Mittendrin - Typen im Ortenau-Sport

Florian Streif: Der Kult-Keeper von der Badstraße

Thomas Kastler
Lesezeit 6 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
04. Mai 2017

Florian Streif, der Media-Berater (großes Bild): Im Geschäftsleben Handymann im Business-Look. Im Tor zeigt der Kult-Keeper des OFV jede Menge Emotionen. ©Ulrich Marx

Mit den großen OFV-Namen wie Fritz Kläger, Ernst Willimowski, Hansi Müller oder Kalla Bente hat er nichts am Hut, und trotzdem gilt Florian Streif (28) an der Badstraße selbst als große Nummer: Er ist dort nach Klaus »Josy« Müller und Oliver Göppert der dritte Kult-Keeper der letzten 30 Jahre. Und das, obwohl er im Moment beim Kehler FV das Tor hütet. 

Für einen »Roten« ist das ein No-Go ersten Grades. Aber bei seinen Sympathiewerten spielt selbst das keine Rolle. »Warum ich so beliebt bin? Manchmal weiß ich das auch nicht«, sagt Streif – und lacht.

Wahrscheinlich genau deshalb – und weil er einer der Typen ist, die im Fußball vom Aussterben bedroht sind und gewöhnlich nur in den glorreichen Geschichten von früher vorkommen.

Gäbe es das Wort unbekümmert nicht schon längst, es wäre vermutlich für Florian Streif erfunden worden. Er ist einer, der die Dinge in die Hand nimmt und auf die Leute zugeht. »Die zwischenmenschliche Ebene«, sagt er, »ist unheimlich wichtig. Auch im Geschäft mit meinen Kunden.«

Außerhalb des Strafraums ist er Media-Berater bei Hitradio Ohr und Vertriebsleiter bei Schwarzwaldradio. Ein Marketing-Mann also. Das passt – und hat sich vielleicht weniger zufällig ergeben als vieles andere in seinem bewegten Leben.

»Flori« Streif, wie er in seiner Heimatstadt Berlin genannt wird, kam dort im Jahr des Mauerfalls zur Welt. Dass seine lockere Art damit zusammenhängt, lässt sich aber genetisch nicht nachweisen. Egal. Der kleine Streif nahm’s, wie’s kam. Das Kicken begann er mit fünf Jahren beim FC Brandenburg, einem kleinen Kiez-Verein im Stadtteil Charlottenburg, und landete dort nach kurzer Zeit im Tor.

Später lockte die große Hertha. Mit zwölf ging Streif auf die Poelchau-Oberschule, wo über Hertha und Tennis Borussia zwei Fußball-Klassen eingerichtet waren. Dort trainierte er mit keinem Geringeren als dem heutigen Weltmeister und Bayern-Star Jérôme Boateng. Nachmittags lümmelten sie im Lochow-Bad rum. »Da hat noch keiner damit gerechnet, was aus dem wird«, sagt Streif, der selbst ein paar Jahre später überraschend in Offenburg landete.

Obwohl es da eine Verbindung gibt. Streif senior stammt aus Oberkirch, lebte 35 Jahre in Berlin, wo er seine tschechische Frau kennenlernte, ehe er sich 2006 beruflich nach Appenweier veränderte.

- Anzeige -

Die A-Jugend des OFV war zu dieser Zeit in die Bundesliga aufgestiegen und suchte bundesweit nach Verstärkungen. Streif jr. folgte dem Vater in die Ortenau, aus »Flori« wurde »Flo« – und die Torwart-Karriere nahm Fahrt auf. Zu den Gegnern gehörten der FC Bayern mit Thomas Müller, der FSV Mainz mit André Schürrle und Trainer Thomas Tuchel sowie der SC Freiburg mit Jugend-Coach Christian Streich. »Eine tolle Saison, da konnte ich mich in den Mittelpunkt spielen«, weiß Streif.

