Obergföll meldet sich mit 64,11 Meter zurück
Für Silberglanz sorgten am Wochenende die Ortenauer Leichtathleten bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg: Hürdensprinter Matthias Bühler sowie Christina Obergföll und Johannes Vetter in den Speerwurf-Konkurrenzen gewannen jeweils Silber.
Als der Speer von Christina Obergföll gestern auf 64,11 Meter flog, jubelten auf der Tribüne ihre Trainer Boris Obergföll und Werner Daniels. Damit war auch klar: Die Weltmeisterin wird ihren Titel in August in Peking verteidigen. »Ich bin super zufrieden. Denn die letzten Wettkämpfe waren sehr durchwachsen«, erklärte die Vorzeige-Athletin der LG Offenburg, die zuletzt mit ihren Leistungen gehadert hatte. Angesichts der Saisonbestleistung konnte es Obergföll verschmerzen, dass der Titel an Katharina Molitor (Leverkusen/65,40) ging. »Heute war der erste Wettkampf, bei dem ich wieder Gänsehaut hatte. Ich habe gemerkt, die Leute freuen sich, dass du wieder da bist. Das ist cool«, sagte sie. Schon vor dem Wettkampf hatte sich Obergföll zuversichtlich gezeigt: »Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es aufwärts geht. Und es hat mich selten im Stich gelassen.« Jetzt bleiben der jungen Mutter des kleinen Marlon noch vier Wochen, um sich für Peking in Top-Form zu bringen. »Ich hoffe, dass ich da noch was drauflegen kann.«
Das gilt auch für ihren Vereinskollegen Matthias Bühler, der am Samstag ebenfalls Zweiter wurde und sich in 13,43 Sekunden das Peking-Ticket sicherte. »Wahnsinn. Ich hatte die Saison eigentlich schon abgeschlossen gehabt. Ich konnte einfach nicht richtig trainieren, konnte nur Grasläufe machen«, sagte er überglücklich (siehe Interview).
Eine richtig starke Vorstellung gab in Nürnberg auch Judith Stadelbacher (LG Offenburg). Am Samstag war sie als Dritte ihres Vorlaufes in 59,23 Sekunden über 400 m Hürden zu einer Saisonbestzeit (bisher 60,01) gestürmt und hatte als Vierte das Finale erreicht. Dabei war die Athletin, die bei Wilhelm Seigel trainiert, auf der Meldeliste nur auf Rang 16 notiert gewesen und plötzlich in den Kreis der Medaillenkandidaten aufgestiegen. Gestern war Stadelbacher mit 59,55 Sekunden im Endlauf dann aber nicht ganz zufrieden. Und dennoch: Rang fünf ist ein überragendes Ergebnis für die junge Frau aus Kappelrodeck, die auf den Punkt topfit war und ihren bisher größten Erfolg im Frauenbereich feiern konnte.
Traurig war dagegen Disziplin-Kollege Quentin Seigel. Der 27-Jährige, mit großen Achillessehnenbeschwerden angereist, bewahrte sich als Fünfter nach den Vorläufen (52,12) noch alle Medaillenchancen, doch gestern im Endlauf reichte die Kraft nur noch für 300 Meter. Seigel trat sowohl in die neunte wie auch die zehnte Hürde, hielt aber durch und erreichte nach 55,08 Sekunden als Achter das Ziel. »Ich konnte seit drei Wochen nicht richtig trainieren. Im Nachhinein war es ein Fehler, hier anzutreten«, musste er eingestehen.
Fünfte Athletin der LG Offenburg in Nürnberg war Sabrina Wagner. Die Athletin, die vom TV Gengenbach stammt, benötigte über 5000 Meter 17:53,42 Minuten (22.) und darf für sich in Anspruch nehmen, hautnah dabei gewesen zu sein, als ein neuer Stern aufgegangen ist: Die erst 18 Jahre alte Alina Reh rannte in 15:51,48 Minuten deutschen Jugendrekord und entthronte Sabrina Mockenhaupt.
Seinen größten Erfolg feierte auch Sebastian Karl. Der Mann vom TV Lahr wurde über 800 Meter in 1:50,46 Minuten Siebter. Für die dritte Silbermedaille, die in die Ortenau ging, hatte am Samstag Johannes Vetter gesorgt. Der Speerwerfer, der bei Boris Obergföll in Offenburg trainiert und in Ebersweier lebt, wurde Zweiter mit 83,12 Meter und war sehr zufrieden: »Der zweite Platz ist megageil. Ich bin 22 und habe hier Silber geholt.«