Wirtschaft
Ganter in der Klemme
Karl-Heinz Zurbonsen
30. August 2008
Zusatzinhalte nur mit verfügbar - jetzt informieren
Die Freiburger Privatbrauerei Ganter könne aufgrund der aktuellen Entwicklung vermutlich nur eine »rote Null« erwirtschaften und müsse die Bierpreise im Herbst um fünf bis sechs Prozent erhöhen, kündigte Geschäftsführer Maximilian Erlmeier an.
Freiburg. Ganter sitzt wie die meisten Brauer in der Klemme: Der Bierabsatz sinkt wie fast überall in Baden-Württemberg um rund fünf Prozent, aber die Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport sind im laufenden Geschäftsjahr um rund 700 000 Euro gestiegen. Die Verluste aus Absatzrückgang und Kostenexplosion sollen überdies durch weitere Einsparungen im Personalbreich aufgefangen werden.
Die Privatbrauerei wird auf die Absatz- und Kostenkrise mit einer Erhöhung der Preise für Fass- und Flaschenbier zum 1. Oktober reagieren. Dadurch müssen die Gastronomen fürs Fassbier ungefähr neun Euro je Hektoliter mehr bezahlen. Auch im Handel muss der Bierkonsument tiefer in die Tasche greifen. Auf jede Kiste Bier schlägt Ganter 50 Cent auf. In Hotels, Restaurants und Kneipen müsse der Verbraucher mit einem Aufschlag je Glas Bier oder Pils von mindestens fünf bis zehn Cent rechnen, hieß es bei Ganter. Auch die Staatsbrauerei Rothaus hat Bierpreiserhöhungen fürs Tannenzäpfle angekündigt.
Allein die Preise für Strom, Benzin, Flaschen, Hopfen und Braumalz hätten sich durchschnittlich zweistellig, im Einzelfall sogar bis zu 84 Prozent erhöht. »Solche Kostensteigerungen können nicht mehr durch Einsparungen in den Brauereien aufgefangen werden«, versicherte Erlmeier. In den vergangenen beiden Geschäftsjahren hatte Ganter einen Umsatz von knapp über 20 Millionen Euro, einen Bierausstoß von 135 000 Hektolitern und einen Ertrag von ca. einer Million Euro ausgewiesen.
Rauchverbot ist schuld
Umsatz- und Absatzrückgang ist nach Einschätzung von Ganter »klare Folge des Rauchverbots in der Gastronomie«. Erlmeier plädierte gegen ein generelles Rauchverbot. Die Wirte sollen selbst entscheiden können, ob sie ein Raucher- oder Nichtraucherlokal betreiben wollen. Gleichzeitig klagen die Privatbrauer über die allgemeine Konsumzurückhaltung.
»Mit dieser Preiserhöhung werden wir voraussichtlich nur die Hälfte unserer Mehrkosten decken können«, erklärte Erlmeier, der Rest müsse durch Senkung der Personalkosten und Optimierung des Brauprozesses eingespart werden.
Ganter plant nach eigener Aussage keine Entlassungen. Die Mitarbeiterzahl – bereits von 75 auf 70 reduziert – soll weiter gesenkt werden. Ziel sei, drei Mitarbeiter in Altersteilzeit zu schicken und mehrere ausscheidende Mitarbeiter nicht zu ersetzen. Die Chefsekretärin arbeitet künftig nur noch halbtags. Die Stelle des ausgeschiedenen Verkaufsleiters will man nicht neu besetzen. Geplant ist eine Marketingoffensive zur Auffrischung des Ganter Pils. Mit dem Freiburger Pils hat Ganter bereits einen Marktanteil von 25 Prozent und damit fast eine Größenordnung wie das Tannenzäpfle von Marktführer Rothaus erreicht.