Wenn der jüngere den älteren Steuerwald schlägt
Der Volleyball hat die beiden Hausacher Steuerwald-Brüder schon in die weite Welt hinaus verschlagen. Nur selten haben sich die Wege des 27-jährigen Liberos Markus und des drei Jahre älteren Zuspielers Patrick in den letzten Jahren gekreuzt. Am Samstag kam es erstmals nach drei Jahren wieder zum sportlichen Brüderduell – und Markus behielt mit dem favorisierten VfB Friedrichshafen bei Patricks Underdog TSV Herrsching vor 1000 Zuschauern knapp mit 3:2 die Oberhand.
»Das war vorallem für die Familie eine tolle Gelegenheit, uns beide auf einmal zu sehen«, berichtet der siegreiche Markus vom Besuch der Eltern und Verwandschaft, die beim Bundesliga-Spiel am Ammersee sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnten. »Es ist schön, wir sehen uns auch nicht mehr so oft. Aber rein sportlich ist das für uns jetzt gar nicht so bedeutend«, schildert Patrick das erste Duell drei Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen in der französischen Liga, wo Markus fünf Jahre lang für Paris spielte, während Patrick ein Jahr für Saint-Nazaire die Schuhe schnürte.
Zukunft in Nationalmannschaft offen
Zuletzt standen die Brüder im vergangenen Januar im Trikot der deutschen Nationalmannschaft bei der knapp verpassten Olympia-Qualifikation in Berlin gemeinsam auf dem Feld.
Nach dem verpassten Rio-Ticket und dem Abgang von Bundestrainer Vital Heynen, der nun den VfB Friedrichshafen coacht, ist die Zukunft für Patrick und Markus in der Nationalmannschaft derzeit völlig ungewiss. »Es gibt nach wie vor keinen Nachfolger auf dem Trainerposten. Wir hängen etwas in der Luft und können schlecht für den Sommer 2017 planen«, verweist Markus auf sportliche Höhepunkte wie die WM-Qualifikation und die EM in Polen.
Und so fokussieren sich die beiden mit ihren Clubs ganz auf die Liga. Patrick, der nach der Geburt seiner Tochter Ilaria Ende des vergangenen Jahres 2017 seine langjährige Freundin Linda heiraten wird (mit Markus als Trauzeuge), sein Studium des Internationalen Managements beenden und die Trainer-A-Lizenz absolvieren will, peilt in seinem zweiten Jahr in Herrsching Platz sechs an: »Das wäre die direkte Qualifikation für die Playoffs.«
Rückkehr nach Paris
Markus, der nach fünf Jahren in der französischen Hauptstadt gemeinsam mit Ehefrau Julianne im Sommer nach Friedrichshafen zurückgekehrt ist, fühlt sich beim Rekordmeister pudelwohl: »Wir haben uns gut eingelebt, es war die richtige Entscheidung. Und auch sportlich läuft alles nach Plan«, will Markus mit dem VfB neben dem Pokalfinale auch in der Meisterschaft und in der Champions League um den Titel mitspielen. Apropos: im ersten Gruppenspiel der Königsklasse gastiert Markus mit den Häflern am Dienstagabend bei seinem Ex-Club Paris Volley: »Ich freue mich, viele Freunde aus Paris wiederzusehen. Die Mannschaft hat sich sehr verändert, es ist aber trotzdem ein besonderes Spiel für mich.«
In zweieinhalb Wochen kommt es zum nächsten Familienzusammentreffen – dann aber nicht auf dem Feld, sondern unter dem Weihnachtsbaum, wenn Markus und Patrick in die Kinzigtäler Heimat kommen und den Volleyball für ein paar Tage ruhen lassen.