Wolfgang Springmann: »Ein Finale ist immer besonders«
Wenn heute um 12.30 Uhr das Südbadische Pokalfinale zwischen den Oberligisten SV Oberachern und dem FC Villingen 08 im Offenburger Karl-Heitz-Stadion angepfiffen wird, drückt Wolfgang Springmann seinem SVO ganz fest die Daumen. Denn der 70-jährige Sport-Vorstand will seine lange Funktionärstätigkeit bei den Hornisgrindestädtern mit einem Titel beenden. Nach 20 Jahren an »vorderster Front« wird sich »Mister SV Oberachern« in der Jahreshauptversammlung am 5. Juli aus gesundheitlichen Gründen aus dem Vorstand verabschieden. Trotzdem blickt Springmann in die Zukunft und hat Visionen für den Fußballsport.
Herr Springmann, mit welchen Gefühlen blicken Sie dem Duell mit dem FC Villingen im heutigen Pokalfinale entgegen?
Wolfgang Springmann: Mit gemischten Gefühlen. Weil es ganz sicher ein schwieriges Spiel wird.
Steigt das Fußball-Fieber auch bei einem so routinierten Funktionär wie Ihnen?
Springmann: Natürlich, denn so ein Spiel hat man ja nicht jeden Tag.
Siebter in der Oberliga mit 52 Zählern – wie stolz ist man als Sport-Vorstand über solch ein Ergebnis?
Springmann: Man ist etwas stolz, aber man darf nicht vergessen, dass es eine Momentaufnahme ist und wir deshalb diese Platzierung in Demut sehen, weil wir wissen, es gibt auch andere Zeiten.
Welchen Anteil an den jüngsten Erfolgen hat neben Ihnen und Ihren Mitstreitern im sportlichen Bereich Trainer Thomas Leberer?
Springmann: Thomas Leberer hat den größten Anteil an der ganzen Sache, weil er einfach ein positiv Fußballverrückter und für unseren Verein enorm wichtig ist.
Würden Sie sich als »sportlicher Ziehvater« des Trainers bezeichnen, denn immerhin haben Sie ihn bereits zweimal in den vergangenen 20 Jahren verpflichtet?
Springmann: Ein bisschen schon. Denn das hat Thomas schon selbst in guten Zeiten von sich gegeben.
Vor 20 Jahren stand der SVO – damals mit dem Vorsitzenden Wolfgang Springmann und Spielertrainer Thomas Leberer – als Bezirksligist im Südbadischen Pokalfinale, 2016 nun ein zweites Mal. Wie optimistisch sind Sie, dass man jetzt den Cup mit nach Oberachern nehmen wird?
Springmann: Ich denke, die Chancen sind ungleich größer als vor 20 Jahren. Es ändert aber nichts daran, dass ein Finale immer ein besonderes Spiel ist und da kann man nie sagen, wie es ausgeht.
Der Cup-Sieg wäre ein tolles Abschiedsgeschenk der Mannschaft an Sie. Bei der Jahreshauptversammlung im Juli wollen Sie in den »Funktionärs-Ruhestand« gehen. Bleibt es dabei?
Springmann: Es bleibt dabei, auch weil ich aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten muss.
Wenn man in der Fußballer-Szene vom SV Oberachern und den Erfolgen des Vereins spricht, dann ist das gleichbedeutend mit dem Namen Wolfgang Springmann. Können Sie überhaupt abschalten, sich beim SVO auszuklinken?
Springmann: Das kann ich mir schon vorstellen, dass ich abschalten kann. Wobei ich, wenn es gewünscht wird, dem Nachfolger unterstützend zur Verfügung stehe.
Steht Ihr Nachfolger bereits fest?
Springmann: Ja, der steht fest, aber erst nach der Wahl wird bekanntgegeben, wer es ist.
Bleiben Sie dem SVO als Mit-Sponsor, der Sie nun auch schon seit Jahren sind, erhalten?
Springmann: Wir behandeln diese Dinge nicht in der Öffentlichkeit, sondern intern im kleinen Rahmen und dies ist entsprechend untereinander kommuniziert.