Weil in der »Ersten« des OFV die zu dieser Zeit unantastbare Ikone Göppert zwischen den Pfosten stand, ging Streif dann zum SV Linx. Dort teilte er sich die Einsätze mit dem viel älteren Boris Maier – und nahm die übermächtige Konkurrenz als spannende Herausforderung wie alles, was ihm so vor die Füße fällt: »Wir haben uns gegenseitig richtig geil hochgezogen.«

Dennoch wechselte er nach einem Jahr nach Stadelhofen. Dort ging’s um die Verbandsliga-Meisterschaft, aber Streif war nur in der Vorrunde die Nummer 1. Seine Ausbildung zum Sport- und Fitness-Kaufmann kostete zu viel Training. »Da hab’ ich abgebaut«, gibt er zu, »und Stadelhofen wollte mich nicht mehr.« Also flatterte der bunte Vogel ins nächste Nest. Ein Kumpel vermittelte ihn zum SC Hofstetten, der sich in die Verbandsliga verirrt hatte. »Dort«, sagt Streif, »stand ich unter Dauerbeschuss und konnte mich empfehlen.«

Dann war die Zeit wieder reif für den OFV – und für den prägendsten Trainer in Streifs Karriere: Arnold Brunner. Der schickte ihn ein halbes Jahr lang in die »Zweite« und warf ihn im ersten Spiel nach der Winterpause beim Tabellenführer VfR Mannheim ins kalte Wasser. »Ich war so nervös, dass ich beim Warmmachen hinterm Tor an den Zaun gepinkelt habe«, erinnert sich Streif. Doch seinen Kasten hielt er sauber, so gut er konnte – und blieb fortan die Nummer eins. Trotz Göppert. Die Saison endete mit dem Klassenerhalt und dem südbadischen Pokalsieg. Streif wurde Kult.  »Flo identifiziert sich total mit den Fans. Er quatscht auch privat mit ihnen und ist in unserer Fan-Kneipe unterwegs«, erklärt Kapitän Marco Petereit den Mythos. Die beiden sind Freunde seit der A-Jugend. Vor zwei Jahren hatten sie auf dem Weg in den Mallorca-Urlaub einen schweren Unfall. Totalschaden, unverschuldet und unverletzt. Petereit: »Wir haben ein Taxi auf die Autobahn bestellt und den Flieger noch erreicht.«

So was schweißt zusammen. Dennoch kam es zur Trennung. Im Sommer 2015 hatte Trainer Marc Lerandy den ins Mittelmaß der Verbandsliga abgerutschten OFV übernommen. Es lief wie am Schnürchen. Streif spielte, und Tabellenführer OFV hatte bis zur Winterpause die wenigsten Gegentore. Doch in der Rückrunde wurde er raus- und reinrotiert. Bis es zum Krisengipfel kam. »Lerandy und Sportvorstand Wagner sagten, ich würde Unruhe stiften«, erzählt Streif. Teammanager Heinz Falk und Petereit hielten dagegen. Doch nach der Meisterschaft wurde Streif von Lerandy ausgebootet. Er sei für die Oberliga zu klein.

40 Fans feierten den 1,80-Meter-Keeper in einer Zunsweierer Scheune zum Abschied, und Falk vermittelte ihn trotz aller Rivalität zum Kehler FV. Auch im Rheinstadion war Streif schnell eine Nummer und hatte den Draht zu allen. Doch als es mit Lerandy im Januar an der Badstraße zu Ende ging, haben sie gleich bei ihrem Publikumsliebling angerufen. Streif zögerte zuerst. »Ich hätte länger bleiben können in Kehl. Aber dann war es eine Herzensentscheidung. Eines Morgens wachte ich auf und wusste, ich bin noch nicht fertig mit dem OFV.«

Im Juli kommt er zurück. Dann will er nicht mehr weg: »Den OFV kennt jeder, alle sprechen darüber. Es ist was Besonderes, für diesen Club zu spielen.« Deshalb betrachtet Florian Streif den Offenburger FV als Endstation Sehnsucht: »Hier werde ich irgendwann sagen: Jetzt ist gut. Danach kann ich mir vorstellen, den Verein zu unterstützen – in welcher Funktion auch immer.«

Falk sagt: »Florian Streif ist ein totaler OFV-Mensch.« Und damit ist alles gesagt.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Lokalsport

