funktioniert.
Hanning: Niemand weiß, ob es eine pannenfreie Übertragung geben wird. Vielleicht gibt es englische Kommentare, außer bei den deutschen Spielen natürlich. Es kann auch leitungsmäßig was zusammenbrechen. Wir können nur hoffen, dass es läuft – mehr nicht.

Wann und wie kann sich die Situation bessern?
Hanning: Der Vertrag zwischen IHF und beIN Sports läuft aus. Und die nächste WM ist 2019 in Deutschland und Dänemark. Politik, IHF und das Fernsehen müssen an einen Tisch und im Vorfeld nach einer Lösung suchen. Der Handball ist viel zu klein, um das selbst zu lösen. Aber noch einmal werden wir das so nicht hinnehmen.

Zurück zur WM: Die Vorrunden-Gruppe wirkt leicht, Platz zwei müsste auf jeden Fall drin sein.
Hanning: Ich glaube, wir tun gut daran, jede Mannschaft sehr ernst zu nehmen. Wir bewegen uns nur dann auf höchstem Niveau, wenn wir auch auf höchstem Niveau fokussiert sind. Wir können an einem einzelnen Tag auch gegen 50 Prozent der Mannschaften verlieren. In der Gruppenphase geht es um eine gute Ausagangsposition, damit wir im Achtelfinale nicht gleich gegen eine der stärksten Mannschaften kommen. Das Viertelfinale muss unser Anspruch sein. Aber ich habe immer gesdagt, dass es auch Rückschläge geben wird.

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Gehen Sie mit den prominenten Ausfällen Weinhold, Dissinger, Strobel, Wiede und Pekeler genau so routiniert um wie der Bundestrainer?
Hanning: Weinhold und Wiede wiegen schwer. Ich glaube, dass ein Kai Häfner nicht über neun Spiele auf höchstem Niveau agieren kann. Da muss man schauen, ob wieder ein anderer die Lücke schließt. Und Pekeler vorne wie hinten zu ersetzen, ist eine Herausforderung. Dissinger hat zu wenig gespielt, als dass sein Fehlen so schwer wiegen würde.

Aber ohne Strobel könnte es ein Problem auf der Spielmacher-Position geben?
Hanning: Strobel war immer ein Wackelkandidat, hat dann aber stets sehr gut gespielt. Er ist mit seiner unauf-geregten Art ein Verlust.

Nach der WM verlässt in Dagur Sigurdsson völlig unerwartet eine Schlüsselfigur Ihr Schachbrett. War das gar nicht zu verhindern?
Hanning: Also auf die WM wird das keine Auswirkungen haben. Seine Entscheidung tut uns schon weh. Aber mir sind seine Argumente nachvollziehbar.

Sie sind einst nach Rejk­javik geflogen, haben Sigurdsson aus Island losgeist und nach Berlin geholt. Wenn ihn einer hätte halten können, wären das wohl Sie gewesen.
Hanning: Wenn ich gegen Veszprem oder Paris konkurriert hätte, hätten wir vielleicht eine Chance gehabt. Aber gegen Japan und das Gesamtpaket konnten und wollten wir nicht gegenhalten.

Ihre ungewöhnlich transparente Suche nach dem Nachfolger wurde als Big-Brother-Methode gerügt. Gab’s zu viel Öffentlichkeit?
Hanning: Unsere Sportart hat gezeigt, welche Popularität sie erlangt hat. Das war schon fast eine Diskussion wie bei Jogi Löw. Wenn im Eishockey oder Basketball der Bundestrainer wechselt, interessiert das keinen. Und zur Ausführung: Hätten wir es im stillen Kämmerlein gemacht, wären Vorwürfe gekommnen, wir seien intransparent. Bei jeder Entscheidung wird einem das Gegenteil vorgeworfen. Ich halte es so, dass ich nach Beratung im Freundeskreis Entscheidungen transparent und klar kommuniziere.

Und wann fällt jetzt die Entscheidung zwischen Christian Prokop und Markus Baur?
Hanning: Nach der WM wird es Gespräche geben. Bis dahin konzentrieren wir uns ausschließlich auf die WM.

Wann stehen Sie als Vizepräsident zur Wiederwahl?
Hanning: Im November.

Und es bleibt dabei, dass es dann nur noch eine Hanning-Periode gibt?
Hanning: Das habe ich von Anfang an gesagt. Ich werde dann die schönsten Jahre meines Lebens eingesetzt haben. Eine Amtszeit noch, dann ist hundertprozentig Schluss.

Wer außer unserer Nationalmannschaft kommt ernsthaft für den WM-Titel 2017 infrage?
Hanning: Ach, da gibt es viele Möglichkeiten. Angefangen von Gastgeber Frankreich über Dänemark bis zu Kroatien. Man sollte auch mal exotisch denken. Vielleicht an die Brasilianer. Die Spitze ist breiter geworden.

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