Wirtschaft

Der Antrag in der Achterbahn

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04. Juli 2012
Stephan Hund - Michael Mack (33) ist Gesellschafter des Familienunternehmens Mack Rides in Waldkirch. Zuvor leitete der Sohn des Europa-Park-Mitbegründers Roland Mack gemeinsam mit Christian von Elverfeldt das operative Geschäft.

(Bild 1/2) Stephan Hund - Michael Mack (33) ist Gesellschafter des Familienunternehmens Mack Rides in Waldkirch. Zuvor leitete der Sohn des Europa-Park-Mitbegründers Roland Mack gemeinsam mit Christian von Elverfeldt das operative Geschäft.

Christian von Elverfeldt und Michael Mack sind zwei der wichtigsten Akteure beim Waldkircher Fahrgeschäftebauer Mack Rides, der auf eine 230-jährige Geschichte zurückblickt. Im Interview mit unserem Schwestermedium inside B sprachen die beiden über die Erfolgsgeschichte »Blue Fire« und die Zukunft der Freizeitparks.

Herr Mack, Herr von Elverfeldt, die Olympischen Sommerspiele in London stehen vor der Tür. Für die Winterspiele in Sotschi 2014 bauen Sie die Looping-Achterbahn »Blue Fire« nach. Ist Russland Neuland für Mack Rides?

Christian von Elverfeldt: Sotschi wird unser Einstiegsprojekt in Russland sein und wir erhoffen uns davon Folgeaufträge, um diesen Markt für uns zu öffnen.

Michael Mack: Es gibt dort Freizeitparks aus der Sowjet­zeit, aber eben noch keine modernen. Ein solcher entsteht jetzt. Die »Blue Fire« wird die schönste und modernste Bahn im ganzen Land sein.Wo liegen die weiteren Wachstumsmärkte?

von Elverfeldt: Im Moment eindeutig in China. Da muss man dabei sein. Wobei wir ein bisschen Angst vor China haben. Die Chinesen versuchen, unsere Attraktionen zu kopieren. Aber noch können sie es nicht.

Neben Sotschi – welche Projekte laufen derzeit noch?

von Elverfeldt: Jede Menge. Die bestehenden Parks müssen ja ständig etwas tun, um ihre Attraktivität hoch zu halten. Unsere Kundschaft ist in der ganzen Welt verteilt. Amerika ist ganz stark und auch Europa. Mit Australien habe ich eben über eine Wasserachterbahn für nächstes Jahr verhandelt. Und vor Kurzem ging eine Bahn raus nach Sizilien in den Wasserpark »Etnaland«.

Ihr Exportanteil liegt bei rund 95 Prozent. Die »Blue Fire« ist einer Ihrer Exportschlager schlechthin und auch ein wichtiges Kapitel in der Unternehmensgeschichte von Mack Rides. Damit haben Sie sich auch im Bereich Schienentechnik einen Namen gemacht. Davor waren es überwiegend Wasseranlagen.

von Elverfeldt: Im Bereich Wasseranlagen sind wir Marktführer. Aber nur dabei zu bleiben, wäre der falsche Weg gewesen. Wir müssen auf ganzer Linie innovativ bleiben und von den kleinen Rundfahrgeschäften über die großen Achterbahnen bis hin zu den Wasserfahrgeschäften alles anbieten. 2007 haben wir zum Beispiel erstmals eine interaktive Bootsfahrt im Europa-Park eröffnet. Das ist ein Exportschlager, besonders in heißen Ländern. Wir werden eine weitere Anlage für den Europa-Park bis 2014 bauen, die auch eine Innovation darstellen wird.

Michael Mack: »Die ›Blue Fire‹ ist ein Meilenstein für uns – für Herrn von Elverfeldt und mich, aber auch für die gesamte Familie.«

Erzählen Sie mehr davon.

von Elverfeldt: Darf ich noch nicht.

Dann erzählen Sie uns, wie die »Blue Fire« entstanden ist. Es gibt da so schöne Entstehungsgeschichten.

Mack: Welche kennen Sie denn?

Die Weihnachtsgeschichte.

von Elverfeldt: Ja, das ist wirklich eine Weihnachtsgeschichte. Das war auf der Weihnachtsfeier 2007 in Waldkirch. Beide Gesellschafter waren da, sowohl Roland Mack als auch Jürgen Mack. Wir haben uns alle in ein Besprechungszimmer zurückgezogen und Michael Mack und ich haben gedrückt und gedrückt. Dann hieß es: Jawohl, jetzt baut sie halt! Bei der Eröffnungsfeier 2009 hat Roland Mack gesagt: Die »Blue Fire« mit Mack Rides zu bauen, war die größte unternehmerische Herausforderung. Denn wäre es schiefgegangen, hätte er nicht die eigene Firma verklagen können. Aber es ist nicht schiefgegangen. Michael Mack hat ganz stark dazu beigetragen, dass wir die Chance überhaupt bekommen haben, die »Blue Fire« zu bauen.

Und wie haben Sie es geschafft, Ihre Familie zu überzeugen, Herr Mack?

