Leichtathletik

Ich lasse mich nicht mehr jagen

Heiko Rudolf
Lesezeit 4 Minuten
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04. Dezember 2014

Sie läuft und läuft und läuft: Renate Werz aus Offenburg ist auch nach ihrem 300. Marathon noch nicht satt. ©Ulrich Marx

Wer rastet, der rostet – ein Sprichwort, dass fast jeder schon einmal gehört hat. Aber kaum einer wird sich diese Weisheit auch nur annähernd so zu Herzen nehmen wie Renate Werz. Während die meisten Hobbyläufer auf ihren Traum hinarbeiten, zumindest einmal im Leben an einem Marathon teilzunehmen, hat die 67-jährige Offenburgerin am Sonntag in Florenz ihren 300. absolviert – eine unvorstellbare Zahl, deshalb nochmals anders ausgedrückt: Wenn Renate Werz noch zwei Marathons läuft, hat sie 12 742 Kilometer absolviert und dann quasi einmal die Erde durchquert .
»Mir macht das Laufen nach wie vor Spaß. Wenn ich dieses Hobby aufgeben müsste, würde ich schneller altern«, fühlt sich die gebürtige Baden-Badenerin, die erst nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 2001 und der Entfernung eines gutartigen Myoms zum Laufen kam, topfit. Maßgeblichen Anteil an der Entdeckung ihrer großen Leidenschaft hat Sohn Christian. »Er hat mich damals zum Laufen mitgenommen. Mittlerweile hat er aufgehört, ich bin nach wie vor dabei«, schmunzelt die nur 1,48 Meter große Rentnerin, die zuvor nie eine andere Sportart ausgeübt hatte und ein kurzes Intermezzo auf dem Mountainbike nach drei Stürzen schnell wieder beendete.
Kein Training im Alltag
Paris, Berlin, Stockholm,  Nizza, Prag, Kopenhagen, Amsterdam oder Hamburg – es gibt kaum einen Stadtmarathon, den die vor Lebensenergie sprühende Ausdauersportlerin nach ihrer Premiere in Frankfurt 2001 in ihrer »Lauf«-bahn noch nicht absolviert hat. Nur in Übersee war sie noch nicht: »Ich fliege nicht gern.« Hinzu kommen Bergmarathons, unter anderem in Davos, Zermatt, Graubünden oder am Fuße der Jungfrau. Wer glaubt, dass bei diesem Umfang tägliches Training unumgänglich ist, irrt: »Ich laufe unter der Woche gar nicht und konzentriere mich nur auf die Laufveranstaltungen an den Wochenenden. So bleibe ich im Rhythmus.«
Ihre Bestzeit datiert aus dem Jahr 2004, als Werz in Köln 3:41 Stunden für die 42,195 Kilometer benötigte. »Diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile genieße ich die Läufe und schaue mir die Gegend an. Ich lasse mich nicht mehr jagen«, meldet die Besitzerin von vier Katzen und vier Aquarien nur noch bei großen Marathons mit mindestens 300 Teilnehmern und großzügiger Zeitbegrenzung: »Ich brauche mittlerweile 5:30 bis 6:00 Stunden und habe keine Lust, vom Besenwagen aus dem Rennen genommen zu werden.«
Kostspieliges Hobby
Das gelang ihr auch beim Jubiläumslauf in Florenz am Sonntag, wo sie nach 6:03 Stunden als 8708. von 8716 Startern ins Ziel kam. Ein Schild auf dem Rücken mit der Aufschrift »Mein 300. Marathon« sorgte für jede Menge Anerkennung und Schulterklopfen der anderen Teilnehmer und Zuschauer an der Strecke. »Das war schon ein tolles Gefühl«, war Werz nach dem Rennen einfach nur »happy«. Daran konnten auch Magenschmerzen und Übelkeit während des Rennens – Werz musste sich sogar übergeben – nichts ändern: »Ich habe nie ans Aussteigen gedacht.«
Und auch nach 300 Teilnehmer-Medaillen und Finisher-Shirts als Trophäen ist für Renate Werz ein Ende noch lange nicht in Sicht. »Ich habe schon jetzt wieder für 15 Events im Jahr 2015 gemeldet. Mein Arzt weiß Bescheid, untersucht mich regelmäßig und gibt mir grünes Licht«, freut sich Werz, die sich nicht mit knapp 600 Euro Rente zufriedengibt und Vollzeit als Hausverwalterin in der Wohnanlage »Sonnenhaus« im Offenburger Stadtteil Uffhofen arbeitet: »Anders wäre mein Hobby gar nicht zu finanzieren. Neben den Kosten für Zugfahrten, Übernachtung und Verpflegung fallen die Startgebühren an, sodass schnell 250 bis 300 Euro für ein Wochenende zusammenkommen.« Wenn es Kilometergeld gäbe, müsste sich Renate Werz zumindest darüber keine Gedanken machen.

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