Volksbank in der Ortenau: Mehr Kreditvolumen, weniger Gewinn
Die neu entstandene Volksbank in der Ortenau hat gestern ihre ersten Bilanzzahlen nach der Fusion bekanntgegeben. Das Geschäft läuft gut, doch das negative Zinsumfeld drückt auf die Marge.
»Die Zeit von Schönwetterkapitänen ist endgültig vorbei – es ist die Zeit der Entscheider«, sagt Markus Dauber, der Vorstandschef der Volksbank in der Ortenau. Was Dauber damit meint, liegt auf der Hand. Denn auch mit einem deutlich verbesserten Kundengeschäft schaffen es sämtliche Regionalbanken derzeit nicht, eine Gewinnsteigerung einzufahren. Das Ziel ist derzeit vielmehr, möglichst wenig Gewinn zu verlieren – und die strategisch wichtigen Entscheidungen zu treffen, um auch künftig erfolgreich am Markt zu bestehen.
Über dem Durchschnitt
Die Volksbank in der Ortenau hat das im Geschäftsjahr 2016 vergleichsweise gut hinbekommen. Das rückwirkend zum 1. Januar 2016 aus den beiden Volksbanken Offenburg und Achern entstandene Institut musste zwar einen Rückgang beim Betriebsergebnis von 5,4 Prozent verkraften, doch das Geschäft mit den Kunden in der Region läuft unter Volldampf. Das Kreditvolumen zeigt sich mit einem Wachstum von über neun Prozent deutlich über dem Schnitt der genossenschaftlichen Branche in Baden-Württemberg. »Das Wachstum ist in erster Linie durch die private Wohnbaufinanzierung geprägt«, sagt Dauber. Hier lag die Wachstumsrate bei stolzen 18,2 Prozent. Das Firmenkundengeschäft hingegen zeigte mit einem Plus von knapp 0,5 Prozent eine vergleichsweise bescheidene Wachstumsrate.
Dank der Einführung von Negativzinsen auf Geschäftsguthaben schaffte es die Volksbank, den Mittelzufluss institutioneller Anleger zu stoppen. Vielmehr zogen einige vermögende Geschäftskunden ihre Guthaben zu anderen Banken ab. Die Einlagen in diesem Bereich reduzierten sich um knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 704 Millionen Euro.
»Technisch affine Bank«
Kosten will die Volksbank in der Ortenau künftig vor allem relativ senken. Dauber: »Wir frieren die absoluten Kosten ein und reduzieren sie durch unser Wachstum.« Dabei sollen auch Prozessoptimierungen helfen, um die Effizienz im Unternehmen zu steigern. So investiert die Volksbank derzeit massiv in ihr neues Angebot V@ON, das im April an den Start gehen soll. Dabei wird das klassische Onlinebanking auch mit der Beratung im Internet verzahnt. »Wir sind eine technisch affine Bank«, sagt Dauber. »Aber erst, wenn es viele Tausend Menschen nutzen, ist es auch ein Erfolg.
Der Trend zur zunehmenden Digitalisierung sorgt auch für Umstrukturierungen im Filialnetz. In diesem Jahr noch soll das Personal an drei Geschäftsstellen in der Offenburger Peripherie abgezogen werden. Vorstand Clemens Fritz: »Es wäre unseriös zu sagen, dass dies bereits das Ende der Fahnenstange ist.«
Volksbank in Zahlen
Die wichtigsten Zahlen des Geschäftsjahres 2016 im Überblick:
◼ Bilanzsumme: 2,626 Milliarden Euro (2015: 2,701 Milliarden Euro)
◼ Private Kundeneinlagen: 1,202 Milliarden Euro (2015: 1,152 Milliarden Euro)
◼ Kundenkredite: 1,95 Milliarden Euro (2015: 1,786 Milliarden Euro)
◼ Kundendepotsvolumen: 722 Millionen Euro (2015: 671 Millionen Euro)
◼ Ertragslage: Zinsüberschuss: 49,6 Millionen Euro (2015: 51,7 Millionen Euro);
Provisionsüberschuss: 23,1 Millionen Euro (2015: 22,9 Millionen Euro); Betriebsergebnis: 21,1 Millionen Euro (2015: 22,3 Millionen Euro)
◼ Eigenkapital: 297 Millionen Euro (2015: 273 Millionen Euro)
◼ Zahl der Standorte: 39
◼ Personal: 507 Mitarbeiter (2015: 547)
◼ Zahl der Mitglieder: 59 783 (2015: 59 148)tas