Wie ist man beim SV Oberachern, der »Nummer 1« im Fußball der Hornisgrindestadt, mit den strukturellen Bedingungen – Fußball- und Trainingsplätze, Clubhaus – zufrieden? Könnte mehr von der Kommune kommen?
Springmann: Es ist schwierig, eine Antwort in wenigen Worten zu geben. Sicher ist jedoch: Der SV Oberachern hat in der Oberliga Baden-Württemberg die schlechtesten Rahmenbedingungen. Wir haben in der Saison 2013/14 und nun 2015/16 alle Stadien und Sportanlagen der Konkurrenz gesehen und testen können. Wir haben in Bezug auf Trainingsmöglichkeiten und Parkplätze sehr schlechte Bedingungen und brauchen dringend eine neue Konzeption innerhalb der Großen Kreisstadt Achern. Vielleicht auch in Verbindung mit anderen Acherner Sportvereinen, um ähnlich wie der Bahlinger SC zu einer neuen Sportanlage zu kommen – mit vier neuen Sportplätzen inklusive Clubhaus. Das sind die Vorstellungen des SVO, hier muss man weiterkommen, sonst kann man sich mittelfristig in der Oberliga nicht halten.
Wäre nicht eine Verbindung mit den beiden Plätzen im Hornisgrindestadion der Kernstadt Achern herzustellen, zumindest für mehr Trainingseinheiten?
Springmann: Das ist nur kurzfristig eine Erleichterung. Der Hartplatz im Hornisgrindestadion wird zu einem Rasenplatz umgebaut und wir vom SV Oberachern bekommen dort dann drei Trainingseinheiten pro Woche für die erste Mannschaft. Aber langfristig brauchen wir eine richtig große und gute Lösung.
Große Lösung: Bedeutet das ein Zentrum mit Hauptspielfeld und Trainingsplätzen zentral in Achern?
Springmann: Ja richtig. In der Kernstadt an einem neuen Standort.
Zurück zum Pokalfinale: Erstmals wird die ARD Live-Einblendungen von allen Pokal-Endspielen in den DFB-Landesverbänden in einem Übertragungsmarathon ausstrahlen. Eine gute Sache für den Amateurfußball?
Springmann: Das ist zweifelsfrei eine ideale und gute Sache. Leider sind wir gleich um 12.30 Uhr dran. Es wäre natürlich um 15 oder 17 Uhr eine wesentlich bessere Zeit, aber wir nehmen es, wie es festgelegt ist.
Aber Sie haben dann mehr Zeit zum Feiern, falls der SVO den Cup gewinnt, als jene Teams, deren Spiele später angesetzt sind ...
Springmann: Daran wollen wir im Moment nicht denken, denn zuerst gilt es, die entsprechende Leistung zu bringen.
Ihr Tipp – schnappt sich der SVO den Pott im zweiten Anlauf?
Springmann: Ich sehe die entsprechende Hoffnung, bin aber zurückhaltend und hoffe, dass wir es schaffen – vielleicht mit einem knappen Sieg.
Wolfgang Springmann
Es ist definitiv – in der für 5. Juli terminierten Jahresversammlung wird sich »Mister SV Oberachern« Wolfgang Springmann aus dem Vorstand, der Funktionsriege, zurückziehen. Der inzwischen 70-Jährige will aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an vorderster Front stehen. Von 1991 bis 1996 war Wolfgang Springmann Vorsitzender des SVO, von 1996 bis 2000 Vorsitzender des Verwaltungsrates und von 2005 bis 2012 hat der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in »ungewählter Position« den ganzen Spielbetrieb mit den Verpflichtungen der jeweiligen Neuzugänge für die Vereinsführung gemanagt. Seit 2012 ist er nun Sport-Vorstand. In den 20 Jahren seiner Funktionärstätigkeit hat Wolfgang Springmann – der in jungen Jahren auch als Trainer aktiv war, neben anderen beim SV Linx – nach eigenen Angaben lediglich zwei Pflichtspiele seines SV Oberachern verpasst.