Musterprofi und ein Schwerenöter
Schwacher Trost für alle Lehrer in diesen verregneten Sommerferien: Nicht nur in der Schule wird abgeschrieben, was das Zeug hält, sondern auch in der Champions League. Die Bayern kreuzen schon zum dritten Mal die Klingen mit ManCity, Dortmund spielt zum dritten Mal in Folge gegen Arsenal, und Schalke hat sich schon letztes Jahr am FC Chelsea versucht.
Angesichts dieser Monotonie auf höchster Ebene loben wir uns doch die kleinen Abwechslungen in der Bundesliga.
Etwa die: Leverkusen hat gegen die Berliner Hertha ohne jedes Blitztor, stattdessen trotz Eigentors und zweifachem Rückstand gewonnen. Was den neuen Liga-Primus zweifellos noch unberechenbarer macht.
Oder die: Nach sieben Siegen in Serie gelang den Bayern ausnahmsweise mal kein Dreier gegen Schalke. Aber in München reiben sie sich trotz des 1:1 die Hände – über den ersten großen Transfer-Coup ohne Uli Hoeneß – oder hatte der Patron etwa doch in bester Paten-Manier seine Finger im Spiel, als ihm Guardiola kürzlich im Gefängnis besuchte...? Wie dem auch sei: Xabi Alonso, binnen weniger Tage aus Spaniens Nationalelf zurückgetreten und von Real Madrid nach München gewechselt, zeigte im Land des neuen Weltmeisters, was es heißt, professionell zu spielen.
Nach nur 20 Minuten (!) Training kickte der mittlerweile fünfte, aber renommierteste Spanier im Trikot des deutschen Meisters 69 Minuten lang – möglicherweise ohne alle Mitstreiter namentlich zu kennen. Seine beeindruckende Bilanz: die bis dahin meisten Ballkontakte – und 90 Prozent der Pässe kamen an. Schalkes Ausgleich gehörte leider zu den anderen zehn. Xabi schoss Höwedes an, dessen Hand war korrekt im Spiel – Künstlerpech...
Was in Hamburg passiert, ist mit Pech nicht mehr zu erklären. Zwei Spiele, kein Tor und eine schallende 0:3-Ohrfeige vom SC Paderborn, der ein so krasser Außenseiter ist, dass ihn selbst danach noch keiner für voll nimmt. Schon nach zwei Spielen wirkt der neue HSV-Sportvorstand wie ein Schwerenöter. Beim Fast-Absteiger der Vorsaison stimmt’s hinten, vorne, oben und unten nicht. Weil das so oder ähnlich seit Monaten in allen Medien steht, könnte Beiersdorfer das auch abschreiben, aber in erster Linie sollte er es sich hinter die Ohren schreiben.