Mack: Ich bin bestimmt nicht zu meinem Vater gegangen und habe gesagt: Du, ich hab’ da eine tolle Idee und jetzt mach’ ich das mal! Das war ein langer und schwieriger Prozess. Durch meine langjährige Anwesenheit in Waldkirch hat meine Familie sicherlich gedacht: Der Michael ist vor Ort, wir haben Vertrauen in ihn und er hat Vertrauen in seine Leute. Es war ja auch nicht so, dass Herr von Elverfeldt und ich ein Jahr Mack Rides geleitet haben und plötzlich die »Blue Fire« bauen wollten. Davor kam die ganze technische Entwicklung mit einer Umstellung des Produktionsverfahrens. Wir haben ruhigere und komfortablere Schienen produziert. Das hat letztendlich auch die Familie überzeugt und uns gezeigt: Wir können es noch besser. Die »Blue Fire« ist ein Meilenstein für uns – für Herrn von Elverfeldt und mich, aber auch für die gesamte Familie Mack und den Europa-Park. Für mich übrigens auch ein persönlicher Meilenstein, denn in der »Blue Fire« habe ich meiner Frau den Heiratsantrag gemacht.

Der Europa-Park ist das Schaufenster der Firma Mack Rides. Die neuesten Attraktionen aus dem Hause Mack kann man gleich selbst ausprobieren. Machen das Ihre Kunden so?

Mack: Im Idealfall läuft das so ab, ja.

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von Elverfeldt: Deswegen lieben wir es, die neuesten Anlagen im Europa-Park aufzustellen. Wir haben die Möglichkeit, unsere Kunden einzuladen. Tagsüber können sie die Anlagen vor Ort testen und abends schön essen gehen und sich anschließend an der Bar vergnügen. Da kommen sie gerne. Zudem können wir die Erfahrung des Parkbetreibers vorweisen. Das ist viel wert und überzeugt auch meistens die Kunden, die Anlage für ihren Park zu kaufen.

Sie bauen ja nicht nur Fahrgeschäfte, sondern entwickeln auch Ideen für die Gestaltung von Parks.

Mack: Damit beauftragen wir die Design-Abteilung Mack Solutions im Europa-Park. Der Markt auf dem Gebiet Design ist in der Tat groß und es gibt viele Mitbewerber. Früher war unsere Design-Abteilung allein für den Europa-Park zuständig, war aber schon damals ein Verkaufsargument für den Kunden. Denn er sieht, dass wir die Kompetenz haben, Achterbahnen in ein Konzept zu integrieren. Das ist ein riesiger Marktvorteil. Wir sind die einzige Familie weltweit, die Bahnen herstellt, betreibt und auch thematisch in ein Konzept einbinden kann. Dieses Know-how gibt es sonst nirgends auf der Welt.

von Elverfeldt: Man muss aber auch sehen, dass bestehende Freizeit- und Vergnügungsparks meistens ihre eigenen Designer haben.

Mack: Aber nur die großen. Die kleinen weniger.

von Elverfeldt: Ja, das stimmt. Aber vor allem diejenigen, die einen komplett neuen Park bauen wollen, greifen gerne auf unsere Kompetenz und Beratung zurück.

Christian von Elverfeldt: »Der wichtigste Punkt ist, dass die Bahn sowohl den Sechsjährigen als auch den 70-Jährigen anspricht.«

Wo liegen die Grenzen bei der Entwicklung neuer Freizeitparkattraktionen?

Mack: Es gibt eigentlich keine Grenzen, die Frage ist: Wie weit will man gehen?

von Elverfeldt: Der wichtigste Punkt ist, dass die Bahn sowohl den Sechsjährigen als auch den 70-Jährigen anspricht.

Und wo liegen die Trends der Freizeitparkindustrie?

Mack: Der Park als Erlebnis für die ganze Familie.

von Elverfeldt: Ein Wohlfühlgefühl auf allen Ebenen muss entstehen. Viele Kunden, die neue Parks bauen, verstehen das oft nicht. Sie meinen, sie müssen riesige Achterbahnen hinstellen, um einen Marketingeffekt zu haben. Aber das bringt nichts. Beispiel Abu Dhabi: Der Ferrari-Park dort hat sehr schlechte Besucherzahlen – obwohl da tolle Anlagen stehen, die eben nur die Geschwindigkeitssucht, nicht aber den Familiensinn befriedigen. Entscheidend wird in Zukunft auch die Qualität der Bahnen sein. Für viele unserer Kunden erfinden wir die Bahn nicht neu, sondern liefern Anlagen wieder nach. Man darf ja nicht vergessen: Die Fahrgeschäfte laufen teilweise jeden Tag, Jahr für Jahr. Was das für eine Beanspruchung ist!

Herr Mack, ein Wasserpark für den Europa-Park ist ja schon länger im Gespräch. Wann kommt er denn nun endlich?

Mack: Pläne gibt es – aber es war nie unsere Philosophie, schnell zu wachsen. Mit dem neuen Hotel »Bell Rock« und der Holzachterbahn »Wodan« treiben wir mit 60 Millionen Euro ein hohes Investitionsvolumen voran – und diese Millionen wollen erst einmal gut verarbeitet werden. Das hat auch die ganze Kraft der Familie in Anspruch genommen. So, dass wir erst einmal kein festes Datum für den Wasserpark nennen.

Und wie dürfen wir uns den Europa-Park im Jahre 2030 vorstellen?

Mack: Der Europa-Park wird sich noch mehr zum Kurzreiseziel entwickeln. Es gibt viele Ansätze, vor allem was den Ausbau Richtung Autobahn A5 angeht: zum einen den besagten Wasserpark, zum anderen noch weitere Übernachtungsmöglichkeiten im Stil eines »Center Parcs«, beispielsweise mit Holzhäusern. Auch eine Art »Pleasure Village« ist denkbar, eine Art Minidorf mit Bars, wo man sich abends unabhängig vom Park vergnügen kann. Wir werden auf jeden Fall daran arbeiten, qualitativ der beste Park der Welt zu bleiben – das sage ich aus Überzeugung.

Lesen Sie das komplette Interview in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins inside B.

Mehr zu Mack Rides unter: www.mack-rides.com

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