Hochfest des Galoppsports in Iffezheim
Der deutsche Pferderennsport ist jetzt sage und schreibe 194 Jahre alt und damit der weitaus älteste organisiert betriebene Sport überhaupt. Im Mittelpunkt steht dabei etwas ganz Simples: Eine Anzahl von Pferden unter Reitern läuft in schnellster Gangart um eine meist ovale Grasbahn und die Zuschauer wetten auf die Reihenfolge am Ziel. So einfach, so überzeugend. Da überrascht es, dass immer noch gravierende Veränderungen passieren können. Die letzte war vor Jahren die völlige Umkremplung des Wettbereichs durch die Möglichkeiten des Internets mit ihren Vorteilen, aber auch existenzgefährdenden Problemen für die Turfbranche.
Aktuell gibt es zwei neue große Entwicklungen, beide spielen auch bei der bevorstehenden Großen Woche in Iffezheim eine Rolle: Zunächst hat der wettverrückte Kontinent Australien die Qualität und Eignung deutscher Galopper für die großen Rennen im Land der Känguruhs entdeckt. Seither kommen für jedes profilierte und gesunde deutsche Rennpferd Angebote in abenteuerlicher Höhe, besonders wenn es um Pferde mit Eignung für längere Strecken geht. Die Australier kaufen und kaufen, der deutsche Rennpferdemarkt, seit vielen Jahren perspektivlos krisengebeutelt, ergreift das Wunder von down under beim Schopf: Fast alles Gute wird verkauft, sodass die Besetzung der Spitzenrennen immer schwieriger wird.
Das andere Mirakel: Die Rennveranstalter, deren Lage meistens noch angespannter ist als die der Pferdeeigner, begeben sich zunehmend stärker in die Abhängigkeit von dem französischen Wettgiganten PMU. Das geht schon seit Jahren so und inzwischen ist die Abhängigkeit von dem 200mal umsatzstärkeren Nachbarn so groß geworden, dass man sich zu einem weitgehend von den Franzosen diktierten festen Kooperationsvertrag entschließen mußte.
Neues gibt es auch in Iffezheim, wo das Hochfest des deutschen Galopprennjahres nun von heute an bis zum 6. September stattfindet. Neu ist zum einen die Terminstruktur dieser »Großen Woche von Baden-Baden«, die diesmal siebentägig ist: Freitag, Samstag, Sonntag, Mittwoch, Donnerstag, Samstag, Sonntag, mit der großen Jährlingsversteigerung (246 Pferde) am Freitag vor dem Finalwochenende.
Dass es sportlich hochkarätig wird, dafür garantieren, wie immer, sechs Rennen der Europa-Gruppen-Kategorie. Vielversprechend ist am 30. August das schon 1858 gegründete Rennen um die »Goldene Peitsche«. Dem zwischenzeitlich vernachlässigten Sprintrennen wurde eine Renaissance zugedacht und das trägt erste Früchte in Gestalt einer ordentlichen Besetzung. Wirklich prominente Starter aus dem Ausland kommen allerdings nicht. Der Besitzer des internationalen Spitzenpferdes Limato wollte erst antreten, befand am Ende die heutigen deutschen Preisgelder aber als viel zu niedrig. Für das Darley Oettingen-Rennen, am 2. September über 1600 Meter, scheint es etwas besser auszusehen. Vor allem der Große Preis von Baden am Finaltag, das Prestigerennen des deutschen Turfs, sollte echte Cracks anziehen. Gestüt Schlenderhans Ito, Sieger des Hauptrennens beim Iffezheimer Frühjahrs-Meetings, wird sich wohl mit starken Gegnern aus Großbritannien auseinandersetzen müssen.
Zwischen vielen »Events« mit Mode, Glamour und Kunst sollen es 60 Rennen werden, die an 7 Tagen gelaufen werden.
Turf-Tipps
Erster Renntag in Iffezheim:
1. Rennen: 7 Arleona – 2 American Day – 4 Saquedo
2. Rennen: 6 Icing is her name – 7 Dream of You –
4 The Paco Kid
3. Rennen: 7 Lyonell – 8 Imanol – 6 Andraxt
4. Rennen: 15 Dalmore – 14 Spirit Danon – 9 La Com- mune
5. Rennen: 10 Ocario – 7 Albarado – 4 Ice Club
6. Rennen: 1 Nordic Flight – 4 Graasten – 2 Sweet Tho- mas
7. Rennen: 1 Captain Noble – 10 Nandolo – 9 Shinko Danon
8. Rennen: 1 Hurricane Harry – 6 No Limit – 5 Dashing Diamond
Erster Start heute um 16.03 Uhr