Den Zugang zum Kunden finden
Die Ausschreibung zum 4. Ortenauer Marketingpreis steht kurz vor der heißen Phase. Duschan Gert (Präsident) und Rainer Waltersbacher (Geschäftsführender Vorstand) vom Marketingclub Ortenau/Offenburg erklären im Interview mit der Mittelbadischen Presse, was dieses Mal anders ist und warum Marketing aus ihrer Sicht immer wichtiger wird.
Wie sind die Bewerbungen zum diesjährigen Marketingpreis angelaufen?
Duschan Gert: Bisher ist es noch ruhig. Der Bewerbungsschluss ist der 23. September. Die Firmen stellen im August ihre Bewerbung zusammen. In der Regel geht das Gros der Bewerbungen dann kurz vor Einsendeschluss ein.
Rainer Waltersbacher: Und unsere Gala mit der Preisverleihung findet dann am 26. November in der Offenburger Reithalle statt.
Die Beteiligung war beim vergangenen Mal rückläufig. Lässt das Interesse nach?
Gert: Wir haben die Aufgabenstellung erhalten, neue Ideen in den Marketingpreis mit einfließen zu lassen. Das hat sich durch viele Gespräche ergeben.
Waltersbacher: Deshalb haben wir jetzt vier Kategorien ausgelobt. Die gelten für Unternehmen mit bis zu zehn, 50 und 500 Mitarbeitern und dann ab 500 Mitarbeitern. Wir wollen den unterschiedlichen Unternehmen gerechter werden.
Gert: Auch vergeben wir in diesem Jahr einen Ehrenpreis für nachhaltiges Marketing, das über Jahre hin seine Entfaltung zeigt. Und das hat die Bürgerinitiative Bahntrasse für den Offenburger Tunnel mit Bravour gemacht. Ihr Marketing hat der Region ganz konkret den Offenburger Bahntunnel gebracht.
Was ist jetzt daran Marketing?
Waltersbacher: Die Bürgerinitiative hat über mehrere Jahre sehr konsequent ihr Anliegen öffentlichkeitswirksam dargestellt. Es sind gezielt Überlegungen angestellt worden, wie die Ziele erreicht werden können. Über Jahre wurde unglaublich viel auf die Beine gestellt. Das war beispielhaft.
Gert: Die Bürgerinitiative hat die ganze Region mobilisiert. Es ist gelungen, den Schulterschluss zwischen Bürger, Region und Politik herzustellen. Es wurde viel Lebenszeit geopfert für dieses Ziel. Das ist großartig. Da ist der Ehrenpreis eine kleine Anerkennung für das, was da geleistet wurde.
Was glauben Sie, woran hat es gelegen, dass die Resonanz im vergangenen Jahr nachgelassen hat?
Gert: Die Kategorisierung in »große« und »kleine« Unternehmen war zu unspezifisch. Die Trennlinie verlief bei 50 Mitarbeitern. Da hat sich der eine oder andere keine Chance ausgerechnet zu gewinnen und erst gar nicht teilgenommen. Gerade die Kategorie bis zehn Mitarbeiter halte ich für sehr gut. Wir haben in der Region viele Startup-Unternehmen, die können sich jetzt in ihrer eigenen Liga bewerben und müssen sich nicht mit den etablierten Unternehmen messen.
Eine Möglichkeit ist es, die Kategorien auszuweiten, eine andere wäre doch gewesen, den Preis alle zwei Jahre auszuschreiben. Warum ist man diesen Weg nicht gegangen?
Gert: Daran haben wir nie gedacht. Natürlich steckt sehr viel Engagement der Mitglieder dahinter. Aber es ist immer klar gewesen, wir machen das jedes Jahr. Da werden wir nicht daran rütteln.
Waltersbacher: Schließlich werden jedes Jahr viele neue Marketingmaßnahmen ausgearbeitet und erfolgreich im Markt platziert.
Gibt es im Marketing neue Trends in diesem Jahr?
Gert: Die Branche verändert sich schnell. Print wird weiter eine wichtige Rolle spielen. Allerdings werden die Unternehmen ihr Marketingbudget anders aufteilen müssen. Die Rolle des Internets wird immer wichtiger. Da kommen wir nicht daran vorbei. Den Kunden müssen viel zielgerichteter Marketingbotschaften präsentiert werden. Die Zeiten des Gießkannenprinzips sind vorbei. Marketing wird immer individueller.
Wie muss ich mir das vorstellen?
