Ein 0:0, das ein Spektakel war
Adrian Vollmer nannte das 0:0 »intensiv und sehr gut«. Trainer Marc Lerandy hatte ein »geiles Spiel« gesehen. Im Südbaden-Derby der Oberliga boten der Offenburger FV und der Bahlinger SC den 676 Zuschauern am Mittwochabend eine Menge – nur keine Tore. Schuld daran waren OFV-Stürmer Fabian Spiegler und der eigene Torpfosten.
Der furiose Aufsteiger Offenburger FV wird in der Oberliga Baden-Württemberg allmählich vom Alltag eingeholt – und schüttelt ihn doch gleich wieder ab. Zuerstt sah es am Mittwoch beim nächsten Über-30-Grad-Spiel gegen den wesentlich routinierteren Regionalliga-Absteiger Bahlinger SC so aus, als müsste die blutjunge OFV-Elf ihrem Feuereifer Tribut zollen. Kaum Ballbesitz in der ersten Hälfte, das Umschaltspiel funktionierte nicht, die Entlastungsangriffe blieben aus. Die geistzige Frische schien zu fehlen, während Bahlingen drückte und glasklare Chancen liegen ließ. »Die Beine sind schwer und die Köpfe nicht so frei wie in den ersten Spielen, als alles Neuland war«, erkannte Teammanager Heinz Falk in der Pause und gestand: »Ich wäre goldfroh, wenn es beim 0:0 bleiben würde.«
Kräfte freigesetzt
Aber die ersten gelungenen Aktionen beflügelten die Offenburger, sie wurden immer flinker, kippten das Spiel in der zweiten Hälfte zu ihren Gunsten, setzten immer neue Kräfte frei – und waren am Ende dem Sieg sogar einen Deut näher. Als der Schiedsrichter abpfiff, stand es 3:3 zwischen Fabian Spiegler und dem Offenburger Torpfosten, der genau so oft rettete, wie der Stürmer freistehend das Tor verfehlte.
Zeit zum Luftholen gab es selten. Nicht mal am Anfang. In der 2. Minute prallte der Ball zum ersten Mal an den Pfosten des OFV-Tores. Acht Minuten später traf der Ex-Kehler Yannick Häringer nach einem Ballverlust von Artur Baitenger ebenfalls Aluminium. Keeper Dominik Bergdorf verhinderte ebenfalls zweimal einen Rückstand – gegen Barella (24.) sowie mit einem starken Reflex gegen Häringer (33.). Bis drei Minuten vor der Pause hatte der OFV nichts zu melden, und das Glück schien aufgebraucht. Dann tauchte Spiegler mit einem Steilpass von Louis Beiser-Biegert plötzlich alleine vor Bahlingens Keeper Dennis Müller auf, verzog aber haarscharf.
Comeback von Vollmer
Nach der Pause war zunächst nochmal der Pfosten dran, als der Bahlinger Aslan Ulubiev nach einer Ecke abzog (49.). Dann wachte der OFV endgültig auf: Manuel Vollmer schickte Spiegler auf die Reise. Doch der fing an nachzudenken, schlug einen Haken um einen Gegenspieler herum und verfehlte dann im Fallen das Tor ganz knapp (51.).
Dann zog OFV-Trainer Lerandy seinen Joker aus dem Ärmel: Adrian Vollmer, der sich in der Vorbereitung am Syndesmoseband verletzt hatte, startete nach einer Stunde sein Comeback. Und war gleich voll da. Seinen Steilpass legte Marvin Schillnger quer auf Spiegler, der zum dritten Mal »blank« vor dem Bahlinger Tor stand – und wieder zielte er knapp daneben. »Seine Läufe in die Schnittstellen waren super«, lobte Lerandy den Pechvogel, während Vollmer meinte: »Heute wird er vielleicht nicht so gut schlafen, aber aufbauen muss man ihn nicht.«
Vier A-Jugendliche auf dem Platz
Schließlich hätte Vollmer in der 86. Minute das Derby fast noch selbst entschieden, doch seinen Schuss aus der Drehgung lenkte SCB-Keeper Müller spektakulär über die Latte.
Söhne berühmter Väter
Am Ende standen beim OFV in Schillinger, Dimitrios Tsolakis, Benjamin Mandzo und Stefano Anzaldi vier A-Jugendliche auf dem Platz – bei Bahlingen dagegen drei prominente Söhne: Vincent Keller (Filius von SC-Freiburg-Präsident Fritz Keller), Felix Higl und Dennis Bührer (Söhne der Ex-Profis Alfons Higl und Karl-Heinz Bührer). An der Nullnummer änderte das alles nichts mehr. Genau so wenig wie an der Erkenntnis von Marc Lerandy: »Die zweite Hälfte war jeden Euro Eintritt wert.«
Stenogramm
Offenburger FV – Bahlinger SC 0:0
Offenburg: Bergdorf – Baitenger, Schlieter, Kahle (60. Adrian Vollmer) – Beiser-Biegert, Anzaldi – Geiler, Manuel Vollmer (59. Schillinger), Petereit (66. Tsolakis), Keven Feger – Spiegler (88. Mandzo).
Bahlingen: Müller – Respondek, Adam (66. Fiand), Klein, Higl – Barella (66. Buhovac), Ulubiev, Bührer, Häringer – Alihoxha (73. Nopper), Metzinger (76. Keller).
Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart) – Zuschauer: 676.