Wirtschaft

Auf dem Weg nach Tschechien

Ulf Tietge
Lesezeit 3 Minuten
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08. April 2004
Die Progress-Werk Oberkirch AG meldet neue Aufträge und mehr Umsatz aber auch eine höhere Verschuldung. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, sucht PWO für ein neues Werk einen Standort in Osteuropa. Tschechien ist dabei Favorit.
Oberkirch. Bislang wirkte der Autozulieferer PWO für Oberkirch wie eine Jobmaschine. 1137 Menschen arbeiten für die Progress-Werke, 2,1 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die schwache Konjunktur, der lahmende Autoabsatz und der wachsende internationale Konkurrenzdruck machen PWO-Vorstand Rainer Molenaar aber zusehends zu schaffen. Die Kapazitäten in Oberkirch sind nicht voll ausgelastet, einige der rund 100 Zeitarbeitsverträge wurden nicht verlängert. Da außerdem Autokonzerne die Kosten für Entwicklung und Serienanlauf an ihre Zulieferer abwälzen, ist der Netto-Verschuldungsgrad der PWO 2003 um acht Punkte auf 113 Prozent des Eigenkapitals gestiegen. Reaktion: Die Planungen der PWO für einen Gang nach Osteuropa sind konkreter geworden. Tschechien ist Favorit für ein neues Werk. »Es zeichnet sich ab, dass wir für unsere hohen Standortkosten Entlastung brauchen«, sagte Molenaar gestern im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse. Bisher bezieht PWO nur Zulieferteile aus Osteuropa, künftig brauche man »Unterstützung aus einem Niedriglohnland«, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern. Noch sei PWO mit seinem BBB-Rating gut konkurrenzfähig, betonte Molenaar. Die Rücksitzbank der neuen Mercedes A-Klasse komme von PWO, im Herbst beginnt die Serienfertigung eines Cockpitträgers für den französischen PSA-Konzern (Peugeot, Citroen). Allerdings wird PWO 2004 nicht so stark wachsen wie in der Vergangenheit. 2003 legte der Umsatz um 9,6 Prozent auf 192 Millionen Euro zu. Geplant waren nur 185 Millionen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 5,8 Prozent auf 14,6 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss stagnierte aber bei 7,0 Prozent – dank Flutopfer- und Steuervergünstigungsabbaugesetz stieg die Steuerquote von 35 auf 39,3 Prozent. Die PWO-Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von einem Euro erhalten – zuzüglich Gulaschsuppe bei der Hauptversammlung im Mai. Das aber war der Börse gestern nicht genug: Der PWO-Kurs sank zwischenzeitlich um knapp vier Prozent auf 29 Euro. Für 2004 rechnet Molenaar mit erstmals mehr als 200 Millionen Euro Umsatz aber einem Wachstum von nur vier Prozent. Die Werkzeugumsätze, der wichtigste Vorbote kommender Serienaufträge, seien bereits gesunken. Probleme bereitet Molenaar auch der chaotische Stahlmarkt – die erheblichen Preisschwankungen bei dem Rohstoff belasten die PWO-Kalkulation. Eine Kapitalerhöhung oder die baldige Ausgabe von Unternehmensanleihen schloss Molenaar für die Zukunft dennoch aus. Bankkredite seien billiger, als sich über den Kapitalmarkt zu refinanzieren. Erfreulich stellt sich die Bilanz der PWO Canada dar: Der Umsatz der 109-Mitarbeiter-Tochter stieg um 37 Prozent auf 34 Millionen Dollar – und das bei positiven Zahlen. Das stete Wachstum bei PWO lässt zudem auch den Vorstand wachsen. Neben Finanz-Boss Rainer Molenaar und dem für Technik und Vertrieb zuständigen Karl M. Schmidhuber wird künftig Winfried Blümel den Bereich Produktion und Logistik verantworten. Blümel kommt von VW in Wolfsburg und tritt seinen Job im Renchtal in der Woche nach Ostern an.

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