Matthias Bühler: Mit neuem Mut Richtung WM-Norm
Eigentlich hatte Matthias Bühler mit der Leichtathletik-Saison 2015 fast schon abgeschlossen. Denn bislang verlief die Freiluft-Runde für den 28-jährigen Hürdensprinter alles andere als wünschenswert. »Seit Mai plage ich mich mit Rückenbeschwerden herum, die mich dazu gezwungen haben, Alternativtraining mit Grasläufen zu machen«, beklagt der Haslacher, der durch das Laufen auf dem weicheren Untergrund starke Erschütterungen im Rückenbereich vermeiden wollte. »Vor Mannheim hatte ich eigentlich mit dem Gedanken gespielt, die Saison abzubrechen.«
Doch der Auftritt am Sonntag bei der dortigen Junioren-Gala, wo der Athlet der LG Offenburg als Dritter in 13,64 Sekunden persönliche Saisonbestzeit lief, macht Bühler wieder Mut – statt die Laufschuhe wegzupacken will er nun eine von drei ausstehenden Chancen nutzen, um doch noch die Norm (13,45) für die Weltmeisterschaften vom 22. bis 30. August in Peking zu knacken.
»Jetzt ist Besserung in Sicht. Von der A-Norm für Peking bin ich trotz der langwierigen Verletzung nur knapp zwei Zehntel entfernt. Die Startphase war noch zu schwach, da fehlt mir noch ein Tick. Aber ich bin guter Dinge, dass ich da noch Reserven habe und die Norm knacken kann«, hat Bühler nach seinem dritten Platz von Mannheim wieder Mut geschöpft. Bislang hat lediglich Dauerrivale Gregor Traber, der in Mannheim in 13,43 Sekunden gewann, das WM-Ticket über 110 Meter Hürden sicher.
Drei Wettkämpfe bleiben Bühler noch, um die fehlenden 19 Hundertstelsekunden noch herauszulaufen. Am Sonntag will er sein Glück in Rhede versuchen, am 10. Juli startet Bühler in Zeulenroda bei Leipzig und dann steht mit den deutschen Meisterschaften am 25. und 26. Juli in Nürnberg ja noch ein weiteres Saisonhighlight auf dem Programm. Und dass ihm die nationalen Titelkämpfe besonders liegen, hat Bühler in der Vergangenheit mehrfach eindrucksvoll bewiesen. Mit Ausnahme von 2012, als er Vizemeister wurde, stand Bühler seit 2009 jedes Mal mit der Goldmedaille um den Hals ganz oben auf dem Treppchen. »Als fünffacher deutscher Meister, will ich natürlich meinen Titel verteidigen. So weit bin ich von Gregor Traber auch gar nicht weg«, gibt sich der Schüler von LGO-Trainer Wilhelm Seigel kämpferisch.
Nachdem Matthias Bühler den Winter über in Phoenix trainiert hatte, zeigte er sich bereits im April in Frühform und lief bei einem Wettkampf in Kalifornien 13,67 Sekunden. »Die Vorbereitung war klasse, ich hatte im Kraftbereich zugelegt und war guter Dinge. Doch die Verletzung hat mich weit zurückgeworfen«, so Bühler, der nach seiner Rückkehr aus den USA erst in Weinheim, Bottrop und nun in Mannheim an Wettkämpfen teilnahm.
Doch vielleicht hat Matthias Bühler gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen? Der sechste DM-Titel und die WM-Norm für Peking könnten eine schwierige Saison 2015 doch noch versüßen.