»Die Wettbewerbe wären zur Lotterie geworden«
Für die Mehrzahl der Aktiven bedeutete die Absage der Langbahnläufe im Rahmen der 45. Kronen Racedays des MSC Berghaupten ein absolutes Novum. Es gab allerdings keinen, der die Entscheidung der Rennkommission infrage stellte. Verständnis, aber auch kollektives Bedauern kennzeichneten die Reaktionen. Lokalmatador Bernd Diener ärgerte sich über die widrigen Verhältnisse: »Für unsere treuen Zuschauer ist das natürlich einfach nur schade. Ich mache auch keinen Hehl daraus, dass es mir ebenso geht. Ich war heiß darauf, heute hier ein gutes Rennen abzuliefern. Aber das Wetter hat uns schlicht einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
Ähnlich sahen es die Seitenwagen-Cracks Achim und Raphael San Millan. »Es ist frustrierend, weil wir uns intensiv vorbereitet haben, um unserem Heimpublikum etwas zu bieten«, so die Aussage des beliebten Gespanns. Einer der erfahrensten Akteure im Fahrerlager konnte die Enttäuschung vieler Zuschauer nachvollziehen. Doch Seitenwagen-Fahrer Markus Brandhofer (Gaißach) bat die Fans, die Sachlage auch aus der Sicht der Fahrer zu betrachten: »Es tut mir unendlich leid für das tolle Berghauptener Publikum. Allerdings wünschen wir Fahrer uns, wenn es um solche Entscheidungen wie heute geht, gerechte äußere Verhältnisse, die allen Startern gleiche Ausgangsbedingungen bescheren. Wenn bei einem solchen Wetter gestartet worden wäre, wären die Wettbewerbe zur Lotterie geworden. Am Ende hätte es reine Glückssieger gegeben, die im richtigen Moment die Ideallinie finden, andere nicht. Das wäre nicht gerecht gewesen.«
Auch Jannick de Jong war gestern Mittag angesichts der Absage des Berghauptener Rennsonntags alles andere als glücklich. Der Holländer, amtierender Europameister und Führender in der Grand Prix-Wertung, trat am Samstagabend noch bei den holländischen Meisterschaften an. »Der Wettkampf dauerte bis 0.30 Uhr. Danach haben wir in aller Eile das Material zusammengepackt und sind Richtung Berghaupten aufgebrochen«, berichtete de Jong. Nach der Ankunft vor Ort gegen 7.30 Uhr habe sich allerdings aufgrund der widrigen Witterung eine Absage befürchten lassen. Gegen die Entscheidung der Rennkommission sei nichts zu sagen, urteilte Jannick de Jong. Allerdings verdeutlichte er auch, dass er liebend gerne auf der Grasbahn angetreten wäre. Kein Wunder, 2013 hatte er sich im Wettbewerb um den Grasbahn-Supercup als Mitfavorit nicht für das Finale der Besten qualifizieren können. Aus der Revanche wurde diesmal nichts, doch de Jong hielt es am Ende mit Arnold Schwarzenegger. Der populäre Schauspieler drückte es in einer seiner bekanntesten Rollen ebenso kurz und knapp aus: »Ich komme wieder.«
Einen erfreulichen Trend hat unter anderem der MSC Berghaupten in der Bahnsportszene dank vorausschauender Planung angestoßen. Rennsprecher Georg Smolinski teilte am Rande des Rennsonntags mit, dass immer mehr Vereine dazu übergingen, auf dem eigenen Gelände neben einer Langbahn zusätzlich eine Speedwaybahn anzulegen. »Speedway kann mehrfach im Jahr gefahren werden, Langbahntermine finden in der Regel einmal jährlich statt. Durch dieses duale Konzept, wie es in Berghaupten oder Herxheim seit Jahren schon Usus ist, erweitern die Vereine ihre Möglichkeiten und stellen sich breiter auf«, so Smolinski.
Vor einem Jahr hatte der MSC Berghaupten die Gründung einer Oldtimer-Gruppe bekanntgegeben. Nach zwölf Monaten kann festgehalten werden, dass sich das Projekt als voller Erfolg erwiesen hat. Initiator Hermann Armbruster teilte mit, dass sich mittlerweile zwölf Fahrer altehrwürdiger Maschinen zusammengetan haben, die ihr Hobby gemeinsam zelebrieren. »Man kann sagen, dass sich der Schritt zur Gruppengründung sehr gut bewährt hat«, hielt der MSC-Ehrenvorsitzende zufrieden fest. Aus dem geplanten gemeinsamen Korso mit den eigens zu den Kronen Racedays angereisten Oldtimerfreunden aus Reichenbach wurde aufgrund der Witterung am Sonntag zwar nichts. Dafür konnten sich die Besucher die Oldtimer-Modelle in Form einer kleinen Ausstellung näher betrachten und mit den Akteuren fachsimpeln.