Franz Burda war ein weltweit anerkannter Tiefdruck-Pionier
Franz Burda junior, der 84-jährige Sohn des Verlegerehepaares Franz und Aenne Burda, war Dienstag vergangener Woche in Offenburg im Beisein seiner Frau Christa und der Familie friedlich eingeschlafen. Als Druckereifachmann hatte sich Franz Burda in den 70er- und 80er-Jahren weltweit einen Namen gemacht. Die Mittelbadische Presse blickt auf das Leben des erfolgreichen Unternehmers zurück und lässt seine beiden Brüder, Verleger Hubert Burda (76) und Kunstmäzen Frieder Burda (80), zu Wort kommen.
Das Rampenlicht mied er nicht nur in den letzten zwei Jahrzehnten. Er lebte zurückgezogen mit seiner Frau in der Offenburger Schanzstraße – ganz in der Nähe seines Elternhauses. Eine schwere Krankheit fesselte ihn an den Rollstuhl. Franz Burda war ein sympathischer Mitbürger, ist den Erzählungen von Weggefährten zu entnehmen – trotz seiner hervorgehobenen Stellung.
Sein weltweites Druckerei-Imperium suchte in den 70er- und 80er-Jahren seinesgleichen. Vergangene Woche schlief er friedlich im Kreise seiner Familie ein. »Offenburg muss sich von einer besonderen Unternehmerpersönlichkeit und einem großzügigen Wohltäter verabschieden«, schrieb Oberbürgermeisterin Edith Schreiner (CDU). Heute, Freitag, wird Franz Burda junior im engsten Familienkreis beigesetzt.
Kommunikationsfreudig und humorvoll
In Offenburg geboren und in der Nachkriegszeit aufgewachsen, zeigte sich seine den Menschen zugewandte Wesensart schon früh. Kommunikationsfreudig und schwungvoll, frohgelaunt und humorvoll – so kannte man den Erstgeborenen des Senators. Eigenschaften, die Franz Burda rasch populär machten und ihn vor allem in Offenburger Vereinen schon früh zur Legende werden ließen. Hexenzunft, Skiclub und die Männerbadgesellschaft unterstützte er zeitlebens.
Seine berufliche Karriere startete Franz Burda junior in England, wo er zum Tiefdrucker und Ätzer ausgebildet wurde. Es war die fachliche Basis für seinen späteren Ruf in der Druckbranche. Bereits 1958 wurde er technischer Betriebsleiter im väterlichen Unternehmen. Ein großer Vertrauensbeweis: Und Franz Burda hielt seinem Vater dadurch den Rücken frei, so dass sich dieser dem Ausbau des Verlagsgeschäftes widmen konnte.
Seinem Vater sehr ähnlich
Überhaupt war Franz Burda seinem Vater sehr ähnlich: gradlinig, offen, dynamisch. Er organisierte in Offenburg den Aufbau einer hochmodernen Rotationstiefdruckanlage und machte sich rasch einen überragenden Namen als Experte für Druckerei- und Ätztechnik, auch an den Standorten Darmstadt und im elsässischen Mülhausen. Später baute er in Lynchburg im Bundesstaat Virginia die erste Tiefdruckerei in den USA, ein Meilenstein der Firmengeschichte.
International galt der Offenburger seither als Vordenker für die Druckbranche. Durch sein Talent und sein technisches Geschick führte er als geschäftsführender Gesellschafter Burda im Tiefdruck an die Weltspitze. Auch war er maßgeblich am Erwerb der Beteiligung am Springer-Verlag involviert.
Burdaianer wussten: Sein Wort galt
Bemerkenswert war sein Verhältnis zur Belegschaft, Burdaianer genannt. Seine Verlässlichkeit und Offenheit – sein Wort galt – waren die Grundlage eines ausgeprägten Vertrauensverhältnisses zwischen den Druckern und ihrem Chef. Hinzu kam ein schon früh entwickeltes betriebliches Sozialsystem, das Maßstäbe in der Branche setzte. Seine Unternehmensführung galt dabei als modern und partizipatorisch. Viele Mitarbeiter waren Spezialisten, die ständig weitergebildet wurden, um den hohen Qualitätsstandard zu sichern.
Nach dem Tod von Senator Franz Burda teilten die drei Söhne das Erbe auf: Die älteren Brüder Franz und Frieder bekamen die Beteiligungen am Springer-Verlag, die amerikanischen Druckereien sowie die Papierfabriken und Speditionen. Der jüngste, Hubert Burda, baute das Stammgeschäft mit den Verlagen und Druckereien weiter aus und formte den internationalen Medienkonzern Hubert Burda Media.
Abseits des Rampenlichts
Frieder Burda machte sich als Kunstsammler einen Namen und ließ für seine Sammlung in Baden-Baden das international renommierte Museum Frieder Burda bauen. Franz Burda blieb als Unternehmer abseits des Rampenlichts. Gemeinsam mit Frieder gründete er in Baden-Baden eine Vermögensverwaltung und beteiligte sich an Firmen wie einer Fluggesellschaft und einem Speditionsverbund, ehe er sich Mitte der 90er-Jahre aus dem Geschäftsleben zurückzog. Privat reiste Franz Burda leidenschaftlich gerne, vor allem in die USA. Ein weiteres Hobby war die Jagd. Burda war in zweiter Ehe verheiratet. Seiner ersten Ehe entstammen ein Sohn und eine Tochter.
Heute nimmt Offenburg Abschied von Franz Burda junior, dem Bürger, Unternehmer und Mäzen. Die Trauerfeier beginnt um 11 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche.
Peter Reiff über den "Tiefdruck-Pionier"
»Franz Burda war davon überzeugt, dass Tiefdruck auch in Amerika erfolgreich sein wird, und brachte den Tiefdruck von Offenburg nach Amerika. Als Geschäftsführer Gerd Spraul mich durch die gerade fertiggestellte Druckerei in Lynchburg führte, war ich überwältigt von dem da auf der grünen Wiese Entstandenen.
Franz Burda war ein weltweit anerkannter Tiefdruck-Pionier.«
Peter Reiff
Verleger