Michael Geiger: Tischtennis-WM soll Menschen faszinieren
Der Countdown läuft – von Montag bis 5. Juni geht in Düsseldorf die Tischtennis-Weltmeisterschaft für Frauen und Männer über die Bühne. Auch für den Präsidenten des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), Michael Geiger (Haslach), ist das etwas ganz Besonderes. Die sechsten Welttitelkämpfe in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg sollen »die Menschen über die Spiele hinaus begeistern und faszinieren«, wünscht sich nicht nur Geiger im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse.
Seit 2001 haben rund 10 000 deutsche Tischtennis-Vereine über 130 000 Mitglieder verloren. Sehen Sie in dieser WM eine Chance, den Trend zu stoppen?
Michael Geiger: Die WM allein wird’s nicht richten können, aber mit den in Kombination mit unseren Landesverbänden vereinbarten Maßnahmen bin ich zuversichtlich, dass wir den Trend verlangsamen und dann stoppen können. Die WM bringt Aufmerksamkeit und ermöglicht, mit der grandiosen WM-Inszenierung jedem Tischtennisspieler, noch stolzer auf seinen Sport zu sein und als Multiplikator zu fungieren. Spitze und Basis müssen zusammenarbeiten und gemeinsam ihr Umfeld begeistern. Ich habe mir z.B. zum Ziel gesetzt, einen Kinzigtäler Sportredakteur als Tischtennisspieler im Verein zu gewinnen. Es muss ja nicht immer gleich mit Wettkampfsport verbunden sein. Tischtennis ist eine Life-Time-Sportart, die man in jedem Alter und in unterschiedlichen Intensitäten betreiben kann.
Die Chinesen haben bei den Asienspielen etwas geschwächelt – haben Nicht-Chinesen mal wieder eine Chance?
Geiger: Sicherlich war die Asienmeisterschaft für die chinesischen Spieler nicht der Saisonhöhepunkt. Der ist diese WM – auf ihr liegt der Fokus. Es ist jedoch deutlich erkennbar, dass gerade die Japaner unheimlich aufgeholt haben, sowohl bei den Männern durch Olympia-Bronzemedaillengewinner Jun Mizutani als auch bei den starken jungen Damen. Spätestens bei Olympia 2020 in Tokio dürfte es für China heiß werden. Vielleicht schwappt die Begeisterung bei gutem Start ins Turnier schnell auf unsere Zuschauer über, und auch unsere deutschen Spieler wachsen bei der WM über sich hinaus. Unschlagbar sind die Chinesen nicht – auch nicht für unsere Spieler.
Was ist für die Deutschen um den Weltranglisten-Fünften Dimitrij Ovtcharov und Routinier Timo Boll drin?
Geiger: Wir haben einige Eisen im Feuer, sowohl im Einzel als auch im Doppel und Mixed. Eine Medaille wäre hervorragend, eine goldene ein absoluter Traum. Die letzte deutsche WM-Medaille bei einer Einzel-WM hat Timo Boll 2011 in Rotterdam gewonnen (Bronze), der einzige Weltmeistertitel wurde durch Roßkopf/Fetzner 1989 gewonnen – bei einer Heim-WM in Dortmund!
Schwarze Tische – bringt das die Farbe ins Spiel, um die gewünschte Medienaufmerksamkeit zu erzielen?
Geiger: Nur wegen schwarzer Tischoberflächen werden wir keine Medienaufmerksamkeit erzeugen. Mit dem Gesamtbild werden wir aber einen modernen Look transportieren, und wir bringen in Verbindung mit den Tischen unsere Nationalfarben ins Spiel.
Der DTTB wirbt mit Stars zum Anfassen – wie nah kommt man den Assen, wenn man Glück hat?
Geiger: Die Deutschen spielen überwiegend in der Haupthalle, da kann man sehr nah sitzen, aber in dem knapp 8000 Zuschauer fassenden Centercourt teilweise auch etwas weiter weg. In der zweiten Spielhalle kommt man den Spielern aus 106 Nationen noch viel näher. Dort stehen Tribünen für 2000 Zuschauer zur Verfügung, und man kann bei freier Platzwahl ganz nah an der Box sitzen. Die Spieler werden ihren Ausrüstern aber auch für Autogrammstunden zur Verfügung stehen und sind durchaus mal in den Hallen und im Funpark unterwegs.
Was bedeutet die WM für Sie als DTTB-Chef?
Geiger:Enorm viel Freude, aber auch viel Arbeit und Verantwortung. Die nimmt man jedoch bei einer solchen Chance gerne auf sich. Die WM 1989 erlebte ich in Deutschland als Zuschauer, die WM 2006 in Bremen als Schiedsrichter, die WM 2012 in Dortmund als »Finanzminister«, und jetzt darf ich in Düsseldorf als Präsident nicht nur dabei, sondern mittendrin sein. Das hat doch was. Wir haben sowohl im organisatorischen als auch im sportlichen Bereich tolle Teams, auf die ich stolz bin, und ich freue mich sehr, mit diesen Teams Gastgeber der größten Tischtennisveranstaltung in diesem Jahr sein zu dürfen.
Michael Geiger
Alter: 52 (geb. in Haslach)
Familienstand: verheiratet mit Carola (46)
Kinder: Xenia (26), Christoph (25)
Ausbildung: Abitur (1984), Diplom-Betriebswirt (1988), Steuerberater (1992), Wirtschaftsprüfer (1999)
Sozius bei Nold & Geiger in Haslach (seit 1995), Lehrbeauftragter der Dualen
Hochschule BW (94-12)
Tischtennis
Verbandsschiedsrichter: (1983)
Bundesschiedsrichter: (1995)
Internationaler Schiedsrichter (2002)
DTTB-Vizepräsident (Ressort Finanzen/2010)
DTTB-Präsident: seit 2015