Christina Obergföll und das lange Warten auf Peking-Silber
Am 13. September vergangenen Jahres ging die Nachricht durch die Weltpresse: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Speerwerferin Maria Abakumowa wegen Dopings nachträglich von den Olympischen Spielen 2008 in Peking disqualifiziert. Die Russin hatte damals den zweiten Platz vor Christina Obergföll belegt, war dann aber bei Nachtests überführt worden (Turinabol). Beim Online-Lexikon Wikipedia wird die Offenburgerin, die 2008 bei den Spielen in London den zweiten Platz belegte hatte, seitdem als zweifache olympische Silbermedaillengewinnerin geführt.
Infos nur aus den Medien
Seltsam nur: Christina Obergföll weiß offiziell immer noch nichts. »Mein Kenntnisstand bezieht sich aus den Medien«, sagt sie sieben (!) Monate nach der Meldung.
Immerhin scheint langsam wieder Bewegung in die Sache zu kommen. Vergangene Woche wurde Maria Abakumova vom IOC aus der offiziellen Peking-Ergebnisliste entfernt – allerdings wird Christina Obergföll dort weiterhin als Dritte geführt, die Britin Goldie Sayers als Vierte.
Neue Medaille erwartet
»Ich hoffe, dass ich irgendwann mal Post bekomme. Vom IOC, vom Deutschen Olympischen Sportbund oder von wem auch immer«, sagt Obergföll, die im vergangenen Jahre ihre Karriere beendet hat und im Sommer zum zweiten Mal Mutter wird.
Man muss sich jetzt aber nicht vorstellen, dass die Offenburgerin genau die Silbermedaille bekommen wird, die bei Maria Abakumova im Trophäenschrank liegt. Zum einen ist es gar nicht so sicher, ob die Russin dieses Edelmetall überhaupt herausrücken wird, zum anderen sind die jeweiligen Namen der Athleten in die olympischen Medaillen eingraviert. »Deshalb gehe ich davon aus, dass ich dann schon eine neue Medaille bekommen werde«, vermutet Christina Obergföll.
Ein bisschen Wehmut
Nach Platz zwei von London 2012 hätte die erfolgreichste deutsche Leichtathletin der vergangenen Jahre damit ihre zweite olympische Silbermedaille. Und dennoch: Die Rückgabe der Bronzemedaille wird auch ein bisschen wehmütig geschehen. »Es war die einzige Bronzemedaille in meiner Karriere«, sagt die Speerwurf-Weltmeisterin von 2013, die bei Welt- und Europameisterschaften jeweils zwei weitere Silbermedaillen errungen hatte.
Und optimistisch wie Christina Obergföll veranlagt ist, hofft sie nun auf die Auswertung der Nachtests der Weltmeisterschaften von 2011 in Daegu. Damals als Topfavoritin angereist, war sie nur Vierte und Maria Abakumova Weltmeisterin geworden. »Vielleicht bekomme ich da ja auch noch Bronze. Dann hätte ich wieder den kompletten Medaillensatz«, schmunzelt die Offenburgerin.