Timo Schwenk hat unter der Woche wieder trainiert und könnte am Samstag in den Linxer Kader zurückkehren.
vor 4 Stunden
Fußball-Verbandsliga
In der Fußball-Verbandsliga muss der Aufsteiger im Kellerduell beim Vorletzten Donaueschingen punkten, während Lahr und Linx mit Heimsiegen Boden im breiten Tabellenmittelfeld gutmachen wollen.
Oberacherns Trainer Fabian Himmel zeigt, wo es langgeht. Der Klassenerhalt hat für ihn oberste Priorität.
vor 7 Stunden
Fußball-Oberliga
In der Fußball-Oberliga geht der SVO am Samstag mit Rückenwind ins Heimspiel gegen Tabellennachbar Bietigheim-Bissingen. Auch Schlusslicht Offenburger FV will die Euphorie beim starken Aufsteiger Essingen nutzen.
Marcel Blasius aus dem Kader der zweiten Mannschaft spielte zuletzt wieder für das Landesligateam des HGW Hofweier. 
vor 18 Stunden
Handball
Der Tabellendritte der Landesliga Nord erwartet an diesem Donnerstag um 19.30 Uhr den Tabellenzweiten TV Oberkirch.
Jeremias Trittmacher (vorne), hier beim 3:1-Erfolg des FV Schutterwald im Hinspiel gegen den Rammersweierer Philipp Rösler, droht fürs heutige Rückspiel auszufallen.
vor 19 Stunden
Fußball-Landesliga
In der Fußball-Landesliga findet der Großteil der Spiele am Donnerstag statt. Beim Spiel Schutterwald gegen Rammersweier steht für beide Mannschaften viel auf dem Spiel. Das gilt auch für Hofstetten im Duell mit Elgersweier und fürs Derby Niederschopfheim gegen den SCO.
Sasbachs Torjäger Arthur Kissner möchte auch gegen die Oberacherner Reserve treffen.
vor 20 Stunden
Fußball-Bezirk Baden-Baden
Vier Spiele finden in der Kreisliga A Süd des Fußball-Bezirks Baden-Baden bereits am Donnerstagabend statt. Mit dem SV Sasbach und dem SV Oberachern II treffen zwei Teams zum Derby aufeinander, die am vergangenen Wochenende wichtige Siege feiern konnten.
Der Nachwuchs des ASV Ottenhöfen ist in dieser Saison noch ungeschlagen.
vor 20 Stunden
Handball
Die C-Jugend des ASV Ottenhöfen hat sich die Meisterschaft gesichert und kann die Saison ohne Niederlage beenden.
Spielertrainer Ivelin Momchilov (rechts), der mit der SG Nonnenweier-Allmannsweier am Samstag in Nußbach gastiert, wechselt im Sommer zum FSV Altdorf.
vor 20 Stunden
Fußball-Kreisliga A Nord
In der Nordstaffel der Fußball-Kreisliga A ist Stadelhofen II zu Gast, bevor am Samstag Spitzenreiter Lautenbach in Auenheim ran muss und Verfolger Kehl-Sundheim den FC Neuried empfängt.
Der Einsatz von Gabriel Kaufmann (l./TuS Ottenheim) ist noch fraglich.
vor 21 Stunden
Handball
Der TuS erwartet um 20.30 Uhr im Duell der Landesliga Nord der TuS Ottenheim, mit dem es kommende Saison eine Spielgemeinschaft geben wird.
Erinnerungsfoto mit den Turnern des TV Gengenbach vom Ligafinale in Heidelberg (v. l.): Kampfrichter Markus Groß, Nils Heine, Aaron Kara, Ralf Ernsberger, Colin Schartel, Jonas Zink, Nico Singh, Simon Roth, Max Müllerleile, Tobias Schwendemann, Noel Disch, Trainer Johannes Müllerleile und Kampfrichter Lukas Zink.
27.03.2024
Turnen
Bezirksliga: Alle Athleten hatten ihre Kür-Übungen in den vergangenen Wettkampfwochen mit schwierigen Elementen aufgestockt. Noel Disch war drittbester Final-Sechskämpfer.
Der Hornberger Lukas Benzing stand in Pausa auf dem DM-Siegerpodest der U20-Junioren ganz oben.
27.03.2024
Ringen
Trio des AV Germania landet in Sachsen bei den deutschen Meisterschaften der U20 auf Rang 5 der Vereinswertung.
Auch bei HBK-Torjägerin Vanessa Haas lief es nicht rund.
27.03.2024
Handball-Südbadenliga Frauen
Beim starken Tabellenzweiten SG Dornstetten geht das Scherkenbach-Team mit 23:36 unter.
Die Turner der TG Hanauerland II können trotz Abstieg stolz auf ihre Oberliga-Saison sein (vorne von links): Jürgen Hauser, Pascal Friedmann, Elliot Cooper, Tim Meier und Matthias Reiß. Hinten von links: Tim Hauser, Sven Urban, Dennis Betsche, Lukas Hauser, Emil Mertz, Julian Gottschall, Noah Fladt, Mats Stahl, Philip Fritz und Nicolas Heiland.
27.03.2024
Turnen, Oberliga
Die TG Hanauerland II verpasste in der Turn-Oberliga den Klassenerhalt beim Ligafinale denkbar knapp und muss kommende Saison in der Verbandsliga an die Geräte.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.