Gert: Wenn Sie zum Einkaufen in die Stadt gehen, wird der Händler irgendwann genau wissen, ob sie Nivea mögen oder eine andere Creme.
Also so wie bei Amazon. Kucke ich da Katzennahrung an, werden mir entsprechende Produkte im Spiegel-Artikel angeboten.
Waltersbacher: Genau so wird das sein. Das ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite sind wir überrascht, wie unsere Internettätigkeit vernetzt ist. Auf der anderen Seite kann es auch ein Vorteil sein.
Wie das?
Waltersbacher: In der heutigen Informationsflut gehen wir unter. Da braucht es jemanden, der vorfiltert und unterstützt.
Und wer ist da der Kapellmeister?
Waltersbacher: Das sind Computerprogramme, die individuelle Informationen verarbeiten. Aber letztlich ist das schon immer so gewesen. Wenn ein Freund zu einem bestimmten Produkt rät, probiert man es ja auch eher aus, als wenn man dazu keine Meinung gehört hat. Oder fragt noch weitere Leute. Heute verlagert sich diese Filterung eben mehr und mehr ins Internet.
Gert: Die Vernetzung nimmt immer stärker zu. Wenn ich mir ein neues Produkt kaufen will, schaue ich mich im Internet um, was meinen Ansprüchen entspricht, und kaufe es dann beim Händler vor Ort.
Lässt sich mit Facebook überhaupt schon Geld verdienen?
Waltersbacher: Da geht es nicht ums Geldverdienen, sondern um den Zugang zu potentiellen Kunden. Facebook ist nur ein Instrumentarium von vielen.
Gert: Mit Facebook ist man ganz nah am Kunden. Und wenn man seine Wünsche versteht, kann man ihm sein Produkt anbieten. Und die User sind dafür auch ganz offen. Privatsphäre spielt nicht die Rolle, die wir uns immer denken. Ich lasse die User über die Sommersorte bei Schwarzwald-Sprudel abstimmen. Diese freuen sich über die Möglichkeit der Beteiligung, und wir wissen, wie unsere Produkte ankommen.
Waltersbacher: Das funktioniert nur, wenn beide Seiten etwas davon haben. Das ist ganz wichtig. Es ist ein Geben und ein Nehmen.
Gert: Die Kommunikation mit dem Kunden wird intensiver. Wenn im Unternehmen etwas schiefläuft, lässt sich das blitzschnell kommunizieren. Man entschuldigt sich, klärt auf und kann so die Kunden viel schneller beruhigen. Die sozialen Medien sind eine große Chance für uns.
4. Ortenauer Marketingpreis
Im 17. Jahr seines Bestehens schreibt der Marketing-Club Ortenau-Offenburg den 4. Ortenauer Marketingpreis aus. Mit dem Marketingpreis soll zum einen der Stellenwert des Marketings sichtbar werden. Und zum anderen möchten die Initiatoren den Firmen, die gutes Marketing betreiben, mit dem Preis eine öffentlichkeitsstarke Plattform bieten.
Was wird prämiert?
Prämiert werden in den Kategorien Kleinunternehmen (1 bis 10 Mitarbeiter), kleine mittelständische Unternehmen (11 bis 50 Mitarbeiter), mittelständische Unternehmen (51 bis 500 Mitarbeiter) und Großunternehmen (mehr als 500 Mitarbeiter) herausragende Marketingleistungen unabhängig davon, ob es sich um einzelne produkt- oder zielgruppenspezifische Maßnahmen und Kampagnen handelt oder ob die Leistung eine ganzheitliche Unternehmensstrategie umfasst. Dazu gibt es seit diesem Jahr einen Ehrenpreis für nachhaltiges Marketing.
Wie wird prämiert?
Über die eingereichten Beiträge zur Bewerbung entscheidet eine unabhängige Jury, deren Mitglieder vom Vorstand des MarketingClubs Ortenau/Offenburg berufen werden. Die Jury ermittelt unter Ausschluss des Rechtsweges anhand der eingereichten Unterlagen die Preisträger. Die Entscheidung ist nicht anfechbar. Bei Befangenheit eines Jurymitgliedes im Einzelfall wird dieses an der Entscheidung nicht beteiligt.
Welche Fristen sind zu beachten?
Bewerbungen müssen bis spätestens 23. September 2016 eingegangen sein. Es gilt das Datum des Poststempels. Später eingereichte Beiträge können nicht berücksichtigt werden. Die Preisverleihung findet am 26. November 2016 im Rahmen einer festlichen Gala in der Reithalle in Offenburg statt.